Unverantwortlich oder in Ordnung?

Baby schlafend alleine lassen: Psychologin sagt, „Zeitraum sollte überschaubar sein“

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Das Baby schläft, da können Eltern schnell den Abfall wegbringen oder kurz ins Restaurant gegenüber? Was Experten raten und gesetzlich erlaubt ist.

Schlafende Babys mal kurz allein zu Hause lassen – für manche Eltern durchaus eine Option, für andere kommt es so gar nicht infrage. Was einerseits sicherlich eine individuelle Entscheidung ist, sollte im Hinblick auf die Gesundheit sowie Sicherheit des Babys und auch rechtliche Lage gut abgewägt werden.

Baby schlafend alleine lassen: „Zeitraum sollte überschaubar sein“, sagt Psychologin

Eltern können selbst entscheiden, ob und wie lange sie ihr schlafendes Kind alleine lassen möchten – solange die Aufsichtspflicht nicht verletzt wird. (Symbolbild)

Ein Leben mit Kindern ist nicht nur ungewohnt, sondern auch turbulent, Gefühls-stark und häufig getaktet, das können die meisten Eltern wohl bestätigen. Wie gut, wenn das Baby dann einen ausgiebigen Mittagsschlaf macht, so können Mutter und Vater in der Zeit noch einige Dinge wie Haushalt oder Telefonate in Ruhe erledigen.

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Oder abends, wenn das Kleine endlich schläft, möchten sich Eltern noch zu zweit entspannte Stunden gönnen. Manchen Eltern kommt da sicherlich der Gedanke: „Wie weit darf ich mich von meinem schlafenden Baby entfernen?“ – „Ist es okay, wenn ich in den Keller oder zum Abfall rausgehe?“ – „Können wir auch ins Restaurant gegenüber, wenn das Baby ohnehin schläft?“ – „Darf ich mein Kind alleine lassen?“

Erziehung: Sieben Angewohnheiten der Eltern machen Kinder unselbstständig

Junge klettert auf dem Spielplatz und Vater kommt zu Hilfe
Mit dem Kind auf den Spielplatz gehen, wo es sich richtig schön austoben kann. Wenn dann auch noch ein tolles Klettergerüst dabei ist, noch besser. Doch für manche Eltern ist es schwer, beim Klettern ihres Kindes ruhig zu bleiben, denn es könnte ja etwas passieren, das Kind könnte herunterfallen. Natürlich ist die Fürsorge der Eltern für das Kind wichtig und unerlässlich, doch in Situationen wie diesen sollten Sie versuchen, Ihrem Kind seinen Freiraum zu lassen, ohne es zu ermahnen oder gleich zu verbieten. So kann sich das Kind ausprobieren und entdecken, was für die persönliche Entwicklung wichtig ist. Das Schönste daran: Kinder sind dann häufig so stolz auf sich selbst, wenn es ihnen gelungen ist, ohne Hilfe hochzuklettern. (Symbolbild) © Mareen Fischinger/Imago
Mutter und Vater kochen in der Küche, Sohn schaut zu
Aus Angst, es könnte sich beim Schnippeln verletzen oder es „nicht richtig“ machen, lassen Eltern dann lieber ihr Kind außen vor, anstatt es beim Kochen helfen zu lassen. Dabei ist es klug, den Nachwuchs in jungen Jahren ans Essen zubereiten heranzuführen und es wie selbstverständlich einzubinden. Zwar sollte man dann mehr Zeit einplanen, doch je früher ein Kind sich ausprobieren kann, desto eher lernt es, wird selbstständiger und ist gut vorbereitet fürs spätere Leben. (Symbolbild) © Philippe Degroote/Imago
Geschwister-Kinder streiten sich vor Mutter
Kinder, die einen Konflikt haben und sich streiten, sollten dies auch mal tun können, ohne dass die Eltern oder Erwachsene sich umgehend einschalten. In vielen Fällen löst sich die Schwierigkeit tatsächlich von alleine und von außen ist keine Hilfe vonnöten. Für die Entwicklung von Kindern ist es sinnvoll, eine gewisse Streitkultur zu erleben, sei es mit den Geschwisterkindern, mit dem Kind im Kindergarten oder auf dem Spielplatz. Und dann auch zu erfahren, wie es ist und sich anfühlt, wenn der Streit selbst gelöst werden konnte, ganz ohne die Eltern. (Symbolbild) © Angel Santamaria/Imago
Vater bindet Sohn die Schuhe
Häufig muss es in der Früh auf dem Weg in den Kindergarten oder die Schule schnell gehen. Weil Kinder noch kein richtiges Zeitgefühl haben, ist es für sie nicht so einfach, rechtzeitig fertig zu sein. Dann nimmt Mama oder Papa durchaus mal dem Sprössling das Schuhe-Anziehen ab. Einfach mal versuchen, ca. zehn Minuten eher aufzustehen und mehr Zeit in der Früh einzuplanen, sodass Ihr Kind sich im Anziehen der Kleidung und Schuhe selbst probieren kann – nur so lernt es selbstständig zu werden. (Symbolbild) © Wavebreak Media LTD/Imago
Junge bekommt Zähne von Mutter geputzt.
Beim Thema Zähneputzen möchten so manche Eltern auch lieber auf Nummer Sicher gehen und es ihrem Kind abnehmen. Schlechtes oder zu wenig Zähneputzen birgt schließlich Kariesgefahr. Doch für die Selbstständigkeit des Kindes ist es wichtig, dass es sich mit der Zahnbürste auch so früh wie möglich selbst versucht. Die Eltern können es zuvor ausgiebig zeigen und bei Bedarf helfen, indem sie noch etwas nachputzen. (Symbolbild) © Kryzhov/Imago
Mutter räumt im Kinderzimmer auf
Aufräumen ist in den meisten Familien kein leichtes Unterfangen. Das übernehmen dann nicht selten die Eltern. Dabei gilt auch hier: Je früher Sie Ihr Kind einbinden – am besten bereits im Kleinkindalter –, desto eher und selbstverständlicher wird es damit umgehen. Was nicht heißt, dass es immer wieder Phasen gibt, in denen Ihr Kind nicht aufräumen möchte – schon gar nicht die geliebten Bauklötze im eigenen Zimmer. Wichtig ist auch hier, das Kind immer wieder anzusprechen, freundlich aufzufordern, einzubinden, durchaus auch spielerisch, mit Musik, und dem Kind auch zu erklären, warum Aufräumen und Ordnung wichtig sind. So wird Ihr Kind später besser und selbstständig an die Sache herangehen. (Symbolbild) © Westend61/Imago
Mutter und Kind packen Schulranzen
Beim Schulranzen packen oder Hausaufgaben machen helfen Eltern in der Regel auch gerne – oder sie erledigen es komplett für Ihr Kind. Um ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, ist es zwar wichtig, Ihr Kind mit den Hausaufgaben zu unterstützen und bei Fragen und Nöten da zu sein. Doch wenn Eltern die Aufgaben selbst lösen, ist dem Kind nicht wirklich geholfen. Für einen Lerneffekt muss es eingebunden werden oder es selbst probieren dürfen. Das Schuldranzen-Packen ist für die persönliche Entwicklung und das „Großwerden“ auch ein wichtiges Ritual – es kann ebenfalls gemeinsam mit Hilfe der Eltern erfolgen, das gibt Ihrem Kind Sicherheit. Mit Musik dazu macht es sogar noch mehr Spaß. (Symbolbild) © Monkey Business 2/Imago

