Wolfsburg - Das Burnout-Syndrom ist unter Fußball-Profis nach Ansicht von Nationalspieler Marcel Schäfer weiter verbreitet als angenommen.
Die jüngsten Fälle von Trainer Ralf Rangnick und Hannovers Torwart Markus Miller sind demnach keine Ausnahmen. “Ich denke, die Dunkelziffer ist viel höher. Ich kann mir vorstellen, dass sich viele aus Angst vor den Folgen nicht zu ihrer Krankheit bekennen“, sagte der Abwehrspieler des VfL Wolfsburg der “Mainpost“.
Der Selbstmord des früheren Nationaltorwarts Robert Enke hat nicht zu einem Umdenken geführt. “Was hat sich nach Robert Enke geändert? Nichts! Ich kann mich an die Appelle erinnern, menschlicher miteinander umzugehen“, sagte Schäfer und kritisierte die Fans: “Aber bezeichnend war wenige Tage nach Enkes Tod unser Länderspiel gegen die Elfenbeinküste, in dem Mario Gomez gnadenlos ausgepfiffen worden ist. Das war unglaublich.“
Ähnlicher Typ wie Rangnick
Dass das Spiel in Gelsenkirchen stattfand und Schalker Anhänger aus Rivalität zum Bayern-Angreifer gepfiffen haben könnten und Rivalität zum Fußball gehört, ist für Schäfer kein Argument. “Rivalität ja, Feindschaft nein. Denken Sie an die WM 2010. Da haben alle deutschen Fans den Bayernspielern zugejubelt“, sagte der Verteidiger.
Der Fall des zurückgetretenen Schalker Trainers Rangnick habe Schäfer berührt. Er sei ein ähnlicher Typ wie Rangnick, weil er sich auch oft mit sich selbst beschäftige. Als Sportler könne man es aber nicht immer jedem recht machen. Die Leute sollten einsehen, dass man auch nur ein Mensch sei, der in seinem Beruf Erfolg haben und akzeptiert werden wolle.
Den 27-Jährigen belasten offenbar vor allem die Tage nach Niederlagen. “Teilweise ist die Öffentlichkeit, in der wir stehen, schon belastend - wenn du nach einem verlorenen Spiel beispielsweise zum Einkaufen gehst und von fremden Leuten gefragt wirst, warum du dich überhaupt auf die Straße traust“, sagte Schäfer. Das gehöre zwar zum Geschäft, die Entwicklung halte er jedoch für bedauerlich.
dapd