Braut posiert in Beirut für Hochzeitsfotos: Die Explosion schleudert sie durch die Luft
Sie hatten sich gerade das Ja-Wort gegeben. Dann durchbricht die Explosion im Hafen von Beirut das Hochzeits-Idyll von Israa und Ahmand S.
- Im Hafen von Beirut kam es am Dienstagabend (4. August) zu mehreren verheerenden Explosionen.
- Ein Paar feierte gerade Hochzeit in einem nahe gelegenen Hotel.
- Die Druckwelle der Explosion traf das Brautpaar und ihre Gäste völlig unvorbereitet.
Beirut - Viele Paare fiebern ihr ganzes Beziehungsleben auf diesen einen Tag hin. So auch Israa Seblani (28) und ihr Mann Ahmad Seblani (34). Es ist Dienstagabend (4. August) gegen 18 Uhr als sich das Paar gerade das Ja-Wort gegeben hat. Die glückliche Braut posiert für die Hochzeitsfotos in einem Hinterhof, als es im Hafen von Beirut knallt. Der schönste Tag in ihrem Leben wird jäh durch die Explosion unterbrochen.
Explosion in Beirut: Die Braut wurde durch die Luft geschleudert
Die Hochzeit fand im Beiruter Stadtteil Saifi statt, so berichtet es die Bild (hinter einer Bezahlschranke). Gefeiert wurde im Fünf-Sterne-Hotel „Le Gray“. Das ist knapp zwei Kilometer von dem Explosionsherd im Beiruter Hafen entfernt. Die 28-jährige Ärztin Seblani posierte gerade in einem nahe gelegenen Hinterhof für den Hochzeitsfotografen, als die Druckwelle der Explosion eintrifft. „Meine Frau wurde in meine Richtung geschleudert“, schildert Ahmad Seblani die schreckliche Situation*. „Ich dachte zuerst: Da ist eine Atombombe explodiert."
Noch unter Schock fliehen die Gäste und das Brautpaar in einen Hauseingang in der Nähe. „Mein erster Reflex war, meine Frau zu schützen. Als wir wieder raus kamen, war alles verwüstet." Das Ende eines Tages, an den sie sich eigentlich aus einem anderen Grund ewig erinnern wollten. „Wir haben die Hochzeitsfeier abgebrochen“, sagt der Bräutigam. „Das Wichtigste ist, dass wir überlebt haben.“ Vielen Augenzeugen* berichten ebenfalls über die katastrophalen Zerstörungen in Libanons Hauptstadt.
Am nächsten Tag zieht Israa Seblani ein nüchternes Resümee. Sie erzählt FocusOnline: „Ich habe mich seit zwei Wochen auf meinen großen Tag vorbereitet. Ich war so glücklich wie all die anderen Mädchen, ich werde heiraten. Was dann während der Explosion hier passiert ist, dafür gibt es keine Worte. Ich bin so traurig. Glaub mir, was du jetzt siehst, das Lächeln und alles, war gestern komplett verschwunden. Ich war schockiert, ich habe mich gefragt was passieren würde und ob ich sterben würde. Wie ich sterben würde.“ Ihr Mann ergänzt: “Wir sind herumgelaufen und es war äußerst traurig. Es war nicht zu beschreiben – die Verwüstung und der Klang der Explosion. Wir stehen immer noch unter Schock. Ich habe noch nie etwas Vergleichbares wie das Geräusch dieser Explosion gehört.“
Explosion im Hafen von Beirut: Für viele Menschen wird es nie wieder wie zuvor sein
Für die 28-jährige Ärztin - die eigentlich in den USA arbeitet und nur für die Hochzeit nach Beirut kam - und ihren Mann Ahmad ging die Explosion im Hafen* glimpflich aus. Doch viele andere Menschen hatten nicht so viel Glück. Nach aktuellem Stand (6. August, 6,46 Uhr) sind bei dem Unglück* mehr als 130 Menschen gestorben und mehrere tausend Verletzte. Einige Menschen werden immer noch vermisst. Durch die gewaltige Druckwelle sind viele Häuser regelrecht zerfetzt worden. Viele Bewohner der Stadt sind jetzt obdachlos. Aus der ganzen Welt kommt nun Unterstützung nach Beirut, um den Betroffenen zu helfen. Unter ihnen auch Einsatzfahrzeuge aus Bayern.
Zunächst war nicht klar, was die Explosion ausgelöst haben könnte. Einige Politiker vermuteten sogar einen Bombenanschlag*. So auch der amerikanische Präsident Donald Trump. Doch das US-Verteidigungsministerium widersprach. Inzwischen ist die einhellige Meinung, dass der Auslöser für die gewaltige Druckwelle mehrere tausend Tonnen Ammoniumnitrat* in einem Lagerhaus gewesen sein sollen. (tel) *merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.
Der Münchner Kabarettist Christian Springer ist häufiger in Beirut. Er erzählt, wie er die Explosion erlebt hat. Eine Krankenschwester aus einem zerstörten Krankenhaus wird zur Heldin - sie wurde zuerst ohnmächtig und rettete dann drei Babys aus den Trümmern. Derweil gibt es große Kritik in Deutschland an der Berichterstattung der Öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF. Einer der bekanntesten Basketball-Stars des Landes nahm ebenfalls an den Protesten teil und brachte dabei einen Verletzten in Sicherheit.