1. Startseite
  2. Ostalb
  3. Schwäbisch Gmünd

Suchtberatung in Gmünd: Was tun, wenn Cannabis legal wird?

Erstellt:

Von: Bernd Müller

Kommentare

Mehr Nachfrage, mehr Beratung - und auch mehr Geld? Landtagsabgeordneter Tim Bückner (l.) war Gast beim Frühsommerfest der Sozialberatung und unterhielt sich mit den Vorständen Sibylle Roth (Zweite v.l.), Dieter Strobel (Vierter v.l.) sowie OB Richard Arnold.
Mehr Nachfrage, mehr Beratung - und auch mehr Geld? Landtagsabgeordneter Tim Bückner (l.) war Gast beim Frühsommerfest der Sozialberatung und unterhielt sich mit den Vorständen Sibylle Roth (Zweite v.l.), Dieter Strobel (Vierter v.l.) sowie OB Richard Arnold. © Tom

Gesellschaftliche Probleme im Spiegel der Gmünder Suchtberatung: Nachfrage nach Schuldnerberatung steigt, das Thema Cannabis wird durch die mögliche Legalisierung wichtiger.

Schwäbisch Gmünd. Nimmt der Konsum von Cannabis schon allein dadurch zu, dass die Regierung die Legalisierung plant? Hanga Gelli von der Sozialberatung in Gmünd hat den Eindruck: „Das Interesse steigt, der Konsum steigt, die Verharmlosung steigt“, sagt die Suchttherapeutin. Sollte es so weit kommen, dass Cannabis legalisiert wird, wollen sie und ihre Kollegen vorbereitet sein.

Ob der Gesetzentwurf der Regierungskoalition Realität wird, kann Hanga Gelli auch nicht sagen. „Wir werden häufig gefragt, aber es ist schlecht einzuschätzen.“ Den Gesetzentwurf haben die Gmünder Expertinnen dennoch studiert. Gut möglich, dass es dann sofort neue Aufgaben rund ums Cannabis gibt. „Da steht zum Beispiel, dass Mitarbeiter von Läden, in denen Cannabis gehandelt wird, geschult werden sollen.“ Für Leute, die in Spielhallen arbeiten, machen die Sozialberater das jetzt schon: Die Mitarbeiter über die Suchtgefahr aufklären und sie zu sensibilisieren. So könnte es beim Cannabis auch laufen. „Wer könnte das besser machen als geschulte Suchtberaterinnen und -berater?“, sagt Gelli, die zum Geschäftsführenden Vorstand gehört. „Dafür gibt es noch keine Stellen, aber wir fühlen uns da verantwortlich, deshalb gehen wir in Vorleistung. Wir bereiten uns darauf vor, dass wir mehr Prävention bieten können.“

Was ist die Botschaft?

Was die Cannabis-Frage zeigt, kennt man auch vom geplanten Gesetz zur Heizungserneuerung: Die Wirkung beginnt noch bevor ein Gesetz Realität ist. „Das Thema wächst, auch die Schulen fragen mehr nach Prävention“, sagt Gelli. Denn: „Die Message ist: Es wird legal, dann wird es nicht so schlimm sein.“ Sie wolle das nicht „verteufeln oder dramatisieren“, aber die Botschaft dürfe auch nicht sein, dass die Droge kein Risiko hat.

Schuldnerberatung nimmt zu

Auch ohne Cannabis haben die Leute bei der Sozialberatung gut zu tun. „Die Zahlen steigen seit Jahren in allen Bereichen“, sagt Dieter Strobel, der Vorsitzende des erweiterten Vorstands. Ein Wachstumsfeld ist die Schuldnerberatung. „Wir hatten jüngst eine Fortbildung zu dem Thema, weil die Nachfrage immens ist“, sagt Sibylle Roth vom Geschäftsführenden Vorstand. Die Zahl der Termine sei aufgestockt worden, „aber wir müssen vorsortieren, weil es uns nicht möglich ist, alle Nachfragen zu bearbeiten."

Einen anderen wichtigen Trend in der Arbeit der Sozialberatung nennt Sibylle Roth: „Wir haben in den letzten Jahren begonnen, mehr den Fokus auf Beschäftigung zu legen.“ Das helfe Klienten, wirtschaftlich unabhängig zu werden und erhöhe die „Erfahrung der Selbstwirksamkeit“, so Roth.

„Suchtberatung retten!“

Auf Wirksamkeit von Appellen setzen Roth und ihre Kollegen beim Thema Finanzierung. Ihr Verein unterstützt das landesweite Aktionsbündnis „Suchtberatung retten!“. Sibylle Roth erklärt den dramatisch klingenden Titel: „Der Landeszuschuss sind seit 1999 nicht mehr erhöht worden, die Gehälter sind aber in all den Jahren gestiegen.“ Hanga Gelli fügt hinzu: „Die Kommunen passen sich an die Tariferhöhungen an, aber nicht das Land.“ Darum steige der Eigenanteil, den die Vereine selber etwa durch Spenden erwirtschaften müssten, ständig an, so Roth. „Er liegt bei etwa 15 Prozent, die Vorgabe wären eigentlich 10 Prozent.“ Leistungen habe man bis jetzt nicht einschränken müssen, sagt Gelli. „Unser Ziel ist es, dass genau das nicht passiert.“

Wie praktisch, dass am Montag Sommerfest war bei der Sozialberatung, mit dem Landtagsabgeordneten Tim Bückner als einem der Gäste. Bückner, in der CDU-Fraktion Sprecher für Sucht- und Drogenpolitik, will das Anliegen unterstützen: „Die Aufstockung muss kommen.“

Die Sozialberatung Schwäbisch Gmünd

Info: Die Sozialberatung Schwäbisch Gmünd hat 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zehn davon arbeiten in der Suchtberatung. Insgesamt 519 Mal sind 2022 Menschen beraten und betreut worden, Betroffene und auch Angehörige.Die allgemeine Drogenberatung und die Suchtberatung vor Ort im Frauengefängnis Gotteszell sind die größten Bereiche der Gmünder Sozialberatung

Suchtberaterin Hanga Gelli.
Suchtberaterin Hanga Gelli. © Müller, Bernd
Kommt bald die Legalisierung von Cannabis? Schon jetzt macht das Thema Gmünds Suchtberatern mehr Arbeit.
Kommt bald die Legalisierung von Cannabis? Schon jetzt macht das Thema Gmünds Suchtberatern mehr Arbeit. © pixabay

Auch interessant

Kommentare