Kein klares Statement von Dutt

Wiese-Wirbel bei Werder

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Tim Wiese

Bremen - Gerüchte über eine Rückkehr des Torhüters Tim Wiese zu Werder Bremen halten sich hartnäckig. Noch aber traut sich niemand so recht aus der Deckung.

Robin Dutt hätte den Wirbel mit einem Schlag beenden können. Dem Trainer von Werder Bremen bot sich die Gelegenheit, mit einer deutlichen Ansage alle Gerüchte um eine Rückkehr von Tim Wiese zu zerstreuen und jegliche Zweifel an seiner Nummer eins Sebastian Mielitz wegzuwischen. Doch der 48 Jahre alte Nachfolger der Werder-Legende Thomas Schaaf zog keinen Schlussstrich, sondern er befeuerte mit unscharfen Statements die Spekulationen um ein Werder-Comeback des in Hoffenheim aussortierten früheren Nationaltorhüters. Spätestens wenn sich das Transferfenster im Januar wieder öffnet, könnte das Thema Fahrt aufnehmen.

„Tim Wiese hat von mir die allergrößte Wertschätzung“, sagte Dutt wenige Tage vor dem Bundesliga-Duell mit Eintracht Frankfurt (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) im Gespräch mit Bremer Medien. Wiese sei an der Weser eine Legende: „Aber aktuell haben wir keine Transfer-Periode. Und dann verbietet es sich uns, bei so einer exponierten Position wie dem Torhüter darüber zu sprechen, ob er uns helfen würde oder nicht.“

Angesichts der Ereignisse vom vergangenen Samstag animieren die Aussagen von Dutt eher zu Spekulationen, als dass sie diese beenden. Noch immer rauschen den Bremern die Jubelstürme in den Ohren, die Wiese beim Abschiedsspiel von Torsten Frings am vergangenen Wochenende entgegenschlugen. Immer wieder hatten die grün-weißen Fans „Wiese für Werder“ skandiert, sie hoffen auf eine Rückkehr des extrovertierten Torwarts, der von 2005 bis 2012 durch den Bremer Strafraum hechtete. In dieser Zeit kassierte er im Schnitt weniger Gegentore als sein Nachfolger Mielitz (1,4 pro Bundesliga-Spiel vs. 1,8), wehrte mehr Schüsse ab (68 Prozent vs. 62 Prozent) und vereitelte mehr Großchancen (27 Prozent vs. 16 Prozent).

Und Wiese könnte für Werder bald wieder verfügbar werden. Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp kündigte an, ein Gespräch über eine Vertragsauflösung mit dem Aussortierten zu suchen, der einen vorzeitigen Ausstieg aus dem bis 2016 gültigen Papier bisher ablehnt. „Darüber müssen wir uns in den nächsten Tagen und Wochen unterhalten“, sagte Hopp.

Die Kraichgauer haben ein gesteigertes Interesse an einem Ende des Missverständnisses mit Wiese. Denn die arbeitsrechtlich umstrittene „Trainingsgruppe 2“, der neben dem früheren Bremer noch weitere chancenlose Profis angehören, wird wohl nicht mehr lange existieren. Um noch größerer Unruhe im Klub vorzubeugen, dürfte das Abfindungsangebot für den in Ungnade gefallenen Hoffnungsträger üppig ausfallen. Wiese stehen noch etwa zehn Millionen Euro zu.

Deutlich weniger bezahlt Werder seinem aktuellen Stammtorhüter Mielitz, der in der vergangenen Saison nach 1899 Hoffenheim (67) die zweitmeisten Gegentreffer kassierte (66) - und viel Kritik verarbeiten muss. „Ich wusste, dass es nicht einfach wird“, sagte er der Sport Bild: „Einiges hatte ich mir anders vorgestellt. Vor allem die Bewertung in der Öffentlichkeit.“

Die zum Teil harsche Kritik ist nicht spurlos an dem gebürtigen Brandenburger abgeperlt. „Kein anderer Spieler steht so unter Druck wie der Torhüter. Wenn der einzige Fehler im Spiel zum Tor führt, reicht das, um schlecht bewertet zu werden“, sagte Mielitz und fügte hinzu: „Klar ist jeder Torwart vom Wesen her anders. Aber man sollte den Fall Robert Enke nicht vergessen.“

Mielitz will beweisen, dass er der hohen mentalen Belastung in der Bundesliga dauerhaft gewachsen ist. Dabei bekommt er Unterstützung von Sportdirektor Thomas Eichin („Wir haben hier keine Torwart-Diskussion“) - und auch von seinem Trainer. „Du musst deinen Torhütern hundertprozentiges Vertrauen entgegenbringen. Wegen der Wiese-Geschichte wird sich das sicher nicht ändern“, sagte Dutt, der Mielitz vor Beginn der Saison als klare Nummer eins bestätigt hatte. Doch er fügte erneut einen Satz an, den man in zwei Richtungen interpretieren kann: „Bei einem Torhüter musst du klare Aussagen machen, die aber natürlich nicht bis ins Rentenalter gelten.“

sid

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