Natanjahu geschockt

„Größte Katastrophe Israels“: 44 Tote nach Massenpanik bei jüdischem Fest - Augenzeugen-Vorwürfe gegen Polizei

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In Israel ist es zu einem tragischen Unglück gekommen. Bei einer Massenpanik im Wallfahrtsort Meron sind mindestens 44 Menschen ums Leben gekommen.

Update vom 30. April, 13.50 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat Israel nach der tödlichen Massenpanik sein Beileid ausgesprochen. „Diese Katastrophe, die vielen Menschen das Leben gekostet hat, macht uns fassungslos. Es ist eine Tragödie, die uns zutiefst erschüttert“, schrieb Steinmeier am Freitag an den israelischen Präsidenten Reuven Rivlin. Das Fest, „dem so viele mit großer Freude entgegengesehen hatten, hinterlässt nun nichts als Schmerz und Trauer“, hieß es in der Nachricht des Bundespräsidenten weiter.

Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte bei einer Pressekonferenz in Berlin, die gesamte Bundesregierung spreche dem israelischen Volk ebenfalls ihr tief empfundenes Beileid aus. „Wir teilen die Trauer der Familien um diese Menschen. Sie waren als Pilger zu einem religiösen Fest der Freude aufgebrochen und haben nun so den Tod gefunden. Unsere Gedanken gehen auch zu den zahlreichen Verletzten in der Hoffnung, dass sie wieder gesund werden können“, so Seibert.

Massenpanik in Israel: Augenzeugen mit Vorwürfen gegen Polizei

Update vom 30. April, 12.42 Uhr: Am Freitag wurden erste Vorwürfe gegen die Polizei laut. Laut Berichten von Augenzeugen wurden Leute in das abgesperrte Areal gelassen, obwohl es bereits extrem voll gewesen sei. Nach Beginn der Massenpanik habe die Polizei dann nicht schnell genug die Ausgänge auf der anderen Seite geöffnet und wegen Überfüllung eine Metallrampe geschlossen, so die Kritik.

Der Einsatzleiter der Polizei, Shimon Lavi, wies die Vorwürfe zurück und erklärte gegenüber The Times of Israel, die Ursachen für das Unglück seien bislang völlig unklar. Die Behörden würden jegliche Ermittlungen unterstützen. Insgesamt waren rund 5000 Sicherheitskräfte im Einsatz.

Massenpanik in Meron: Netanjahu spricht von „größter Katastrophe Israels“

Update vom 30. April, 12.00 Uhr: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat eine umfassende Untersuchung der Massenpanik angekündigt. Es müsse sichergestellt werden, dass sich eine solche Katastrophe nicht wiederhole, sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros am Freitag im Wallfahrtsort Meron. Der Ministerpräsident kam dort unter anderem mit Polizeivertretern zusammen, um sich über das Unglück zu informieren.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu besuchte am Freitag den Ort der Massenpanik am Berg Meron.

Netanjahu sprach dabei von einer der größten Katastrophen des Staates Israel. Er bekundete den Angehörigen sein Mitgefühl, den Verletzten wünschte er vollständige Genesung. Der 71-jährige Ministerpräsident rief auch dazu auf, keine Gerüchte in sozialen Medien zu verbreiten. Am Sonntag soll es einen nationalen Trauertag geben.

Dutzende Tote und mehr als 100 Verletzte bei jüdischem Fest - Maas spricht von „erschütternder Tragödie“

Update vom 30. April, 10.45 Uhr: Nach der Massenpanik auf einem jüdischen Fest im Norden Israels mit Dutzenden Todesopfern hat Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sein Mitgefühl für die Betroffenen geäußert. „Die Nachrichten, die uns heute Morgen von der Tragödie beim Lag B‘Omer Fest am Meron Berg in Israel erreichen, sind erschütternd. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen“, schrieb Maas auf Twitter.

Die EU brachte ihre Anteilnahme für die Betroffenen der Katastrophe ebenfalls zum Ausdruck. „Die Europäische Union spricht den Familien und Freunden der Opfer sowie dem israelischen Volk ihr tiefstes Beileid aus und wünscht den Verletzten eine rasche Genesung“, hieß es in einer offiziellen Mitteilung des Europäischen Auswärtigen Dienstes.

Verstreute persönliche Gegenstände und Trümmer liegen am Morgen nach der Massenpanik auf Stufen an der jüdisch-orthodoxen Pilgerstätte auf dem Berg Meron.

„Unfassbare Katastrophe“ in Israel: Massenpanik in Wallfahrtsort Meron

Update vom 30. April, 8.40 Uhr: Bei der Massenpanik auf einem jüdischen Fest im Wallfahrtsort Meron sind nach offiziellen Angaben insgesamt 44 Menschen ums Leben gekommen. Das teilte das israelische Gesundheitsministerium am Freitag mit. Dutzende Verletzte seien in sechs verschiedene Krankenhäuser gebracht worden. Nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom handelt es sich dabei um rund 150 Personen.

