China, Russland und Iran attackieren USA

Wettrennen um Corona-Impfstoff: Geheimdienste mischen mit - kommt es zum Kalten Krieg 2.0?

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Die US-Gesundheitsbehörde CDC trifft Vorbereitungen für die Verteilung einer potenziellen Corona-Impfung - derweil wird das Rennen immer schmutziger
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Der Kampf um einen Corona-Impfstoff spitzt sich zu: Die Lage sei angespannt und „jeder große Spionagedienst rund um den Globus“ involviert.

  • Weltweit wird intensiv am einem Corona-Impfstoff* geforscht.
  • Dabei spielen die führenden Geheimdienste wohl eine immer zentralere Rolle.
  • Experten sehen im Wettrüsten Parallelen zum Kalten Krieg.
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Washington - Welchem Land gelingt es als erstes, einen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus zu entwickeln? Während in den hiesigen Laborzentren eifrig geforscht wird, hat sich die Angelegenheit längst zu einem machtpolitischen Wettrennen entwickelt. Die Situation gleiche dem Kalten Krieg, meinen Experten. Längst hätten sich auch die Geheimdienste eingeschaltet - mit mutmaßlich schmutzigen Strategien.

Coronavirus: Mutmaßliche Spionageattacken Chinas, Russlands und des Iran

Wie die New York Times berichtet (Artikel erst nach Registrierung verfügbar), intensivieren politische Gegner der USA ihre Versuche, US-amerikanische Forschung zu stehlen. Chinesische Spione sollen versucht haben, Corona-Forschungsdaten der Universität North Carolina und anderer US-Forschungseinrichtungen zu hacken. Zudem sei China auch an Informationen der Weltgesundheitsorganisation gelangt und habe somit frühzeitig erfahren, welchen Impfstoff die WHO als vielversprechendsten ansieht.

Der Iran soll die Lage in den USA unterdessen ebenfalls genau beobachten und zur Spionage bereit sein, während der russische Geheimdienst SWR seine Spionageattacken von den Vereinigten Staaten auch auf Kanada und Großbritannien ausgeweitet haben soll. Russlands Bemühungen in den USA sollen sich in erster Linie auf das Sammeln von Informationen über die Forschung der Universität Oxford und ihres pharmazeutischen Unternehmenspartners AstraZeneca konzentrieren. Der Pharmakonzern hat bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs die entscheidende Testphase gestoppt, weil ein Proband erkrankt ist. Seitdem Russland Mitte August bekannt gab, einen Impfstoff gegen das Coronavirus entwickelt zu haben, nährten sich in den USA die Zweifel, dies sei insbesondere durch Spionage so schnell möglich gewesen.

Corona: Impfstoff „aus geopolitischer Sicht von unschätzbarem Wert“

Als Reaktion auf die Entwicklungen versuchen die USA, ihre Universitäten und Forschungslabore besser vor externen Angriffen zu schützen. Ziel sei eine „Rund-um-die-Uhr-Überwachung“ wie Leslie Minton von der Universität North Carolina zitiert wird. Die Vereinigten Staaten beobachten die Bemühungen anderer Geheimdienste schon länger, denn „es wäre überraschend, wenn sie nicht versuchen würden, die wertvollste biomedizinische Forschung zu stehlen, die im Moment stattfindet“, wie John C. Demers, ein hochrangiger Beamter des Justizministeriums, im Juli über China sagte und anschließend ergänzte: „Ein Impfstoff ist wertvoll aus rein finanzieller Sicht und von unschätzbarem Wert aus geopolitischer Sicht.“

US-amerikanische Geheimdienstbeamte beharren derweil darauf, dass die Bemühungen ihrer eigenen Spionagedienste defensiv seien und, dass den Geheimdiensten nicht befohlen worden sei, Corona-Forschung zu stehlen. Andere aktuelle und ehemalige Geheimdienstbeamte sagten der New York Times, die Realität sehe anders aus. Zu glauben, die schmutzigen Machtspiele verlaufen einseitig, sei naiv. Wenn amerikanische Geheimdienste versuchen würden, herauszufinden, welche Informationen Russland, China oder der Iran möglicherweise gestohlen haben, könnten sie auf Informationen über die Forschung dieser Länder stoßen und diese wiederum selbst sammeln. Die New York Times kommt insgesamt zu dem Schluss, dass „jeder große Spionagedienst rund um den Globus versucht, herauszufinden, was alle anderen im Schilde führen.“

Corona-Impfstoff: Parallelen zum Kalten Krieg erkennbar

Alles in allem sei die Situation sehr angespannt. Für Experten sind indes sogar Parallelen zum Kalten Krieg erkennbar, als sich die USA und die Sowjetunion um die erste Mondlandung duellierten. Doch während das Wettrüsten damals Jahrzehnte dauerte, ist der aktuelle Konkurrenzkampf dynamischer, da das Verlangen nach einem Impfstoff in weiten Teilen der Erde von Tag zu Tag wächst. „Das Rennen ist enger denn je“, meinte Bryan Ware vom US-Ministerium für Innere Sicherheit.(as) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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