"Wir haben intensiv mit den Spielern, Delegationsmitgliedern, den HBL- und EHF-Vertretern diskutiert. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir es verantworten können, im Turnier zu verbleiben. Wir haben größten Respekt vor allen Delegationsmitgliedern", sagte DHB-Vorstandschef Mark Schober in einer virtuellen Medienrunde am späten Abend.
Nach den neuen Coronafällen von Mittwoch werden die Rückraumspieler Lukas Stutzke und David Schmidt sowie Rechtsaußen Tobias Reichmann zum Team stoßen. Die Situation ist herausfordernd: "Wir kämpfen an allen Fronten. Wir müssen uns alle mit Dingen beschäftigen, die nichts mit Sport zu tun haben", sagte DHB-Teammanager Oliver Roggisch in einem Online-Verbandstalk: "Das ist brutal."
DHB-Sportvorstand Axel Kromer sprach von einer "sehr komplexen" Entscheidung der Krisenkonferenz. Stutzke traf bereits am Mittwochabend im deutschen Teamquartier in Bratislava ein. Schmidt und Reichmann werden am Donnerstagvormittag in der slowakischen Hauptstadt erwartet - bei einem negativen PCR-Tests kann das Trio sofort eingesetzt werden.
Update vom 19. Januar, 19.20 Uhr: Nach den ganzen Corona-Fällen sollen wieder zwei Spieler nachnominiert werden. Dieses Mal handelt es sich laut Bild um Tobias Reichmann (MT Melsungen), den die Handball-Fans kennen sollten. Der 33-Jährige wurde 2016 Europameister. Dazu soll auch Lukas Stutzke vom Bergischen HC nachreisen.
Update vom 19. Januar, 15.48 Uhr: Die deutschen Handballer haben bei der Europameisterschaft weitere Corona-Fälle zu beklagen. Dies teilte der Deutsche Handballbund an diesem Mittwoch mit. Wie viele und welche Spieler positiv getestet wurden, blieb zunächst offen.
Erstmeldung vom 19. Januar, 14.30 Uhr: München/Bratislava - Was für ein Rückschlag. Was für eine Moral. Was für ein Durcheinander. Deutschland hat bei der Handball-EM durch eine starke Leistung und ein 33:23 (15:12) gegen Polen aufhorchen lassen. Und das nach einem großen Corona-Wirbel mit neun positiv getesteten Spielern im DHB-Team von Bundestrainer Alfred Gislason*.
Die Solidarität in der deutschen Handball-Familie und die spontane Unterstützung durch die Bundesliga (HBL) sind in dieser Gemengelage riesig. Fünf Spieler rückten nach, darunter die Europameister Paul Drux (26 Jahre) und Fabian Wiede (27) von den Füchsen Berlin.
Die Rückraum-Spieler gehörten vor dem Turnier noch nicht einmal dem vorläufigen 35er-Kader an. Beide hatten für die Handball-EM 2022 in Ungarn und der Slowakei* abgesagt, Drux, weil er seinem strapazierten Körper nach Knieproblemen eine Pause geben wollte. Wiede nach eigenen Angaben aus familiären Gründen.
Es ist noch nicht klar, ob wir ein Training riskieren.
Eine Ausnahme-Regelung der Europäischen Handballföderation machte ihr Nachrücken jetzt möglich. Zudem stießen Linksaußen Rune Dahmke (28/THW Kiel), Torwart Johannes „Jogi“ Bitter (39/HSV Hamburg) und Kreisläufer Sebastian Firnhaber (27/HC Erlangen) zur deutschen Nationalmannschaft. Kurios: Wäre auch Bitter kurzfristig positiv getestet worden oder in der Partie verletzungsbedingt ausgefallen, hätte Feldspieler Drux ins Tor gemusst. Der Spielmacher scherzte hinterher: „Ich habe mich in der Halbzeit sogar schon warm gemacht. Ich weiß nicht, warum Alfred dann nicht auch mal gewechselt hat.“
Das Corona-Durcheinander nimmt trotz der Riesen-Moral gegen die Polen indes neue Ausmaße an. Man könnte sagen: Das DHB-Team fährt mit Blick auf das Coronavirus* auf Sicht, die Situation könnte sich stündlich ändern.
