Nach Vorrunden-Aus

Havertz-Bild spricht Bände: DFB-Matchwinner gibt gnadenlos ehrliches Zeugnis ab

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Auch der Havertz-Doppelpack konnte die DFB-Elf nicht vor dem WM-Ausscheiden bewahren. Nach der Enttäuschung spricht der Offensivmann Klartext. 

München/Al-Khor - Die deutsche Nationalmannschaft muss bei der WM 2022 enttäuschend früh die Segel streichen. Schon in der Vorrunde ist Schluss, das konnte auch der 4:2-Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Costa Rica nicht verhindern. So ist es wenig verwunderlich, dass bei Kai Havertz keine Freude über seine Auszeichnung zum Spieler des Spiels aufkommen wollte, der aber dafür nicht mit klaren Worten sparte.

Havertz-Bild spricht Bände: DFB-Matchwinner gibt gnadenlos ehrliches Zeugnis ab

Obwohl der Gesichtsausdruck von Kai Havertz nach der Verleihung der „Player of the Match“-Trophäe bereits Bände sprach, legt der Offensivspieler verbal an den Mikros von MagentaTV und ARD noch einmal nach. Schonungslos und ohne Ausreden zu suchen, analysierte der Doppeltorschütze den Turnierauftritt der deutschen Nationalmannschaft.

So ist es keine Überraschung, dass er schließlich eine Stärke der DFB-Elf begräbt, die eigentlich schon seit der WM 2018 keine mehr ist. „Ich denke mal, dass wir keine Turniermannschaft mehr sind.“

Kai Havertz erhält nach dem WM-Aus gegen Costa Rica die „Player of the Match“-Auszeichnung.

Havertz schonungslos ehrlich: „Hatten genügend Möglichkeiten“

Die Gründe dafür sind offensichtlich: Zum zweiten Mal in Folge scheiterte eine deutsche Nationalmannschaft in der Vorrunde einer WM. Dass das Ausscheiden nur der eigenen Leistung zuzuschreiben ist, ist für Havertz klar. „Wir müssen uns an die eigene Nase packen“, so der ehemalige Leverkusener, der mit der Offensive vor allem seine eigene Kernkompetenz kritisiert. „Wir hatten gegen Japan genügend Chancen, wir hatten gegen Spanien genügend Möglichkeiten und heute auch wieder.“

Dass nach einem schlechten Abschneiden des DFB-Teams die Diskussion um die „One Love“-Binde wieder aufgemacht werden würde, damit war zu rechnen. Und so musste sich auch Kai Havertz nach dem Spiel Fragen gefallen lassen, ob das politische drumherum einen Einfluss auf die Leistung des Teams hatte. „Wir wollten es vor dem Japan-Spiel aus den Köpfen haben, aber das hat offenbar nicht geklappt“, so das ehrliche Bekenntnis, welches beinahe stellvertretend dafür steht, wie weit Anspruch und Wirklichkeit in der Nationalmannschaft mittlerweile auseinanderklaffen.

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Zu Beginn des Spiels war der katarische Fanblock noch gut gefüllt.
Zu Beginn des Spiels war der katarische Fanblock noch gut gefüllt. © IMAGO/Moritz Mueller
Auch die Fans aus Ecuador konnten den WM-Auftakt nicht erwarten.
Auch die Fans aus Ecuador konnten den WM-Auftakt nicht erwarten.  © IMAGO/Nick Potts
Aber noch während des Spiels verließen die Zuschauer das Stadion fluchtartig.
Aber noch während des Spiels verließen die Zuschauer das Stadion fluchtartig. © IMAGO/Matthias Koch
Die Zuschauerränge wurden mit der Zeit immer leerer.
Die Zuschauerränge wurden mit der Zeit immer leerer. © IMAGO/Moritz Mueller
Auch hier handelt es sich um eine Aufnahme während des Spiels ...
Auch hier handelt es sich um eine Aufnahme während des Spiels ... © IMAGO/Foto Olimpik
Teilweise waren die Wege zum Ausgang dichter besiedelt als die Ränge.
Teilweise waren die Wege zum Ausgang dichter besiedelt als die Ränge. © IMAGO/Charlotte Wilson / Offside
So leer waren die Zuschauerränge schon kurz vor dem Schlusspfiff.
So leer waren die Zuschauerränge schon kurz vor dem Schlusspfiff. © IMAGO/Matthias Koch
Der erste Vorgeschmack auf die Stimmung in den Stadien während der WM...
Der erste Vorgeschmack auf die Stimmung in den Stadien während der WM... © IMAGO/Matthias Koch
Die Fans aus Ecuador hatten zum Ende des Spiels massig Platz, ihre Flagge auszubreiten.
Die Fans aus Ecuador hatten zum Ende des Spiels massig Platz, ihre Flagge auszubreiten. © IMAGO/Cristian de Marchena

Knackpunkt erstes Gruppenspiel: „Dürfen gegen Japan nicht verlieren“

Aber auch hier will Havertz nicht mit dem Finger auf andere zeigen und damit die Schuldfrage auslagern. „Es wurde viel gesprochen, aber da wollen wir uns nicht rausreden“, beantwortet der unglückliche „Player of the Match“ die Frage nach der Verantwortung selbstkritisch. Am Ende ist allerdings festzuhalten, dass Havertz die vorangegangenen Diskussionen durchaus als eine Belastung für das Team einordnet und damit der Wunsch „fußballerische Leistung geht immer vor“ nicht mehr blieb als eben jenes, ein Wunsch.

Deutschland und Spanien kommen in der Gruppe E weiter, so zumindest die Einschätzung der Buchmacher vor dem Beginn der Weltmeisterschaft. Dass die Prognose bereits nach dem ersten Vorrunden-Spieltag über den Haufen geworfen werden musste, dafür ist die DFB-Mannschaft verantwortlich. Eine Einsicht, die auch Havertz gerade deshalb teilt, da er die DFB-Elf weiter mit einer „super Mannschaft“ aufgestellt sieht. „Mit solch einer Qualität dürfen wir gegen Japan nicht verlieren.“

WM-Aus für Deutschland verdient? Havertz deutlich: „Ja!“

So weit die Fehleranalyse von Kai Havertz, der die Frage, ob das Ausscheiden verdient gewesen sei, mit einem Wort auf den Punkt bringt: „Ja!“ Der Chelsea-Star wird aller Voraussicht nach noch mindestens einmal die Gelegenheit haben, besser bei einer Weltmeisterschaft abzuschneiden, denn mit seinen 23 Jahren gehört ihm die Zukunft in der Nationalmannschaft. Ganz anders die Lage bei Thomas Müller, Weltmeister von 2014, der schon kurz nach dem Abpfiff seinen Rücktritt andeutete. (sch)

Rubriklistenbild: © IMAGO/La Nacion

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