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VfR-Torjäger Steffen Kienle: „Ich weine Ulm keine Träne hinterher“

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Von: Alexander Haag

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Erst der Nasenbeinbruch, jetzt der Platzverweis: Nach der roten Karte verpasst Torjäger Steffen Kienle vom VfR Aalen ausgerechnet das Derby bei seinem Ex-Verein SSV Ulm 1846.
Erst der Nasenbeinbruch, jetzt der Platzverweis: Nach der roten Karte verpasst Torjäger Steffen Kienle vom VfR Aalen ausgerechnet das Derby bei seinem Ex-Verein SSV Ulm 1846. © Eibner-Pressefoto/Florian Schust

Nach der roten Karte gegen den VfB Stuttgart II: Der Stürmer des VfR Aalen verpasst schon wieder das Derby gegen seinen Ex-Verein SSV Ulm 1846. „Wir können trotzdem gewinnen", sagt der 28-Jährige.

Aalen

Das „Mentalitätsmonster“ ist übers Ziel hinaus geschossen: Nach seiner roten Karte im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart II (0:0) erlebt Steffen Kienle das Derby gegen den SSV Ulm 1846 am Dienstag (Anpfiff: 19 Uhr) wieder nur als Zuschauer. Im Interview spricht der Stürmer des VfR Aalen über den Platzverweis, seine Verletzung und darüber, dass „die Ulmer jetzt unter Druck stehen“.

Herr Kienle, über wen ärgern Sie sich mehr: über den Schiedsrichter oder sich selbst?

Kienle: Grundsätzlich muss ich sagen, dass die rote Karte vertretbar ist. Wobei sich der Schiedsrichter im ersten Moment selbst unsicher war und den Assistenten befragt hat.

Wie haben Sie die Situation in der 58. Minute erlebt?

Ich will zum Ball, grätsche in hohem Tempo und räume meinen Gegenspieler komplett ab. Natürlich macht der VfB-Spieler viel mehr draus, als es eigentlich war. Er hat ja danach auch weitergespielt. Aber nachdem es dann zu einer Rudelbildung kam, war mir klar, dass der Schiedsrichter über Rot nachdenkt.

Haben Ihnen Ihre Mitspieler hinterher Vorwürfe gemacht?

Nein, gar nicht. Ich habe mich in der Kabine sofort bei den Jungs entschuldigt. Der Fehler lag ja eindeutig bei mir. Ich habe mich deshalb bedankt, dass sie in Unterzahl das 0:0 gehalten haben. Das spricht für unsere Mannschaft, jeder hat für den anderen gekämpft.

Sie müssen also keine Strafe in die Mannschaftskasse bezahlen?

Wir haben natürlich einen Strafenkatalog, und darin ist auch eine Strafe wegen einer unnötigen roten Karte vorgesehen. Darüber entscheiden die Trainer und der Mannschaftsrat. Bei uns sind sich aber alle sicher, dass es kein unnötiger Platzverweis war.

Wie lange beschäftigt Sie selbst ein solcher Platzverweis?

Natürlich denke ich darüber nach. Vor allem ist es wie verhext: Ich verpasse schon wieder das Spiel gegen  meinen Ex-Verein SSV Ulm 1846. Das ärgert mich. Dass ich der Mannschaft am Dienstag wieder nicht helfen kann. Ich habe erst ein einziges Mal gegen Ulm gespielt, sonst kam immer etwas dazwischen: eine Vertragsklausel, eine Verletzung oder eine Gelbsperre.

Sind Sie am Dienstagabend im Donaustadion?

Das weiß ich wirklich noch nicht. Ich würde gerne ins Stadion gehen, ich weiß aber auch, dass es sehr weh tun würde, wieder nur auf der Tribüne zu sitzen.

Tut es auch weh, dass Sie nicht mehr das Trikot des SSV Ulm 1846 tragen, der auf dem besten Weg in die 3. Liga ist?

Überhaupt nicht. Das Thema ist abgehakt. Ich habe eine richtig geile Zeit beim VfR Aalen, auch wenn die Saison nicht immer einfach für mich ist. Ich weine Ulm aber keine Träne hinterher.

Was macht die Ulmer in dieser Saison so stark?

Was mir auffällt: wie stark Ulm defensiv ist. Es ist bemerkenswert, wie oft die Null steht. Das ist inzwischen auch in den Köpfen der Gegner. Vor allem die beiden Innenverteidiger Thomas Geyer und Johannes Reichert, mit denen ich zusammengespielt habe, sind allererste Sahne für die Regionalliga. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass es zuletzt vier Gegentore gegen den FSV Frankfurt gab. Und in der Offensive hat der SSV die Qualität, immer ein Tor zu schießen und das Spiel zu entscheiden.

Legen Sie sich also fest: Der SSV Ulm 1846 steigt auf?

Nein, da ist noch nichts entschieden. Nach dem Spielausfall an diesem Wochenende und der 1:4-Niederlage zuvor stehen die Ulmer gegen uns unter Druck - und man muss schauen, wie sie damit umgehen.

Sie sind gesperrt, Stefan Wächter nach der fünften gelben Karte ebenso, und Ali Odabas droht verletzt auszufallen. ist für den VfR überhaupt etwas drin?

Auf jeden Fall. Die Jungs ziehen alle mit. Gegen den VfB II standen die beiden Youngster Michael Schaupp und Mehmet Bagci in der Innenverteidigung, und die Null stand bis zum Ende. Ich traue den Jungs auch am Dienstag alles zu.

Sind Sie angesichts dieser Stärke auch sicher, dass der VfR Aalen die Klasse hält?

Ich bin bei solchen Aussagen immer vorsichtig. Sicher ist aber: Wenn wir die kommenden Spiele genauso bestreiten wie die vergangenen vier, in denen wir ungeschlagen geblieben sind, dann werden wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben.

Ihr Vertrag läuft aus. Wie geht's mit Ihnen im Sommer weiter?

Die Gespräche sind am Laufen. Ich werde mir aber die Zeit nehmen und schauen, wo es sportlich hingeht.

Und was das Finanzielle betrifft: Sind Sie sicher, dass es mit dem VfR Aalen weitergeht?

Da bin ich definitiv der falsche Ansprechpartner. Ich sehe aber, dass sich im Umfeld unglaublich viel bewegt. Dass ständig neue Sponsoren dazukommen. Und deshalb ist der VfR Aalen auch für mich über die Saison hinaus definitiv ein Thema.

Spielbericht VfR Aalen gegen VfB Stuttgart II (0:0)

Steffen Kienle
Steffen Kienle © Peter Hageneder
Steffen Kienle
Steffen Kienle © Peter Hageneder

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