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Frickenhofen plant Heizhaus und Zwillingsleitung

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Von: Rainer Kollmer

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Über eine isolierte Zwillingsleitung (das Rohr hält Christian Ugele) soll die Nahwärmeversorgung in Frickenhofen sicher gestellt werden. Die Nahwärmeversorgung soll bald an den Start gehen. Im Bild (v. l.) Bürgermeister Christoph Hald, Gerd Daiss, Kurt Sipple, Christian Ugele, Achim Hägele, Hans Grau. ⋌Foto: kol
Über eine isolierte Zwillingsleitung (das Rohr hält Christian Ugele) soll die Nahwärmeversorgung in Frickenhofen sicher gestellt werden. Die Nahwärmeversorgung soll bald an den Start gehen. Im Bild (v. l.) Bürgermeister Christoph Hald, Gerd Daiss, Kurt Sipple, Christian Ugele, Achim Hägele, Hans Grau. ⋌Foto: kol © privat

Nahwärmeversorgung mit regionalen Energiequellen. Für die Einwohner von Frickenhofen könnte ein zukunftweisendes Heizkonzept Wirklichkeit werde

Gschwend-Frickenhofen

Die Einwohner des Ortsteils Frickenhofen sind für ihre energischen Vorhaben weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt. Jetzt soll ein örtliches Nahwärmeprojekt in Angriff genommen werden. Die bedenklichen Verwerfungen im Energiebereich machen es möglich.

Schon vor zwei Jahren war die Idee entstanden, die bisher übliche Beheizung der einzelnen Wohn- und Gemeindegebäude zu zentralisieren und damit emissionsärmer und wirtschaftlicher zu machen. Zwar ist das Heizen mit Öl auf der Frickenhofer Höhe immer noch möglich, aber auf Dauer sicher nicht mehr zu halten. Zudem gibt es ohnehin keine alternativen Erdgasanschlüsse.

Die Idee zu dem ungewöhnlichen Gedankenexperiment kam von einer aktiven Gruppe mit Gerd Daiss, Thomas Frank, Hans Grau, Achim Hägele, Dietmar Rosner, Kurt Sipple und Christian Ugele. Gute Beziehungen zur Gemeinde Heubach-Buch, die zum Ostalbkreis gehört, hatten das unternehmungslustige Siebener-Gremium neugierig gemacht. Was in Heubach-Buch beim Rosenstein mit rund 300 Einwohnern möglich ist, müsste doch auch in Gschwend-Frickenhofen (rund 370 Einwohner) ebenso zu verwirklichen sein.

Inzwischen steht das Konzept auf stabilen Säulen. Mehr als 50 Gebäudeeigentümer, darunter die Gemeinde Gschwend mit der örtlichen Grundschule und dem Kindergarten, der Gemeindehalle, dem Feuerwehrgebäude und dem Friedrich-von-Schmidt-Haus, erklärten sich bereit, die Idee weiter zu verfolgen. Schließlich wären viele Gebäude ohnehin für eine Sanierung der einzelnen Heizungsanlagen fällig gewesen.

Der Gemeinderat äußerte sich positiv, stimmte bereits einstimmig zu und in mehreren Informationsveranstaltungen und einem Rundschreiben wurden die Einwohner auf das ehrgeizige Vorhaben aufmerksam gemacht. Im Gegensatz zum Heubacher Projekt, das hauptsächlich mit Biogas betrieben wird, besann sich die zu gründende „Nahwärme Frickenhofen eG“ auf andere Energiequellen, die gewissermaßen vor der Haustüre, also im Schwäbischen Wald zu finden sind. Der Waldreichtum würde genügend Holzhackschnitzel für ein zentral gelegenes Heizhaus liefern, zumal mit Biogasanlagen auf der Frickenhofer Höhe wohl nicht zu rechnen ist. Hinzu kommt die Möglichkeit, in einem Energiemix mit Solarthermie, Fotovoltaik und Wärmepumpen weitere Energiequellen zu erschließen.

Das Vorhaben ist genossenschaftlich organisiert, verfolgt keine wirtschaftlichen Gewinnziele und soll pro Mitglied zunächst mit einem „Eintrittsgeld“ von jeweils 500 Euro arbeiten (1000 Euro ab 30. Juni 2023). Hinzu kommt ein Geschäftsanteil von jeweils 300 Euro. Inzwischen liegen den Verantwortlichen der Genossenschaft rund 50 schriftliche Absichtserklärungen vor.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Achim Hägele und der dreiköpfige Vorstand mit Kurt Sipple (Vorsitz), Hans Grau und Christian Ugele hoffen, dass der Genossenschaft in diesem Jahr noch weitere Anschlussnehmer beitreten. Bis zum geplanten Baubeginn Anfang 2024 sind aber noch weitere Hürden zu nehmen.

Die Genossenschaft hofft auf Zuschüsse aus der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) von rund 40 Prozent. In einem mehrstufigen Verfahren, das die BEW verlangt, wird gegenwärtig eine Projektbeschreibung mit einer Machbarkeits- und Kalkulationsstudie sowie einem Zeit- und Ressourcenplan vorbereitet, der nach erfolgter Zustimmung der Genossenschaftsmitglieder beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eingereicht werden soll.

Es wird damit gerechnet, dass in dem Heizhaus in einer Lagerhalle auf dem Gelände der Firma Sipple jährlich etwa 1,5 Millionen Kilowatt erzeugt werden. In zwei Puffer-Wärmespeichern sollen jeweils 20 000 Litern erhitztes Wasser vorgehalten werden. Die Anschlussnehmer erhalten aus diesem Speicher etwa 80 Grad Celsius heißes Wasser, das über eine im Boden verlegte, isolierte Zwillingsleitung, die innerhalb eines angeschlossenen Einzelgebäudes in einem weiteren Pufferspeicher zunächst vorgehalten wird. Ein Wärmemengenzähler stellt den jeweiligen Verbrauch fest. Bereits abgekühltes Wasser mit etwa 55 Grad Celsius wird über die Zwillingsleitung wieder an das BHK zurück geführt.

Bürgermeister Christoph Hald ist zuversichtlich, dass die Verlegung der Zwillingsleitung zeitgleich mit dem Einbau des geplanten Glasfasernetzes, in diesem Fall geht es um das Graue-Flecken-Programm, erfolgen kann. Dies würde sich auch kostensenkend auswirken.

An einen Anschluss benachbarter Ortsteile wie Rotenhar oder Mittelbronn ist nicht gedacht, da die Verlegung der notwendigen Leitungen nicht wirtschaftlich sein dürfte.

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