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Wie Weihnachten im Gefängnis aussieht

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Von: Julia Müller

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Suppenstube Claudia Zink
Suppenstube Claudia Zink © Tom

Claudia Zink gibt im Interview Einblicke in die Gmünder Justizvollzugsanstalt.

Schwäbisch Gmünd. Weihnachten ist eine emotionale Zeit. Erst recht in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Gotteszell, wo die Gefangenen von ihren Familien getrennt leben. Unter anderem darüber spricht JVA-Leiterin Claudia Zink (44) im Interview mit Tagespost-Redakteurin Julia Müller in der Rotary-Suppenstube auf dem Weihnachtsmarkt.

Seit Juni sind Sie Leiterin der JVA Gotteszell. Was ist für Sie die größte Herausforderung in dem Amt?

Claudia Zink: Die größte Herausforderung ist die Umstellung von der Arbeit an der Basis zu mehr Verwaltungsrbeit. Zuvor hatte ich als Vollzugsleiterin im Langstrafenbereich viel Umgang mit den Gefangenen. Für die Vollzugsplanung setzen wir uns einmal wöchentlich zusammen, um für jede Gefangene zu beratschlagen, was man ändern kann, um die Grundlage zu schaffen, dass sie später nicht mehr straffällig wird. Dabei geht es um Fragen, wie: Braucht es eine Weiterbildung oder eine Anbindung an den psychologischen Dienst? Bis 1. Juni war ich dabei für 130 Gefangene zuständig. Jetzt sind es noch fünf bis zehn. Dafür übernehme ich mehr Verwaltungsaufgaben: Dabei geht es etwa um Bausachen, die Umsetzung der Vorgaben aus dem Ministerium und die Personalgewinnung. Das ist für mich absolutes Neuland.

Sie suchen dringend Personal. Was müssen künftige Mitarbeiter der JVA mitbringen?

Man muss den Umgang mit Menschen lieben, gerne kommunizieren und darf nicht zu sensibel sein. Und man muss mit Macht umgehen können. Es muss einem bewusst sein, dass es im Umgang mit den Menschen hier ein Machtgefälle gibt. Es ist leicht, auf jemanden zu treten, der am Boden liegt. Dabei erfordert es umso mehr Geduld und Gelassenheit.

Wie sieht Weihnachten in Gotteszell aus?

Bei uns ist nicht nur Weihnachten, sondern der ganze Advent eine besondere Zeit. Der kirchliche Dienst veranstaltet Adventsfeiern in den Abteilungen. Da wird gebastelt, es werden Weihnachtslieder gesungen, Tee getrunken und Lebkuchen gegessen. An Heiligabend gibt es bei uns keinen Besuch. Weihnachten ist für unsere Frauen eine sehr emotionale Zeit, weil sie von ihren Familien getrennt sind. Da wollen wir möglichst wenig emotionale Anreize von außen. Die Frauen sollen die Angebote in der Anstalt wahrnehmen. Es gibt vier Gottesdienste: in der der U-Haft, in der Quarantäneabteilung, der Strafhaft und der Mutter-Kind-Abteilung. Dazu kommt Bischof Gebhard Fürst. Am 25. und 26. Dezember sind dann normale Besuchstage.

Kinder, deren Mütter in der JVA sind, dürfen diese nur vier Stunden im Monat besuchen. Ist diese Trennung die schlimmste Strafe?

Definitiv. Da wundert man sich schon, wenn Frauen, die die Verantwortung für ein Kind übernommen haben, nach mehreren Bewährungsstrafen zum Beispiel weitere Betrugsdelikte begehen und dafür die Trennung von ihrem Kind in Kauf nehmen.

Am Mittwoch, 14. Dezember, gibt es in der Rotary-Suppenstube ab 11.30 Uhr Kartoffelrahmsuppe mit Saiten von der Villa Hirzel. Dazu Brot von der Bäckerei Berroth. Eine Portion kostet 4 Euro.

Spenden für die GT-Weihnachtsaktion gehen auf das Konto der evangelischen Kirchenpflege: IBAN DE06 6145 0050 0440 0010 92, Stichwort warme Stube.

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