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In Mutlangen gibt es Oma und Opa auch leihweise

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Von: Anke Schwörer-Haag

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„Engele flieg“ ist ein Spiel, das kleine Kinder endlos fasziniert und Großeltern fit hält. Symbolfoto: pixabay
„Engele flieg“ ist ein Spiel, das kleine Kinder endlos fasziniert und Großeltern fit hält. Symbolfoto: pixabay © pixabay

Wie die Gemeinde Mutlangen ein Netzwerk aufbaut, das Senioren und junge Familien zusammenbringt und was beide Parteien beim jüngsten Treffen erzählt haben.

Mutlangen

Oma, so lieb, Oma so nett, ach, wenn ich Dich meine Oma nicht hätt'“. Was Schlagerstar Heintje in den 1960er-Jahren besingt, kennen heute nicht mehr alle Kinder. Dabei stünde eine Oma, die sich Zeit nehmen kann, die Märchen erzählt und die Enkel verwöhnt, hoch im Kurs. Und ein Opa natürlich auch. Einen, der zum Beispiel heimwerken und dem man im Garten helfen kann, oder der sich mit Autos auskennt. Andererseits würde sich manch in die Jahre gekommenes Paar gerne um Kinder kümmern, das eigene Wissen und Können weiter geben. Doch es gibt keine Enkel oder sie leben weit weg.

Kein Wunder also, dass an diesem Nachmittag zwei potenzielle Omas, ein Großelternpaar und eine junge Mutter am liebevoll gedeckten Kaffeetisch in St. Markus zusammensitzen. Gemeinsam mit Denise Steinle von der Gemeinde und Colette Eisenhut von der Seelsorgeeinheit Limes wollen sie die nächsten Knoten eines Netzwerks knüpfen, das bereits Ende 2019 seinen Anfang nahm. Es will Leihomas und -opas mit jungen Familien zusammenbringen.

Auf Anruf oder bei Sehnsucht

Damit kennen sich Gitta und Eugen längst aus. Über ihr Engagement im Sprachunterricht für Migranten ist die engagierte Lehrerin in die Betreuungsrolle hineingewachsen und irgendwann, erzählt sie, waren es immer mehr Kinder, um die sie sich gekümmert hat, als wäre sie die Oma. Kaum war er in Rente, wurde auch der Gatte eingespannt. Die beiden leben ihr Ehrenamt mit großer Begeisterung. „Wir kommen auf Anruf oder wenn wir Sehnsucht haben“, beschreibt Gitta die Absprache, die sie mit den betreuten Familien hat und gesteht, dass sie es höchstens eine Woche ohne Enkel aushält. „Es gibt nichts, was einem so viel geben kann wie die Kinder“, schwärmt die Seniorin. Dass jetzt das Netzwerk entsteht, findet sie deshalb eine gute Sache, weil ihr ehrenamtlicher Einsatz damit über die Gemeinde versichert ist.

Ihre Tischnachbarin Renate nickt zustimmend. Sie will sich dem Netzwerk anschließen, um vor allem Schulkindern nachmittags einen gemütlichen Platz zu bieten, an dem sie in Ruhe ihre Hausaufgaben machen können. „Es ist sehr, sehr wichtig, dass die Grundschulzeit gut verläuft“, findet sie. Außerdem ist Renate eine große Tierliebhaberin und sicher, dass Kinder und Haustiere sich gegenseitig viel geben können. Gemeinsam mit den anderen potenziellen Leihomas gibt sie den beiden Organisatorinnen Tipps, wie der Fragebogen der Gemeinde für das Projekt so ausgestaltet werden kann, dass Leihgroßeltern und Familien passgenau zueinander finden.

Denn dass die jungen berufstätigen Mütter heute viel schwieriger Kontakte knüpfen und ein gegenseitiges Hilfenetz bilden können, liege nicht nur an der fehlenden Zeit, sondern auch an den immer individuelleren Rahmenbedingungen. „Früher mussten alle Mütter zur festen Zeit gemeinsam vor dem Kindergarten warten. Da haben sich alle gekannt. Heute werden die Kinder gebracht und geholt, wie es in den Plan der Eltern passt - die dann den anderen oft monatelang nicht begegnen.“ Sogar die Nachbarschaft sei individueller, Begegnung nicht mehr so einfach - etwa weil zu vollkommen unterschiedlichen Zeiten gearbeitet werde.

Magda hat all das miterlebt, ist zuletzt monatelang regelmäßig an den Bodensee gefahren, hat Omapflichten bei den Zwillingen ihres dort lebenden Sohns übernommen, „damit die Eltern beruflich Fuß fassen konnten“. Jetzt, da sie wieder hauptsächlich in Mutlangen lebt, hat sie Sehnsucht nach Enkeln. Deshalb war sie auch schon dabei, als vor Corona der erste Gründungsversuch des Leihoma/-opa-Netzwerks in Mutlangen startete.

Was die junge Mutter in der Runde erleichtert registriert. Erst vor gut einem Monat sei die Familie aus Bayreuth hergezogen nach Mutlangen, das in diesem Punkt wahrlich Weitblick beweise. „Bei uns gab es so etwas nicht. Nur Alleinerziehende hatten ein Angebot“, erzählt sie und hat sich ein Herz gefasst, zu diesem Treffen zu gehen, weil jüngst ihre sechsjährige Tochter im Pavillon am Lammplatz fasziniert einen Tisch mit älteren Damen beobachtet und dann mit einem Seufzer gesagt habe: „Mami, ich wünsche mir auch eine Oma.“ Hauptsächlich für die Kinder - drei und sechs Jahre alt - sei sie deshalb auf der Suche, sagt die Mutter. Und könnte an diesem Nachmittag in St. Markus durchaus fündig werden ...

Wissenswertes zum Mutlanger Netzwerk

Denise Steinle im Rathaus und Colette Eisenhut in der Seelsorgeeinheit Limes organisieren das Netzwerk Leihoma- und -opa in enger Zusammenarbeit mit dem Angebot in Schwäbisch Gmünd. Sie haben einen Fragebogen ausgearbeitet und führen im Vorfeld Gespräche mit beiden Parteien und besuchen beide auch, um „möglichst perfekte Treffer“ - also die passenden Großeltern für jede Familie zu finden. Wie beide Partner das Verhältnis dann ausgestalten, sei ihnen vorbehalten. „Wir mischen uns nicht ein“, unterstreicht Denise Steinle. Aber, ergänzt Colette Eisenhut, „wir sind ansprechbar, wenn es Fragen gibt oder wenn etwas nicht klappt.“

Gemeinsam mit dem etablierten Gmünder Netzwerk wollen die Mutlanger regelmäßige Leihgroßelterntreffs, Erste-Hilfe-Kurse und Fortbildungen organisieren. Und weil das Netzwerk im Auftrag der Gemeinde unterwegs ist, sind die Ehrenamtlichen auch versichert. Verlangt ist außerdem ein polizeiliches Führungszeugnis.

Wer mehr wissen will, kann bei Denise Steinle (07171) 703 49 oder Colette Eisenhut (01578) 7155919 anrufen.⋌ aks

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