Den Lebensstil bewusst ändern

„Reha, Bewegung und Ernährung bei Krebs: Den Lebensstil bewusst ändern“ lautet das Thema im vierten Teil der Serie „Beistand nach einer Krebsdiagnose“. Vier Expertinnen und Experten erläutern Möglichkeiten, die jeder für sich ergreifen kann.
Ostalbkreis. „Was kann ich selbst nach einer Krebsbehandlung, nach erfolgten Therapien oder zusätzlich zu diesen tun?“ Diese Frage stellen sich viele Patientinnen und Patienten selbst oder ihren Ärzten und Therapeuten. Drei Expertinnen und ein Experte sprechen in der neuen Folge der digitalen Serie der Strahlentherapie Ostalb in Zusammenarbeit mit Gmünder Tagespost und Schwäbischer Post über Möglichkeiten und Angebote sowie Verhaltensregeln mit Redakteurin Bea Wiese. Und geben Tipps, wie sich das in einer für Jeden schweren Situation im Alltag bewerkstelligen lässt.
In Bewegung bleiben
„Wichtig ist immer Bewegung, Sport, Laufen, Spazierengehen, Muskelaufbautraining – je nach körperlichem Zustand und angepasst an die Fähigkeiten“, empfiehlt Dr. med. Sandra Röddiger, Fachärztin für Strahlentherapie und Standortleiterin der Strahlentherapie Aalen. Nach der Therapie helfe Bewegung beim Gesund werden und bleiben, generell könne ein trainierter Körper das Risiko einer Erkrankung mindern, sagte sie in ihrem Statement. Sabrina Hettich, staatlich anerkannte Ernährungsberaterin, empfiehlt dazu eine ausgewogene und gesunde Ernährung, auch zur Therapiebegleitung. „Das kann zwar nicht heilen, aber bei der Gesundung unterstützen“, sagt sie.
Gesunde Ernährung
„Generell wird das Risiko einer Krebserkrankung bei gesunder Ernährung um etwa 30 Prozent gemindert, wie Studien belegen“, ergänzt sie. „Man kann durch Ernährung eine Krebserkrankung aber nicht verhindern, egal was sogenannte Diätexperten empfehlen.“ Diese würden eher Mangelerscheinungen hervorrufen. Die Ernährung solle nach Krebsbehandlungen so umgestellt werden, dass sie den Bedürfnissen des Körpers in Zusammensetzung und Kalorienbedarf angepasst werde.
Reha ist eine zielorientierte Behandlung
Dr. Mario Schubert, Chefarzt für Onkologie in der MEDICLIN Kraichgau-Klinik, einer Reha-Einrichtung, empfahl generell eine Rehabilitationsmaßnahme nach einer Krebsbehandlung. Eine Reha sei eine zielorientierte Behandlung, die Patientinnen und Patienten würden hier umfassend unterstützt, körperlich mit Bewegung, mental, seelisch und sozio-kulturell, sagte er. Man könne in drei Wochen das Geschehene aufarbeiten, Tipps von Mitpatienten und Therapeuten bekommen, gemeinsame Ziele für die Zukunft erarbeiten. Auch Dr. med. Caterina Wimmer, Fachärztin für Strahlentherapie am Standort Schwäbisch Gmünd, empfiehlt Bewegung während und nach der Therapie. „Das fördert ebenso wie eine ausgewogene Ernährung das Wohlbefinden, wirkt gegen Übelkeit, macht die Therapie verträglicher“, betont sie. Man könne langsam anfangen, sich wichtige Erfolgserlebnisse holen und die Leistungen steigern. Röddiger ergänzt: „Laufen mit Musik, was ich als Sportmuffel mache, zu Hause Liegestütze, Kniebeugen, Sit Ups, Spazierengehen zur nächsten Straßenecke, dann zur übernächsten.“ „Erst zweimal die Woche, dann dreimal, dann jeden Tag, das geht und hilft“, sagt Dr. Schubert. Energie komme nur durch Aktivität.
Alkoholkonsum einschränken
Beim Thema Alkohol sind sich alle einig: „Auf jeden Fall einschränken, bei Hals- oder Kehlkopfkrebs möglichst ganz weglassen, ebenso wie Rauchen.“ „In Maßen heißt hier, ein- bis zweimal wöchentlich ein Glas, auch für Gesunde ist dies meine Empfehlung“, sagt Hettich. Denn je mehr Alkohol getrunken werde, desto höher ist da Risiko einer Erkrankung, fügt sie an.
Nachhaltigkeit ist wichtig
„Nachhaltigkeit ist ganz wichtig, Bewegung und gesunde Ernährung auf Dauer notwendig“, sagen alle Referenten. „Das hilft gegen Neuerkrankung, und besser durchs Leben zu kommen“, appelliert Schubert. „Nie aufgeben, immer wieder neu anfangen“, ergänzt Dr. Röddiger. ⋌je
Der Vortrag sowie die drei ersten Folgen dieser Reihe sind kostenlos abrufbar unter schwaebische-post.de/digitale-vortragsreihe