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Krebs-Experte schlägt Alarm: „Darmkrebs trifft immer häufiger junge Patienten“ - darum ist die Darmflora so wichtig

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Von: Susanne Sasse

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Prof. Hana Algül (TUM) sorgt sich um jüngere Patienten
Prof. Hana Algül (TUM) sorgt sich um jüngere Patienten © TU München

Es gibt eine beunruhigende Entwicklung. Im Vergleich zu früher hat die Zahl der jüngeren Menschen, die ein Dickdarmkarzinom bekommen, verhältnismäßig stark zugenommen, sagt Prof. Hana Algül, Direktor des Krebszentrums CCC München der Technischen Universität München (TUM). Zwar hat er auch eine gute Nachricht: „Wir sehen heute dank der Früherkennung viel mehr Dickdarm-Krebserkrankungen in einem frühen Stadium und weit weniger als früher in einem fortgeschrittenen Stadium.“ Dies liege daran, dass mehr als die Hälfte die angebotene Darmspiegelung wahrnehmen – bei Männern ist diese ab dem 50. Lebensjahr Bestandteil der Regelversorgung, bei Frauen ab dem 55. Lebensjahr. Wegen der steigenden Zahl von Darmkrebs auch bei Jüngeren plädiert der Krebs-Experte, diese bei der Früherkennung mehr miteinzubeziehen.

„Den Anstieg der Erkrankungen an Dickdarmkarzinom bei den Jüngeren ist ernst zu nehmen, auch, weil hinzukommt, dass die Prognose und der Verlauf der Dickdarmerkrankungen bei den jüngeren Patienten schlechter sind“, sagt Prof. Algül. Zur Einordnung: Zwar sind nur rund zehn Prozent der Patienten mit Dickdarmkarzinom jung. Aber bei den jüngeren Betroffenen ist der Krebs dann meist viel aggressiver als bei den älteren, erklärt Prof. Algül. „Aber bei diesen jüngeren Betroffenen steigt vor allem der Anteil der ganz jungen Patienten zwischen 25 und 29 Jahre.“ Insofern sei es jetzt wichtig, in Sachen Darmkrebsvorsorge viel mehr auch auf jüngere Patienten zu schauen.

Krankheitsursachen sind erbliche Gründe, aber auch die Zusammensetzung der Darmflora

Bei denen, in deren Familie bereits Mitglieder an einem Dickdarmkarzinom litten, empfiehlt Prof. Algül eine Dickdarmspiegelung zehn Jahre vor dem Alter, in dem diese bei dem Angehörigen ausbrach. „Das heißt, wenn mein Vater mit 50 an einem Dickdarmkarzinom erkrankte, sollte ich mit 40 eine Darmspiegelung machen lassen“, erklärt der Krebsexperte. Für die Darmspiegelung hat sich unter anderem Christa Maar sehr stark eingesetzt. Ihr Sohn Felix war mit 33 Jahren an Darmkrebs verstorben.

Aber nicht nur die Vererbung spielt beim Darmkrebs eine Rolle, so Algül, sondern auch andere Faktoren, beispielsweise die Zusammensetzung der Darmflora. Das sind die Bakterien, die den Darm besiedeln. „Insofern sollte man ernsthaft in Betracht ziehen, die Darmspiegelung auch jüngeren Patienten breiter anzubieten. Es gibt keinen Grund, dies nicht zu tun“, sagt Algül. In seinen Augen sei es sinnvoll, auch für Menschen unter 50 Jahren eine Früherkennungsstrategie für Darmkrebs zu entwickeln.

Weiterhin erklärt Algül, dass grundsätzlich eine Häufung verschiedener Krebsformen in einer Familie ein Alarmsignal darstellt: „Wenn es eine familiäre Häufung von Krebserkrankungen überhaupt gibt, die nicht nur den Dickdarm betreffen, dann sollte man sich Rat von einem Krebsexperten holen.“ So kann es zum Beispiel sein, dass der Vorfahre auch die Veranlagung zu Dickdarmkrebs hatte, aber zuvor schon an Magenkrebs erkrankte. Oder, wenn es eine Frau war, sie dann vor einem möglichen Dickdarmkrebs ein Karzinom in der Gebärmutter entwickelte.  

Über die Hälfte der Krebstodesfälle wären zu verhindern

Etwa jeder zweite Deutsche erkrankt im Laufe seines Lebens an Krebs, gibt die Bayerische Krebsgesellschaft bekannt. Das sind rund 510 000 Krebsneuerkrankungen pro Jahr. Experten rechnen mit einem Anstieg auf 600 000 bis 2030. Aber viele der Erkrankungen müssten nicht sein:

Forscher sehen großes Potenzial in der Krebsprävention: Würde das Zusammenspiel von Prävention und Früherkennung optimiert, könnten 50 bis 70 Prozent der Krebstodesfälle in Europa vermieden werden, erklärt Prof.Volker Heinemann, Direktor des Krebszentrums CCC München der LMU München.

Er ist der Meinung, dass durch flächendeckende Präventionsprogramme und dadurch, dass Forschungsergebnisse in der Gesundheitsversorgung umgesetzt werden, im Jahr 2030 noch deutlich mehr Krebspatienten als heute langfristig überleben können, wenn auch die onkologische Versorgung verbessert würde.

„Durch einen gesunden Lebensstil könnten 40 Prozent aller Krebserkrankungen verhindert werden“, sagt Prof. Renate Oberhoffer-Fritz, Dekanin und Ordinaria am Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie an der TU München: „Körperliche Inaktivität, Übergewicht, ungesunde Ernährung, Genussmittel und Schutz vor UV-Strahlung sind beeinflussbare Risikofaktoren für Krebs.

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