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Vertreter von ADFC und Verein Nachhaltige Zukunft Waldstetten kritisieren Ausbaupläne für den Rad- und Fußweg zwischen Waldstetten und Schwäbisch Gmünd.
Waldstetten/Gmünd
Erst kommt das Lob, dann reichlich Kritik: Dass der Rad- und Fußweg zwischen Waldstetten und Gmünd verbreitert wird und für die Radler jeweils Querungshilfen amWaldstetter Ortsausgang und am Gmünder Ortseingang gebaut werden, finden Thomas Schneider vom Verein Nachhaltige Zukunft Waldstetten (Nazuwa) und JürgenStemke vom Gmünder Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) "toll". Für das „Wie“ haben sie jedoch noch einige Verbesserungsvorschläge, schließlich nehme der Radverkehr zu und der Radweg solle „zukunftsorientiert“ sein, sagt Schneider. Die aktuelle Planung sei „zu kurz gedacht“, sagtStemke, wer später nachbessern müsse, gebe unnötigerweise zweimal Geld aus. Ihre Kritik konzentriert sich auf vier Punkte.
Die Breite: Stemke kritisiert die für den Rad- und Fußweg geplante Verbreiterung auf 2,50 Meter. Das entspreche der Breite der von Radlern viel genutzten Klepperletrasse, „da ist es auch schon ziemlich eng“, sagt er. Er denkt dabei daran, dass die Zahl der Radler auf der Strecke Waldstetten – Gmünd beständig zunimmt. Ebenso an zunehmend genutzte Radanhänger. Und er bezieht sich auf Strava-Daten, die Radler an den ADFC übermitteln. Es seien nun doppelt so viele zwischen Gmünd und Waldstetten unterwegs, als noch 2019. Weil Schüler diese Übermittlungsmöglichkeit eher nicht nutzen, sei die Dunkelziffer nicht gezählter Radfahrer als relativ hoch einzuschätzen. 3 Meter sei die empfohlene Breite für Radverkehrsanlagen.
Die Querungen: Grundsätzlich befürworten Schneider und Stemke die Querung am Waldstetter Ortsausgang, die Radlern den sicheren Wechsel von der Straße zum Radweg links der Fahrbahn erleichtern soll. Mit gewissen Änderungen. Ihr Entwurf zeigt einen Zebrastreifen für Fußgänger und im Anschluss eine verlängerte Querungshilfe, die Radfahrern ein Hinüberfädeln auf den Radweg ermöglicht. Was die Querungshilfe am Gmünder Ortseingang betrifft, erhöhe die zusätzlich nötige Überquerung der Straße, damit Radler vom Radweg links zum Anschluss auf der rechten Seite gelangen, das Gefahrenpotenzial, sagt Stemke.
Der Kreisverkehr: Dieser sei ein Unfallschwerpunkt für Radfahrer, sagt Stemke. Die Gefahr beginnt, wo der Radweg auf Höhe des THW endet und Radler auf die Seite des Dreifaltigkeitsfriedhofs queren müssen. Wer von dort Richtung Klarenbergstraße, der künftigen Fahrradsstraße, will, muss erneut die Straße queren, diesmal direkt am Kreisel. Wer in die Weißensteiner Straße will, muss ein weiteres Mal queren. Die Lösung von Schneider und Stemke sieht so aus: Radler aus Richtung Waldstetten bleiben links der Fahrbahn auf dem Radweg bis zum Kreisel. Dieser bekommt eine bevorrechtigte Radspur als äußeren Ring um den vorhandenen Kreisverkehr und wird räumlich durch einen Grünstreifen vom dort fahrenden Kraftfahrzeugverkehr getrennt. Radler biegen also vom Radweg direkt in den Kreisel ein und nehmen daraus ihre gewünschte Abzweigung. „Die kommen mit Kraftfahrern nicht in Kontakt“, sagt Stemke.
Die Anbindung in die Stadt: Für jene Radler, die nicht in den Kreisel einfahren wollen, weil sie über die Weißensteiner Straße Richtung Stadtmitte möchten, sollte es die Möglichkeit geben, vom Radweg direkt nach links abzubiegen. Dies funktioniere, wenn der Radweg dort auf der linken Fahrbahnseite in beide Richtungen verlaufen würde, sagt Stemke. Das Unfallrisiko zwischen sich am Kreisel begegnenden Radlern schätzt er als gering ein. Verbesserungspotenzial sehen Schneider und Stemke außerdem in der weiteren Wegführung Richtung Gmünder Innenstadt. Weder die Weißensteiner noch die Gutenbergstraße und auch nicht die Klarenbergstraße als künftige Fahrradstraße seien perfekt für Radfahrer geeignet, sagt Stemke.
Schneider meint angesichts der vom Land geforderten Verkehrswende, „Radfahren nimmt zu, wenn die Leute sich sicher fühlen.“ Das soll auch auf den Radweg zwischen Waldstetten und Gmünd zutreffen. Darum hoffen Schneider und Stemke, dass sich an der Planung noch etwas ändert. Denn, sagt Stemke, „wir müssen dieses Ding sicher machen“.
Künftig 2,50 Meter breit - 2,6 Millionen Euro teuer
Auslöser für den Ausbau des Radwegs zwischen Waldstetten und Gmünd ist der nötige Kanal für den Anschluss der Waldstetter an die Gmünder Kläranlage, denn der wird im Geh- und Radweg liegen. Der durchschnittlich 1,50 Meter breite Weg soll auf die für den Radbegegnungsverkehr notwendige Standardbreite von 2,50 Metern verbreitert werden. Die Kosten in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro teilen sich die Gemeinde Waldstetten, der für die Kreisstraße zuständige Ostalbkreis und die Stadt Gmünd, auf deren Gemarkung ein Stück Radwegs liegt. Das Landratsamt geht im besten Fall von einer Förderung in Höhe von 90 Prozent aus.