„Der Zeitraum sollte überschaubar und das Kind nicht regelmäßig allein sein“ zitiert ein Elternportal (eltern.de) die Entwicklungspsychologin Professor Dr. Sabina Pauen. Wichtig ist, dass Eltern die Schlafgewohnheiten ihres Kindes gut kennen und einschätzen können. Wenn das Baby für gewöhnlich mindestens 30 Minuten schläft, könnten Eltern auch ruhig kurz in den Keller oder zum Abfall, selbst ohne Babyphone, denn „es ist klar, dass es Situationen gibt, in denen es mal nicht anders geht“, ergänzt Dr. Pauen.

Baby schlafend alleine lassen: Geht es mit Babyphone auch längere Zeit?

In erster Linie müssen die Eltern selbst entscheiden, ob und wie lange sie ihr Kind alleine lassen möchten, selbst mit Babyphone in das neben gelegene Restaurant. Gesetzliche Vorgaben gibt es hierfür nicht. Grundsätzlich haben Eltern jedoch die Verantwortung und rechtlich gesehen eine Aufsichtspflicht für ihren Nachwuchs, der sie nachkommen sollten – wenngleich die Haltung dazu von Eltern zu Eltern unterschiedlich ausfällt. Durch die Aufsichtspflicht soll sichergestellt werden, dass einem minderjährigen Kind kein Schaden zugefügt wird oder dass es sich selbst oder anderen keinen Schaden zufügt. Dies ist doch grundsätzlich gewährleistet, wenn das Baby nur friedlich in seinem Bettchen schläft, würden manche Eltern vielleicht argumentieren. Eltern, die ihr schlafendes Kind über das Babyphone beobachten möchten, sollten sicherstellen, in welcher Reichweite das Gerät tatsächlich funktioniert.

Der Kinderarzt und Autor Dr. Herbert Renz-Polster erklärt: „Wenn Babys ausnahmsweise eine kurze Zeit allein sind, führt das nicht gleich zu seelischen Schäden. Evolutionsgeschichtlich können weder Babys noch Erwachsene mit perfekten Bedingungen rechnen.“ Doch was ist, wenn es plötzlich das Schreien anfängt, können Eltern das Baby schreien lassen? „Wenn Kinder in einer verlässlichen Beziehung leben, haben sie ein gutes Urvertrauen und können auch mal Belastungen wegstecken“, ergänzt Dr. Renz-Polster.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

Rubriklistenbild: © Anna Omelchenko/Imago

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