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"Ich bin erschrocken über die Bedingungen"

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Von: Anke Schwörer-Haag

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Der alte Kindergarten ist direkt an die Gemeindehalle angebaut. Würde er als Flüchtlingsunterkunft genutzt, müssten Sanierungs- und Umbaupläne während dieser Zeit ruhen. ⋌Foto: aks
Der alte Kindergarten ist direkt an die Gemeindehalle angebaut. Würde er als Flüchtlingsunterkunft genutzt, müssten Sanierungs- und Umbaupläne während dieser Zeit ruhen. ⋌Foto: aks © aks

Warum das Eschacher Gremium die Idee vom Umbau des alten Kindergartens in eine Flüchtlingsunterkunft ad acta legt. Wie man der Staatsaufgabe nun nachkommen will.

Eschach

Niemand widerspricht dem Bürgermeister, wenn er feststellt: „Wir müssen etwas tun.“ Trotzdem gibt es kein grünes Licht für die Idee, den seit dem Bezug der KiTa Kappelwasen leer stehenden alten Kindergarten in eine Unterkunft für Flüchtlinge umzubauen. Den Argumenten, die dagegen sprechen, schließt sich auch Jochen König vorbehaltlos an. Drei Arbeitsaufträge nehmen er und Architekt Rainer Wolf aus der Sitzung mit.

Doch von vorne: „Der Baum brennt“, stellt der Bürgermeister bei der Einführung ins Thema fest. Die Krisen nehmen zu, der Strom der Flüchtlinge reiße nicht ab. In Kreisen, in denen es keine Landeserstaufnahme gebe und damit kein LEA-Privileg, stellten die Kommunen längst Container auf, um die Ankommenden unterzubringen. Und im Ostalbkreis sei das Ende des LEA-Privilegs absehbar. Ab 2026 müsse Eschach sehr wahrscheinlich 15 bis 30 Flüchtlinge mehr aufnehmen - wobei die Gemeinde auch aktuell ihre Pflicht nicht erfülle. Sieben nicht ukrainische Flüchtlinge stehen noch im Soll.

Zwei Optionen hat die Gemeindeverwaltung in den vergangenen Wochen geprüft, wofür Architekt Rainer Wolf als Fachmann hinzugezogen wurde: den Ausbau des Dachgeschosses im Lehrerwohnhaus sowie die Sanierung samt Umbau des alten Kindergartens.

Ersteres komme ziemlich teuer für wenig Wohnraum. Letzteres nennt Rainer Wolf eine „kleine Gnade“, als er dem Gremium die Pläne vorstellt. Das Bauwerk biete hervorragende Möglichkeiten, ohne allzu großen Aufwand drei Wohnungen im Untergeschoss und eine weitere Vier-Zimmer-Wohnung oben unterzubringen, sagt der Architekt und hat auch eine Kostenberechnung dabei: Rund 653 000 Euro sind danach die Gesamtkosten für das Vorhaben. Vom Land sei mit einer Förderung in Höhe von fast 400 000 Euro zu rechnen.

Gerade hier liegt aber der Haken, der dem Gremium und dem Schultes „Bauchweh“ bereitet. Wird der Zuschuss vom Land in Anspruch genommen, muss das Gebäude zehn Jahre lang als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden und kann, wenn Eschach seine Pflicht anderweitig erfüllt oder es diese nicht mehr gibt, auch vom Land oder Kreis für diesen Zweck genutzt werden.

„Ich bin erschrocken, als mir das klar geworden ist“, sagt Jürgen Bleicher und nicht nur ihm ist es so gegangen. „Wir haben die neue KiTa gebaut, um unsere Halle zu modernisieren und zu erweitern“, erinnert Marcus Krieg - obwohl auch für ihn der Kindergarten optimal geeignet ist, habe die Halle weiterhin Priorität. „Wir können uns hier nicht zehn Jahre binden. Wir müssen unsere Staatsaufgaben anderweitig lösen“, findet er.

Die Ideen dafür sprudeln: Zum Beispiel könne man ein geeignetes Gebäude kaufen, wie es Täferrot getan hat. Oder einen Platz für Gebäude in Modulbauweise suchen. Und die Aufstockung des Lehrerwohnhauses eingehender prüfen. Letzteres ist nun ein Auftrag für Architekt Rainer Wolf. Bürgermeister Jochen König will prüfen, ob Container oder Modulgebäude auch vom Land gefördert werden und welche Kosten bei dieser Lösung auf die Gemeinde zukommen.

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