Taliban: Malala, darum wurde auf Dich geschossen

Birmingham - Die Taliban haben Malala Yousafzai im Alter von 15 Jahren in den Kopf geschossen. Nun hat ein hochrangiger Vertreter des Terrornetzwerks in einem offenen Brief erklärt, was hinter der Attacke steckte.
"Ich wünschte, es wäre nie passiert (sic) und dass ich Dir zuvor einen Ratschlag hätte geben können." Das ist der wohl prägnanteste Satz aus dem offenen Brief von Adnan Rashid, einem hochrangigen Taliban. Auf vier Seiten erklärt er der inzwischen 16-jährigen Malala Yousafzai, warum Anhänger des Terrornetzwerks ihr vor rund einem Jahr in den Kopf geschossen hatten. Darüber berichtet unter anderem die britische Zeitung Guardian auf ihrer Homepage.
Malala Yousafzai setzt sich seit ihrem elften Lebensjahr - unter anderem in einer Kolumne für den britischen Rundfunk BBC - für die Rechte pakistanischer Kinder ein. Dabei geht es ihr vor allem um das Recht auf Bildung. Als Malala 15 Jahre alt war, verübten die Taliban einen Anschlag auf ihren Schulbus und schossen dem Mädchen in den Kopf. Schwerverletzt wurde sie nach Birmingham geflogen und dort in einer Klinik behandelt. Heute lebt sie mit ihrer Familie in England.
Taliban wollte "Schmutzkampagne" Malalas unterbinden
Rashid erklärt in seinem Brief, den er in schlechtem Englisch verfasst hat, dass es der Taliban keineswegs um Malalas Einsatz für das Recht auf Bildung gegangen sei. Vielmehr habe das Terrornetzwerk der "Schmutzkampagne" der 15-Jährigen ein Ende bereiten wollen. Um ihr besser verständlich zu machen, was er damit meint, zitierte Rashid aus der Rede, die Malala vor den Vereinten Nationen gehalten hatte: "Du hast in deiner Ansprache gestern gesagt, dass der Stift mächtiger ist als das Schwert. Sie haben dich also wegen des Schwerts und nicht wegen Deiner Bücher oder der Schule attackiert." Offenbar fühlt sich die Taliban also durch Malalas Aktivitäten angegriffen. Dabei geht es der 16-Jährigen in erster Linie um Bildungschancen für Mädchen und Kinder in ihrer Heimat.
Malala Yousafzais Rede vor den Vereinten Nationen im Video
Der offene Brief, den der Taliban den pakistanischen Medien zugespielt hat, ist nach Einschätzung des Guardian mit der Intention geschrieben worden, die Meinung über Malala in ihrer Heimat weiter zu beeinflussen. Während die 16-Jährige im Ausland angesehen ist und bejubelt wird, erntet sie in Pakistan Kritik und Hasstiraden.
"Malalas Tagebuch" - Audiodatei von Radio BBC 4