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Weder Trump noch Biden: US-Präsident wird ein(e) Dritte(r)

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Von: Anke Schwörer-Haag

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Moderator Wolfgang Heim entlockt seinem Gegenüber Arthur Landwehr Spannendes.
Moderator Wolfgang Heim entlockt seinem Gegenüber Arthur Landwehr Spannendes. Foto: hpr © hpr

Amerika und die Öffentlich-Rechtlichen - Moderator Wolfgang Heim im Gespräch mit dem langjährigen SWR-Korrespondenten und Ex-Chefredakteur Arthur Landwehr.

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Fast ein bisschen groß war der thematische Spagat, den Moderator Wolfgang Heim sich für seinen Gast Arthur Landwehr vorgenommen hatte. Von der spannenden Vita des Mannes, der unter anderem Reporter, Pressesprecher, Chefredakteur und USA-Korrespondent war, spannte sich der Bogen der Fragen über den Großen Teich, um - nach eindrücklichen Schilderungen aus erster Hand - von dort zurückzubalancieren in die rauen Fahrwasser der deutschen Medienpolitik. Zwischen „Kommt Trump wieder?“ und „Hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine Zukunft?“ changiert der lange, aber nie langweilige Abend. Das Publikum ist trotzdem platt und verzichtet weitgehend auf Fragen.

Arthur Landwehr hätte locker drei Abende füllen können. Etwa um noch ausführlicher zu erzählen, wie sich der Wechsel auf die andere Seite angefühlt hat. Damals als aus dem Reporter und Moderator des Südwestfunks 1994 der Leiter der Unternehmenskommunikation und Pressesprechers wurde, der die Fusion von SWF und SDR zum SWR „verkaufen“ durfte: „Gelogen haben wir nie, aber nicht alles gesagt.“ Schon die wenigen Einblicke, die Landwehr gibt, bestätigen sein Fazit dieses am Ende gelungenen Prozesses: „Da konnte man viel draus lernen.“

Auch über seine Arbeit als Chefredakteur Hörfunk erzählt Arthur Landwehr locker und hörenswert - von der Personalverantwortung für Mitarbeiter in Kriegs- und Krisengebieten zum Beispiel, oder der Aufgabe, für spannende Themen Sendeplatz zu organisieren und das Geld für ein zielgruppenspezifisches Programm. Zum Schluss, als es um die Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen geht, knüpft er hier noch mal an. Zeigt auf, wie die Bürokratie und der Einfluss der Politik den „Riesentanker“ lähmen und zugleich verlässlich - quasi unsinkbar - machen. Spitzt den gesellschaftlichen Auftrag darauf zu, dass die Dritten Programm machen für die Zielgruppen, für die sich die Werbung nicht wirklich interessiert. „Gäbe es diese Programme für Ältere nicht, wäre für sie nichts auf dem Markt“, verdeutlicht er zum Beispiel. Aber auch, dass in den Gebühren auch die Finanzierung von Orchestern, Festen und Konzerten einkalkuliert ist. „Ich mag diesen Laden. Wir sollten froh sein, dass wir ihn haben. Ich hab in so vielen Ländern Mediensystem erlebt, bei denen Parteiischsein zum Businessmodell gehört. Das ist nicht erstrebenswert.“

Regelrecht fesselnd und locker abendfüllend ist, was Arthur Landwehr aus seiner zweiten Heimat Washington erzählt. Von 1999 bis 2006 und von 2018 bis zu seiner Pensionierung im Mai 2022 hat er von dort berichtet. Zunächst ein „total unkompliziertes Land erlebt“ - zumindest für alle, die nicht arm sind. Kaum zumutbar kompliziert und teuer aber für alle, die soziale Unterstützung benötigen. „Seien Sie froh, dass sie die Krankenkassen haben - so sehr wir uns manchmal darüber aufregen.“

Arthur Landwehr hat 09/11 in den USA erlebt, hat die Ruinen gesehen in New York und Washington und deshalb „eine Vorstellung davon, warum das Land sich so verändert hat“ - hässlich und abgesperrt.

Er kann erklären, wie Trump der weißen Mittelschicht das Selbstwertgefühl zurückgegeben und dem Fabrikarbeiter in Detroit bewiesen hat, dass Erfolg möglich ist. Landwehr stand beim Angriff auf die Demokratie auf dem Rasen vor dem Kapitol. Hat live mitbekommen, wie greifbar nah der vom abgewählten Präsidenten ersehnte Staatsstreich war. „Wenn es mehr Tote gegeben hätte, wäre Trump noch an der Macht“, analysiert er. Und könnte erzählen, erzählen, erzählen. Nicht nur einen Abend lang. Am Ende legt er sich dann sogar noch beinahe fest: Die Amerikaner wollen diese Politik - den Trumpismus der Marke „Make Amerika great again“ - aber sie wollen nicht Trump. „US-Präsident wird ein(e) Dritte(r).“

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