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Was Hunde mit Jagdtrieb anrichten

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Von: Andrea Rohrbach

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Tagelang hat Anni Prislin um das Leben des kleinen Simba gekämpft. Das Kitz war übel zugerichtet und trug deutliche Spuren von Hundebissen. Jetzt wird es in einer zugelassenen Station wieder aufgepäppelt.
Tagelang hat Anni Prislin um das Leben des kleinen Simba gekämpft. Das Kitz war übel zugerichtet und trug deutliche Spuren von Hundebissen. Jetzt wird es in einer zugelassenen Station wieder aufgepäppelt. © privat

Weil vermehrt totgebissene Rehe gefunden werden, herrscht jetzt Leinenzwang am Täferroter Stausee. Warum auch Hundefreunde diese Maßnahme richtig finden.

Täferrot

Es seien keine schönen Bilder, die immer wieder im Bereich des Täferroter Rückhaltebeckens zu sehen seien, sagt der Täferroter Bürgermeister Markus Bareis im Gemeinderates. Gemeint ist der Anblick mehrerer Rehe, die ganz offensichtlich durch Hundebisse getötet worden sind. Allein in den letzten Monaten seien hier nachweislich sechs Rehe von einem oder mehreren freilaufenden Hunden gerissen worden, berichtet der Bürgermeister. Eine generelle Leinenpflicht für Hunde in der Polizeiverordnung aufzunehmen, ist zwar rechtlich nicht möglich. Aber die Gemeinde kann für einzelne Bereiche, wie am Stausee, eine Leinenpflicht einführen und hat das auch getan.

Diese Entscheidung begrüßt Hermann Grau als Jagdpächter des Gebiets um den Stausee herum und stellt sofort klar, er habe prinzipiell nichts gegen Hunde. Allerdings seien speziell im Bereich des Stausees bei Täferrot in der Vergangenheit gehäuft zu Tode gebissene Rehe aufgefunden worden. Andere Bereiche seien nicht von wildernden Hunden betroffen obwohl hier genauso viele Hundebesitzer ihre Tiere ausführen.

„Familienhund“ ist gefährlich

Hermann Grau ist ein erfahrener Hundebesitzer und hat in den 40 Jahren seiner Pachttätigkeit immer selbst Jagdhunde besessen. Der Unterschied zwischen Jagdhunden und „Familienhunden“ liege in der Ausbildung erklärt Grau. Jagdhunde werden auf „Spurlaut“ trainiert und zeichnen sich durch absolutes Gehorsam ihren Hundeführern gegenüber aus. Haushunde hingegen „hetzen“ die Tiere stumm, die Gefahr wird vom Wild zu spät erkannt. Klar sei, „ein Reh ist schnell“ aber es fehlt an der Ausdauer, nach 500 Metern hat das Tier keine Chance mehr seinem Verfolger abzuschütteln.

95 Prozent sind einsichtig

Täglich kontrolliert der Jagdpächter bis zu viermal sein Jagdrevier und trifft dort immer wieder auf Hundebesitzer. Bei nicht angeleinten Hunden sucht er, wie Bürgermeister Markus Bareis auch, derzeit das Gespräch zum Besitzer. 95 Prozent der Hundehalter seien vernünftig und einsichtig, erlebt er. Es gebe nur wenige, die auf Konfrontation gehen.

Funde von gerissenen Rehen habe sich trotzdem in den letzten beiden Jahren massiv gehäuft. Das letzte Tier, das Hermann Grau gefunden hat, sei „von Hunden buchstäblich zerrissen“ worden, erzählt er. Es sei eine Geiß gewesen, die mit drei Kitzen tragend war. Grau geht davon aus, dass es sich bei dem wildernden Hund um ein Tier von der Größe eines Schäferhundes handelt. Dies sei durch die Bissspuren zu belegen.

Der Jäger ist fair. Bei Untersuchungen von Totfunden, die nicht eindeutig Hunden anzulasten sind, möchte er dies den Hunden auch „nicht in die Schuhe schieben“. Grau warnt aber die Hundebesitzer: Ein Hund, dessen Jagdtrieb einmal geweckt wurde, sei nicht mehr zu beherrschen. Er werde Wildtiere immer wieder hetzen und jagen.

Wo die Opfer gepflegt werden

Wildtiere, die eine Hundeattacke überlebt haben, kommen oft zu der Tierärztin Anni Prislin. Die verletzten Feldhasen, Eichhörnchen und Rehkitze versucht Prislin trotz den sichtbaren „elendsten Verletzungen“ zu retten. Gerade 160 Gramm schwer sei ein kleiner Feldhase gewesen, der zerbissen zu ihr kam, erzählt sie. Trotz optimaler medizinischer Versorgung habe es das Tier nicht geschafft.

Simba wurde das Rehkitz getauft, dass mit Bisswunden am Kopf und am restlichen Körper zu ihr kam und nicht älter als zehn Tage gewesen sein dürfte. Die Art der Verletzungen legten nahe, dass das Kitz zweimal von einem Hund attackiert wurde. Tagelang hat Anni Prislin um das Leben des Tieres gekämpft, diesmal mit einem guten Ende. Der kleine Simba ist jetzt in einer zugelassenen Rehkitzpäppelstation bei Artgenossen untergebracht.

Anni Prislin rät Findern eines verletzten Tieres, dieses auf keinen Fall mitzunehmen. Es müsse immer ein „Jagdausübungsberechtigter“, sprich ein Jäger, benachrichtigt werden. Auch seien gut gemeinte Versuche, verletzten Tieren „etwas einzuflößen“, in der Regel eher schädlich für das Tier. Die Tierärztin ist selbst Hundebesitzerin und bittet Hundehalter eindringlich, die Hunde vor allem in Waldrandnähe anzuleinen. Denn oft handele es sich bei gerissenen Wildtieren um Muttertiere, die schutzlose Jungtiere zurücklassen.

Tagelang hat Anni Prislin um das Leben des kleinen Simba gekämpft. Das Kitz war übel zugerichtet und trug deutliche Spuren von Hundebissen. Jetzt wird es in einer zugelassenen Station wieder aufgepäppelt.
Tagelang hat Anni Prislin um das Leben des kleinen Simba gekämpft. Das Kitz war übel zugerichtet und trug deutliche Spuren von Hundebissen. Jetzt wird es in einer zugelassenen Station wieder aufgepäppelt. © privat
Tagelang hat Anni Prislin um das Leben des kleinen Simba gekämpft. Das Kitz war übel zugerichtet und trug deutliche Spuren von Hundebissen. Jetzt wird es in einer zugelassenen Station wieder aufgepäppelt.
Tagelang hat Anni Prislin um das Leben des kleinen Simba gekämpft. Das Kitz war übel zugerichtet und trug deutliche Spuren von Hundebissen. Jetzt wird es in einer zugelassenen Station wieder aufgepäppelt. © privat
Tagelang hat Anni Prislin um das Leben des kleinen Simba gekämpft. Das Kitz war übel zugerichtet und trug deutliche Spuren von Hundebissen. Jetzt wird es in einer zugelassenen Station wieder aufgepäppelt.
Tagelang hat Anni Prislin um das Leben des kleinen Simba gekämpft. Das Kitz war übel zugerichtet und trug deutliche Spuren von Hundebissen. Jetzt wird es in einer zugelassenen Station wieder aufgepäppelt. © privat

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