So war am Mittwochvormittag noch unklar, ob Bundestrainer Gislason vor dem ersten Zwischenrunden-Match Deutschlands gegen EM-Titelverteidiger Spanien (Donnerstag, 18 Uhr, ARD und hier im Live-Ticker) überhaupt mit dem DHB-Team trainieren kann. „Es ist noch nicht klar, ob wir ein Training riskieren“, erklärte der 62-jährige Isländer im Teamhotel in der slowakischen Hauptstadt Bratislava: „Wir werden einen Schnelltest machen vor dem Training. Anschließend ist von den Organisatoren vorgesehen, einen PCR-Test nach dem Training zu machen.“
Positive Corona-Tests im DHB-Team: | Alter / Klub: |
Julius Kühn | 28 Jahre, MT Melsungen |
Hendrik Wagner | 24 Jahre, Eulen Ludwigshafen |
Kai Häfner | 32 Jahre, MT Melsungen |
Timo Kastening | 26 Jahre, MT Melsungen |
Lukas Mertens | 25 Jahre, SC Magdeburg |
Luca Witzke | 22 Jahre, SC DHfK Leipzig |
Andreas Wolff | 30 Jahre, KS Kielce (Polen) |
Till Klimpke | 23 Jahre, HSG Wetzlar |
Marcel Schiller | 30 Jahre, Frisch Auf Göppingen |
Unklar ist indes auch, wie es mit den Nachrückern weitergeht, sollten sich Spieler aus dem ursprünglichen Kader freitesten. Ein erster Kandidat für dieses Szenario ist Rückraum-Shooter Julius Kühn (MT Melsungen). Der 28-Jährige ist geboostert und symptomfrei. Bei negativen PCR-Tests* am Mittwoch und am Donnerstagmorgen könnte der Europameister von 2016 gegen Handball-Schwergewicht Spanien am Donnerstagabend auf der Platte stehen.
Müssen die Nachrücker also schon wieder Platz machen? Kommen sie teils in der Hauptrunde gar nicht erst zum Einsatz? Müssen sie sogar wieder abreisen? Das alles konnte der Deutsche Handballbund (DHB) am Mittwochvormittag auf Nachfrage von Ippen Media nicht beantworten. Man sei „hochflexibel“ und erstmal „dankbar für die Unterstützung aus der Bundesliga“, teilte ein Sprecher mit.
Handball-EM | Zwischenrundengruppe II |
Donnerstag, 20. Januar, 18 Uhr | Deutschland - Spanien |
Freitag, 21. Januar, 20.30 Uhr | Deutschland - Norwegen |
Sonntag, 23. Januar, 18 Uhr | Deutschland - Schweden |
Dienstag, 25. Januar, 18 Uhr | Deutschland - Russland |
Alles weitere müsse man von Tag zu Tag sehen, hieß es weiter. Am Mittwochmorgen kamen als Nachrücker sieben und acht Torhüter Daniel Rebmann (Frisch Auf Göppingen) und Rechtsaußen Patrick Zieker (TVB Stuttgart) im Mannschaftshotel in Bratislava an, in dem das DHB-Team für die Handball-EM* mehrere Etagen als Bubble gebucht hat.
Dort halten sich die Spieler getrennt von allen anderen Gästen auf. Sogar einen eigenen Koch haben die deutschen Handballer mitgebracht. Den Corona-Ausbruch während der Europameisterschaft* verhinderte das nicht. So bleibt das Covid-Durcheinander groß, während der Außenseiter plötzlich eine reale Chance auf das Halbfinale hat. (pm) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA