Gesundheit

Alkoholverzicht in der Fastenzeit: Für wen es sich besonders rentieren kann

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Immer mehr Menschen fasten. Viele verzichten zwischen Aschermittwoch und Ostern auf Alkohol. Das ist nicht nur für den Körper gut.

Frankfurt – Nach Feierabend ein Bier oder zum Essen einen Rot- oder Weißwein. Auch ohne Feste und Feierlichkeiten kann der Konsum von Alkohol auch in Zeiten der Corona-Pandemie* schnell zur Gewohnheit werden. In den vergangenen Jahren nutzen immer mehr Menschen die Zeit zwischen Aschermittwoch und Karsamstag, um alkoholhaltigen Getränken zu entsagen und zu fasten. Es ist erstaunlich, wie sehr die Gesundheit und der Körper von einem Fastenmonat profitieren können.

Eine Umfrage der Sozialforschungsgesellschaft Forsa zeigt, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Menschen fasten. Gerade bei den Jüngeren entwickelt sich hierzulande ein Trend, für mehrere Wochen auf gewisse Produkte oder Konsumgüter zu verzichten. Seit 2012 ist die Anzahl der Fastenden demnach um 15 Prozent auf inzwischen 59 Prozent gestiegen.

Gesundheit: Fasten für Körper und Geist – Verzicht auf Alkohol liegt voll im Trend

Gerade das Entsagen der Nutzung technischer Geräte wie des Smartphones oder des Fernsehers liegt im Trend. Aber auch der klassische Verzicht auf Zucker und Süßigkeiten, Fleisch oder eben Alkohol. Viele Menschen in Deutschland nutzen die Zeit nach Karneval, um sich besser zu ernähren und etwas für ihre Gesundheit und ihren Körper zu tun, wie aus der Forsa-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK hervorgeht. 73 Prozent der insgesamt 1005 Befragten gaben dabei an, beim Fasten auf alkoholhaltige Getränke verzichten zu wollen.

Worauf die Menschen in der Fastenzeit 2021 verzichten wollenAnteil der knapp 1000 Befragten
Alkohol73 Prozent
Süßigkeiten68 Prozent
Fleisch54 Prozent
Rauchen45 Prozent
Fernsehen39 Prozent
Smartphone, Handy, Computer24 Prozent
Auto24 Prozent
Quelle: dak.de

Auch der Sucht-Mediziner Damon Raskin aus Los Angeles im US-Bundesstaat Kalifornien hält den mehrwöchigen Verzicht auf Alkohol für eine „gute Idee“, wie das Magazin „menshealth.de“ berichtet. Insbesondere bei Menschen, die ansonsten mehr als die empfohlene Menge an Alkohol konsumieren, lohnt sich das Fasten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt bei Männern ein Tages-Maximum von 24 Gramm Alkohol pro Tag, also zwei kleine Gläser Bier (0,6 Liter). Die empfohlene Tagesdosis an reinem Alkohol bei Frauen liegt sogar nur bei zwölf Gramm.

Fasten: Eine Studie zeigt, wie sich der Verzicht auf Alkohol auf den Körper auswirkt

Wie groß die Auswirkungen einer Alkoholpause auf die Gesundheit und den Körper sind, zeigt eine Umfrage der University of Sussex im britischen Brighton. Dabei wurden Studienteilnehmer:innen, die über einen gesamten Monat auf Alkohol verzichtet haben, nach ihrem Wohlbefinden befragt. 71 Prozent der Befragten gaben an, in der Zeit des Fastens besser geschlafen zu haben. Nach dem Alkoholkonsum ist der Schlaf unruhiger und weniger erholsam. Das liegt laut „menshealth.de“ an einer erhöhten Alphawellen-Aktivität im Gehirn. Ohne vorangegangen Alkoholkonsum gelangten Proband:innen demnach schneller in eine tiefere, erholsamere Schlafphase. Ergebnis: Sie wachen mit besserer Laune und mehr Energie auf, sind zudem leistungsfähiger. Und ohne fiesen Kater.

