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Über zwei Millionen Euro ergaunert und verzockt

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Von: Wolfgang Fischer

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Landgericht Ellwangen
Landgericht Ellwangen © SP-Archiv/opo

Angeklagter gesteht Betrug an 78-jähriger Gmünderin. 53-Jähriger in Untersuchungshaft.

Schwäbisch Gmünd/Ellwangen. Am Mittwoch ging alles ganz schnell: Der 53-jährige Angeklagte, der bereits in Fußfesseln in den Verhandlungssaal geführt worden war, gestand, dass er eine 78-jährige Gmünderin um mehr als zwei Millionen Euro betrogen hat. Zurückgeben kann er das Geld nicht mal ansatzweise: Er hat, wie er sagte, alles verzockt.

„Schöne Augen gemacht“

„Ich fühl mich jetzt besser“, sagte der Angeklagte R., nachdem sein Verteidiger Michael Euler sein Geständnis vorgetragen hatte: Richtig sei, dass R. und sein späteres Opfer sich über eine Kleinanzeige kennengelernt haben. Er fand sie sympathisch, sie habe ihm „schöne Augen gemacht“, das habe ihm geschmeichelt, man traf sich öfter. Als das Gespräch auf Geld kam, habe er ihr tolle Anlagemöglichkeiten vorgegaukelt und sie habe ihm dafür rund 775 000 Euro übergeben. „So schnell, wie sie ihm das Geld gegeben hat, konnte er gar nicht gucken“, gab Euler das Geständnis wider. Mit weiteren Fantasiegeschichten habe er immer mehr Geld bekommen, mal 20 000, mal 194 000 Euro. Irgendwann war die Zwei-Millionen-Grenze überschritten.

Zurückgeben könne er das Geld nicht: Er habe es verspielt, vor allem an Automaten und am Pokertisch. Es tue ihm leid. Trotzdem, so R., glaube er nicht, dass sein Opfer arm sei. Sie besitze mehrere Wohnungen, sei auch auf einer Steuer-CD verzeichnet gewesen, die das Finanzministerium angekauft habe.

Schon vor dem Verhandlungstag hatte das Gericht Untersuchungshaft für den Angeklagten angeordnet. Verdunklungsgefahr nannte der Vorsitzende der 2. Großen Strafkammer des Landgerichts, Richter Jochen Fleischer, auf Anfrage dieser Zeitung als Grund für die U-Haft. Und auf Nachfrage des Verteidigers sagte er , dass diese Anordnung bis zur Urteilsverkündung in Kraft bleibt. „Es ist verdammt viel Geld gewesen“, so der Richter.

Zeugin widerlegt

Am Vormittag hatten Michel Euler und R.s zweiter Verteidiger Bernd Schultheiß noch weitere Beweisanträge gestellt, um die Unschuld ihres Mandanten zu belegen: Zwei Zeugen aus Italien sollten geladen werden, die aussagen könnten, dass R., als er in Gmünd angeblich die 775 000 Euro angenommen habe, in Italien gewesen sei. Zu diesem Zweck war am Mittwochvormittag bereits eine weitere Zeugin vor Gericht erschienen. Sie berichtete wortreich, dass R. am 21. Mai 2016 nach Italien gekommen war und zwei Tage später wieder abfuhr. Sie habe diese Daten deshalb so genau im Kopf, weil R. sie und ihren Hausstand mit nach Deutschland genommen habe, und damit ein schmerzliches Kapitel ihres Lebens endete. Doch Jochen Fleischer legte ihr Belege der Bundesfinanzbehörde und der Meldebehörde vor, wonach die Frau bereits 2013 ihren Wohnsitz in Deutschland und Konten angemeldet habe. Dazu habe sie keine genaue Erinnerung mehr, meinte die Zeugin. „Aber das eine relevante Datum wird dann hier beschworen“, konterte der Richter. Er kündigte der Frau an, dass sie mit einem Verfahren wegen Falschaussage rechnen müsse. Staatsanwalt Frank bezeichnete die Aussage als „Schmierenkomödie“.

Nach dieser Aussage hatte Jochen Fleischer dem Angeklagten und dessen Verteidigern den Anstoß gegeben, reinen Tisch zu machen. Ein Geständnis könne sich für R. noch etwas positiv auswirken. Das Gericht jedenfalls tendiere dazu, die von der Verteidigung benannten Zeugen aus Italien nicht zu laden.

So geht's weiter

Die Aussage der Zeugin am Vormittag sei in Bezug auf die Daten im Mai 2016 korrekt gewesen, sagte Verteidiger Michael Euler, nachdem er das Geständnis in R.s Namen vorgetragen hatte. Allerdings habe sich die 78-Jährige nicht mehr genau an die Daten erinnert, an denen sie die Geldsummen an den Angeklagten übergeben hat. Der Prozess soll nun in der kommenden Woche mit den Plädoyers von Anklage und Verteidigung sowie der Urteilsverkündung abgeschlossen werden. ⋌Wolfgang Fischer

Die Verhandlungstage:

Verhandlungsauftakt: Hat ein Liebesschwindler Millionen von einer Gmünderin ergaunert?

2. Verhandlungstag: Der Fall um Millionen und Liebe geht weiter

3. Verhandlungstag: Strafkammer interessiert sich für Darlehen

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