Ein Sprecher des israelischen Rettungsdienstes Zaka sprach am Freitag von einer nationalen Katastrophe. „Es ist ein unerträgliches Ereignis“, sagte Motti Buckchin der israelischen Nachrichtenseite ynet. „44 Menschen, die Freude erleben wollten, und die in Leichensäcken zurückkommen“, fuhr er fort. „44 Familien, für die eine Welt zusammenbricht. Wir können jetzt nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.“ Beim Unglück handele es sich um eine der schlimmsten Katastrophen der israelischen Geschichte.

Am Freitagmorgen wurde mit der Identifizierung der Todesopfer begonnen. Angehörige suchten laut Medienberichten weiter nach Vermissten. Es wird damit gerechnet, dass viele der Opfer noch im Verlauf des Tages - vor Beginn des jüdischen Ruhetages Sabbat - begraben werden.

Israel: Dutzende Tote und mehr als 100 Verletzte bei Massenpanik

Erstmeldung vom 30. April: Meron - Bei einer Massenpanik bei einem jüdischen Fest in Israel sind nach Angaben der Rettungskräfte mindestens 38 Menschen verstorben. Mehr als 100 weitere wurden demnach im Wallfahrtsort Meron verletzt, Dutzende davon lebensgefährlich. Ein Sprecher des Rettungsdienstes Magen David Adom sprach am frühen Freitagmorgen von einer „unfassbaren Katastrophe“. Laut einigen Medienberichten war sogar von 44 Toten die Rede.

Auf dem Meron-Berg hatten tausende Menschen - zumeist Strengreligiöse - den jüdischen Feiertag Lag Baomer gefeiert. Die Teilnehmerzahl war von den Behörden auf 10.000 begrenzt worden. Laut Berichten der israelischen Medien waren allerdings bis zu zehnmal mehr Menschen angereist. In den sozialen Netzwerken wurden Videos geteilt, in denen die Menschen dicht gedrängt und ausgelassen sangen, tanzten und hüpften.

Bei einer Massenpanik in Israel sind mindestens 38 Menschen ums Leben gekommen.

Dabei kam es schließlich zu einer Massenpanik. Wie genau es zu dem Vorfall kam, ist bislang unklar. Die Ermittlungen laufen. Nach ersten Erkenntnissen kamen Menschen auf einer abschüssigen Rampe mit Metallboden und Wellblech-Trennwänden auf beiden Seiten ins Rutschen. Die dicht gedrängten Feiernden fielen daraufhin übereinander. In ersten Medienberichten war vom Einsturz einer Tribüne die Rede gewesen.

Massenpanik im Wallfahrtsort Meron: „So etwas habe ich noch nie gesehen“

Ein Sprecher des Rettungsdienstes Zaka sagte im Fernsehen, vor Ort herrsche Chaos, viele Kinder seien von ihren Eltern getrennt worden. Man bemühe sich, sie wieder zusammenzuführen. „Ich bin seit mehr als 20 Jahren beim Rettungsdienst, so etwas habe ich noch nie gesehen“, so der Sprecher. „Das sind unfassbare Zahlen.“ Auch ein Sanitäter berichtete, er habe Schreckliches mit ansehen müssen.

Die Verletzten wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht, einige auch per Rettungshubschrauber. Die Polizei sperrte Zufahrtsstraßen und räumte das Gelände. Medienberichten zufolge weigerten sich allerdings Hunderte Gläubige zu gehen, weil sie beten wollten. Es sei auch zu Konfrontationen gekommen. Selbst Soldaten waren im Einsatz, darunter eine Eliteeinheit der Armee. Der Polizei zufolge gab es Probleme mit dem Handyempfang, viele verzweifelte Menschen konnten Angehörige in Meron nicht telefonisch erreichen.

Massenpanik in Israel: Netanjahu bestürzt über „schweres Unglück“

Israels* Präsident Reuven Rivlin schrieb bei Twitter, er verfolge die Berichte über die Tragödie und bete für die Genesung der Verletzten. Regierungschef Benjamin Netanjahu zeigte sich bestürzt über das „schwere Unglück“ und sicherte den Rettungskräften Unterstützung zu. Gesundheitsminister Juli Edelstein sprach ebenfalls von einer schrecklichen Katastrophe und den Hinterbliebenen sein Mitgefühl aus. Er dankte den Rettungskräften für ihre Arbeit.

Lag Baomer ist ein Fest, bei dem unter anderem an den jüdischen Aufstand gegen die römischen Besatzer unter Rebellenführer Bar Kochba erinnert wird. Er war im Jahre 132 ausgebrochen und rund drei Jahre später niedergeschlagen worden. Der Überlieferung nach endete an dem Tag von Lag Baomer eine Epidemie, an der damals zahlreiche jüdische Religionsschüler gestorben waren. Der Rabbi Schimon Bar Jochai, der ebenfalls an dem Aufstand gegen die Römer beteiligt war, liegt demnach auf dem Meron-Berg begraben. Sein Grab ist ein Wallfahrtsort, den an dem Feiertag jedes Jahr Tausende Strenggläubige besuchen. Traditionell werden dabei auch Lagerfeuer angezündet. (ph/dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

Rubriklistenbild: © Ronen Zvulun/dpa

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