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Kampfgeist, Wille und Effizienz: Der VfR Aalen schlägt die favorisierten Kickers Offenbach mit 2:0 und setzt ein Ausrufezeichen im Abstiegskampf.
Aalen. Der VfR Aalen hat die direkten Abstiegsränge mit einem Paukenschlag verlassen. Die Elf von VfR-Trainer Tobias Cramer feierte nach Abpfiff einen 2:0-Sieg gegen die Offenbacher Kickers, die als Favorit und Zweitplatzierter nach Aalen angereist waren, und klettert damit auf Platz 14. „Wir haben heute aufopferungsvoll alles reingeschmissen, was uns zur Verfügung steht", so Cramer.
Und ohne Furcht ging der VfR Aalen in die Partie. Paolo Maiella setzte früh mit einem ersten Warnschuss auf das Offenbacher Tor erste offensive Akzente (4.).
Brandgefährlich wurde es aber drei Minuten später für den VfR. Nach einer Ecke stieg Dejan Bozic ein Stockwerk höher als die gesamte VfR-Abwehr und wuchtete den Ball per Kopf an die Unterlatte (7.). Cramer gab nach dem Schlusspfiff zu: „Hier hatten wir dieses Quäntchen Spielglück.“ Die Kugel wurde von den Aalenern anschließend geklärt.
Unterhaltsamer Kick
Es ging weiter munter hin und her. Jonas Arcalean setzte sich auf der linken VfR-Seite gut durch und schloss - etwas zu eigensinnig - ab. Sein Versuch landete links neben dem OFC-Gehäuse (11.). Wieder schenkten die Aalener den Gästen einen unnötigen Eckball. Auch dieses Mal schaffte es Bozic, sich durchzutanken und das Spielgerät aufs VfR-Tor zu bringen. Aalens Keeper Michel Witte begrub den Ball auf der Linie unter sich (14.). Zehn Minuten spielte sich das Geschehen in der Folge zwischen den beiden Sechzehnern ab. Erst Stefan Wächter sorgte in Minute 24. für ein wenig Aufregung. Der VfR-Mittelfeldakteur spurtete mittig auf den Kasten der Offenbacher zu - und zog ab. Zu zentral und kein Problem für Gäste-Keeper David Richter (24.). Auch der Vollspannschuss von VfR-Rechtsverteidiger Leon Volz verfehlte in der 27. Minute sein Ziel.
Immer wieder war es Bozic beim OFC, der mit seinen Aktionen die Gastgeber in Bedrängnis brachte. Sein akrobatischer Versuch bescherte seiner Mannschaft eine - am Ende ertraglose - Ecke. Mit 0:0 ging es für die Teams in die Halbzeitpause.
Maiella mit dem Zauberfuß
Nach Wiederanpfiff brauchten beide Mannschaften etwas Zeit, um sich wieder in die Partie reinzukämpfen. Dann kam in der 55. Minute Paolo Maiellas großer Auftritt: Wächter spielte einen Ball über links in den OFC-Sechzehner, wo sich Maiella gegen mehrere Gegner stark behauptete, Maß nahm und sehenswert den Ball ins Kreuzeck schlenzte. Keeper Richter war in dieser Situation machtlos.
Joker Kindsvater sticht
Die Hausherren ruhten sich aber auf der Führung nicht aus - und legten durch den eingewechselten Benjamin Kindsvater kurze Zeit später nach. Einen Eckball von Stefan Wächter bekamen die Offenbacher nicht sauber geklärt, der zweite Ball landete dem lauernden Kindsvater in der zweiten Reihe vor die Füße. Der feuerte einen satten Schuss aufs Tor ab, der unhaltbar abgefälscht wurde (66.). Der VfR führte mit 2:0.
Tief durchatmen musste der VfR dann zwei Minuten später. Der Zehner der Gäste, Semir Saric, verpasste die Chance auf den Anschlusstreffer, indem er den Ball aus kurzer Entfernung weit über das Tor haute (68.). Ebenso segelte Mike Feigenspans Kopfball nach einer Ecke rechts am VfR-Tor vorbei (71.). Die restlichen Spielminuten nahmen an Intensität etwas ab. Der eingewechselte Sascha Korb, der ab der 63. Minute gegen seinen Heimatverein mitwirkte, kam kurz vor Ablauf der 90 Minuten mittig und freistehend zu einer Schusschance. Er verzog allerdings deutlich (87.). Es war die letzte Gelegenheit einer unterhaltsamen Partie. „Wir haben sehr gut in der Struktur gestanden und die Räume verengt“, zeigt sich Cramer zufrieden. „Ich freue mich für die Mannschaft.“ Dieser - etwas überraschende, aber verdiente - Sieg beschert dem VfR Aalen immens wichtige drei Punkte im Abstiegskampf.
Stimmen zum Spiel:
Steffen Kienle, VfR-Stürmer: „Das Spiel war überragend. Da hat jeder heute alles rausgehauen. Wenn wir das annähernd in jedem Spiel auf den Platz bringen, dann wirds jede Mannschaft brutal schwer haben uns zu schlagen. Ich bin mega stolz. Das tut der Mannschaft richtig gut. Jetzt fahren wir mit Selbstbewusstsein nach Kassel.“
Ali Odabas, VfR-Verteidiger: „Uns war vor dem Spiel bewusst, dass es ein Kampfspiel wird. Wir haben gezeigt, dass wir auch gegen Top-Mannschaften gewinnen können. Es war eine klasse Mannschaftsleistung und wir hatten auch super Fans. Wir sind jetzt über dem Strich, das ist schon mal gut. Und wenn wir jetzt gegen Kassel gewinnen, dann sind diese drei Punkte noch mal Gold wert.“
Benjamin Kindsvater, VfR-Stürmer: „Beim Tor war es mein dritter Ballkontakt nach meiner Einwechslung. Er ist gut gekommen, ich habe ihn direkt genommen und das 2:0 gemacht. Wir haben am Ende alles zugestellt. Offenbach hatte keine Idee mehr, wie sie durchkommen. Daher haben wir verdient gewonnen. Mir selbst geht es gut. Von der Ausdauer her kann ich noch zulegen. Es war mein erstes Spiel seit Mai vergangenen Jahres - und dann habe ich gleich getroffen.“
ErsanParlatan, OFC-Trainer: „Wir hätten in allen Belangen besser Fußball spielen und mehr Intensität bringen müssen. Der VfR wollte unbedingt diesen Sieg mitnehmen. Wir sind sehr frustriert und niedergeschlagen, aber die Saison geht weiter.“
VfR Aalen - Kickers Offenbach 2:0 (0:0)
VfR: Witte - Volz (75. Just) , Schaupp, Odabas, Heckmann - Meien, Bux (63. Kindsvater) - Maiella (63. Korb), Wächter, Arcalean (75. Abruscia) - Kienle (84. Kundruweit)
OFC: Richter - Moreno (81. Hosiner), Zieleniecki, Breitenbach, Marcos - Saric (71. Balic), Mesanovic (63. Albrecht), Jopek, Garcia (63. Wanner) - Hermes (63. Feigenspan), Bozic
Tore: 1:0 Maiella (55.), 2:0 Kindsvater (66.)
Gelbe Karten: Heckmann, Bux, Odabas / Garcia, Wanner
Schiedsrichter: Henning Reif
Zuschauer: 1499