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Mehr Transparenz beim Fleischkauf

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Fleischkonsum
Steak © pixabay.com

Mehr Transparenz beim Fleischkauf - was sagen Haltungsform und Bio-Siegel wirklich aus?

Immer wieder finden sich neue Labels auf den Lebensmittelverpackungen im Supermarkt, die der Aufklärung des Konsumenten dienen sollen. So zeigt das Bio-Siegel dem Käufer, dass es sich bei dem Produkt um Nahrungsmittel aus ökologischem Landbau handelt. Der Nutri-Score gibt Auskunft über die Nährwerte des Produktes und hilft dank bunter Farbskala bei der Auswahl gesunder Lebensmittel.

Für mehr Transparenz beim Fleischkauf und bewussteren Fleischkonsum sorgen gesonderte Informationen auf den Verpackungsetiketten fleischhaltiger Produkte. Die unterschiedlichen Haltungsformen und das Attribut „Bioqualität“ sind besonders aussagekräftig, wenn es sich um vermeintlich nachhaltige Fleischerzeugnisse handelt. Ein hervorragender Grund, um die unterschiedlichen Haltungsformen und deren Bedeutung sowie das Wort „Bioqualität“ genauer zu beleuchten. 

Was steckt hinter den Haltungsformen bei Fleischprodukten?

Zunehmendes Interesse am Tierschutz und an nachhaltiger Fleischproduktion mündeten in Initiativen zur Stärkung der Tierrechte. Nachdem die unterschiedliche Kennzeichnung der verschiedenen Haltungsformen von Nutztieren durch diverse Hersteller beim Konsumenten lediglich für Verwirrung gesorgt hatten, einigten sich Händler und Produzenten im April 2019 auf eine einheitliche Kennzeichnung. 

Haltungsform 1: Stallhaltung

Haltung von Schweinen, Hähnchen und Kaninchen durch den Erzeuger nach gesetzlichen Mindeststandards. Puten, Mast- und Milchrinder sowie Enten fallen nicht unter diese Standards, da es keine gesetzlichen Haltungsvorschriften für diese Tiere gibt. Bei diesen Nutztieren orientiert sich der Verband an der branchenüblichen Haltung und verlangt von den Betrieben die Teilnahme an einem speziellen Qualitätssicherungsprogramm.

Haltungsform 2: Stallhaltung Plus

Bei der Haltungsform 2 gibt es unterschiedliche Regelungen, die vom jeweiligen Tier abhängen. Abgesehen von Milchkühen und Pekingenten, erhalten die Tiere ein erweitertes Platzangebot in ihrem Stall. Außerdem installieren die Halter zusätzliches Beschäftigungsmaterial. Enten müssen über Tageslicht verfügen. Bauern dürfen ihre Kühe ab dieser Haltungsstufe nicht anbinden.

Haltungsform 3: Außenklima

Tiere müssen die Möglichkeit zum Kontakt mit dem Außenklima haben. So muss der Stall etwa zu einer Seite hin geöffnet sein oder einen überdachten Außenbereich aufweisen. Abgesehen von Enten erhalten Tiere durch die Haltungsform 3 zusätzlichen Platz. Futter muss frei von Gentechnik sein. 

Haltungsform 4: Premium

Die Premium-Haltungsform verspricht echten Auslauf im Freien und mehr Raum. So erhalten Schweine den doppelten Platz pro Tier. Biofleisch ist dieser Stufe zuzuordnen. Entspricht die Tierhaltung den Vorgaben der Haltungsform 4, zählen auch herkömmliche Fleischerzeugnisse zu dieser Kategorie, obwohl es sich keineswegs um ein Bioprodukt per definitionem handelt.


Trotz der deutlich besseren Tierhaltung der beiden höheren Stufen suchen Käufer in Discountern und Supermärkten oft vergebens nach solchen Produkten. Die meisten Fleischerzeugnisse stammen nach wie vor von Tieren aus der Haltungsform 1. Lediglich 4 % fallen unter die Kategorie 3 und 6 % sind der Premium-Haltung zuzurechnen. 

Was bedeutet Bioqualität?

Der Duden beschreibt „bio“ als Adjektiv und Kurzform von biologisch, was so viel wie naturbelassen bedeutet. Spricht ein Erzeuger innerhalb der Europäischen Union von Bioprodukten, muss er sich an die Definition und geltenden Regelungen für diese Produkte halten. Bio-Lebensmittel entspringen ökologisch kontrolliertem Anbau, dürfen keine gentechnischen Veränderungen aufweisen und sind zudem frei vom Einsatz künstlicher Düngemittel. Fernen dürfen keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel oder Klärschlämme zum Einsatz kommen, damit ein Nahrungsmittel als Bioprodukt gilt.

Fleisch und tierische Erzeugnisse im Allgemeinen müssen zudem ohne die Behandlung von Wachstumshormonen und Antibiotika auskommen. Zusätzlich ist die artgerechte Haltung nach den Kriterien der aktuellen EG-Öko-Verordnung vorgeschrieben.

Lohnt sich der Blick auf die Haltungsform, um bewussten Fleischkonsum zu fördern?

Sich als Käufer mit dem eigenen Konsumverhalten auseinanderzusetzen, ist nie verkehrt. Da Fleisch aus Haltungsform 3 und Haltungsform 4 noch immer einen geringen Marktanteil besitzt, lohnt sich ein zweiter Blick auf das entsprechende Siegel in jedem Fall. Denn wie auf jedem Markt gilt auch hier, dass Angebot und Nachfrage einander beeinflussen. Je mehr Nachfrage nach hochwertig erzeugtem Fleisch besteht, desto mehr Produzenten sorgen für die artgerechte Haltung der Nutztiere und ein verbessertes Tierwohl!

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