Die Zeit des Verzichts beginnt. Viele Menschen verzichten in der Fastenzeit auf Alkohol. Der Effekt auf den Körper hat es in sich. (Symbolbild)

Mit 54 Prozent der Befragten gab mehr als jede:r zweite an, nach dem Fasten über ein besseres Hautbild zu verfügen. Dies liegt an der harntreibenden Wirkung beim Trinken von Alkohol. Diese verhindert, dass der Körper Wasser speichert. Die Haut wird trockener, es können Falten und Rötungen entstehen.

Fasten fördert die Gesundheit: Viele Menschen nehmen durch Verzicht auf Alkohol ab

Darüber hinaus erklärten auch 58 Prozent der Teilnehmer:innen, im Zeitraum der Studie abgenommen zu haben. Denn alkoholhaltige Getränke wie Bier oder Wein haben oft mehr Kalorien als gedacht. Wissenschaftler:innen der John Hopkins Bloomberg School of public health in Baltimore in den USA vermuten, dass Männer pro Tag durchschnittlich etwa 433 zusätzliche Kalorien durch den Verzehr von Alkohol zu sich nehmen.

Aber dennoch ist Vorsicht geboten: Genau wie Zucker spricht auch Alkohol das Belohnungszentrum im Gehirn an. „Eine Alkoholpause einzulegen, kann anfangs eine Herausforderung sein“, bestätigt auch Experte Damon Raskin. Wichtig ist dabei, bei etwaigen Heißhungerattacken oder die Lust auf zuckerhaltige Getränke konsequent zu bleiben*. Die positiven Auswirkungen der Alkoholpause auf die Gesundheit sind dann unbestritten. So schont das Fasten viele Organe wie beispielsweise die Leber, die dazu beiträgt, den Alkohol im Körper abzubauen. Außerdem mindert es das Krebsrisiko und stärkt das Immunsystem.

Verzicht auf Alkohol: Das Fasten hilft nicht nur dem Körper

Das bestätigt auch die Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Heidrun M. Thaiss, gegenüber dem Portal „Business Insider“: „Eine Zeit lang auf Alkohol zu verzichten, tut Körper und Seele gut und kann eine wichtige Erfahrung sein, die langfristig zu einem veränderten Umgang mit Alkohol beiträgt.“ Im Übrigen gaben auch bei der Umfrage der University of Sussex 82 Prozent der Teilnehmer:innen an, sich das eigene Trinkverhalten durch das einmonatige Fasten bewusster gemacht zu haben. Alkoholkonsum ist stets ein Risiko für die Gesundheit und sei für alle Organe schädlich, so Thaiss. „Es ist ein allgemeines Zellgift.“ Der Fastenmonat helfe dem Körper also dabei, sich von dem Zellgift zu erholen und zu regenerieren.

Wie groß der Effekt des Fastens auf die Gesundheit Einzelner ausfällt, hänge laut Thaiss auch davon ab, wie viel und wie häufig zuvor Alkohol konsumiert wurde. „Die positiven Auswirkungen sind daher individuell unterschiedlich, aber sie sind zumeist bereits nach etwa 14 Tagen spürbar“, sagt Thaiss.

Alkohol-Fasten schont auch den Geldbeutel

Das einmonatige Fasten hatte für die Proband:innen der Umfrage in Brighton aber noch weitere positive Nebeneffekte. 93 Prozent hatten ein gutes Gefühl und waren stolz, ihr Ziel erreicht zu haben. 70 Prozent behaupteten, sich nach dem Fastenmonat allgemein verbesserter Gesundheit zu erfreuen. Doch nicht bloß für Körper und Geist hatte die Alkoholpause etwas Gutes. Auch für den Geldbeutel. Wer sparen will, dem könnte Alkoholverzicht helfen. 88 Prozent der Befragten gaben an, in dem Monat ohne Alkohol Geld gespart zu haben. (Yannick Wenig) *fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

Rubriklistenbild: © Christoph Soeder/dpa

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