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Der Nasa-Lander „InSight“ ermöglicht es, tief unter die Oberfläche des Mars zu schauen. Dort sind erstaunliche Ereignisse aus der Vergangenheit zu entdecken.
Pasadena/Zürich – Seit knapp drei Jahren untersucht der Nasa-Lander „InSight“* den Mars. Im Gegensatz zu den Rovern „Curiosity“ und „Perseverance“ kann sich „InSight“ zwar nicht von der Stelle bewegen, trotzdem kann er von seiner Landestelle aus ein großes Gebiet des roten Planeten untersuchen – denn der Fokus von „InSight“ richtet sich nach unten, ins Innere des roten Planeten. Seit seiner Landung hat der Nasa-Lander beispielsweise schon herausgefunden, wie das Innere des Mars aufgebaut ist* und hat zahlreiche Mars-Beben gemessen und aufgezeichnet.* Nun hat „InSight“ erneut einen Blick unter die Oberfläche des roten Planeten geworfen und der Forschung Daten geliefert, mit denen der Boden bis in eine Tiefe von 200 Metern analysiert werden kann.
„Wenn Menschen eines Tages auf dem Mars* landen, müssen sie wissen, was sich unter ihren Füßen befindet“, schreibt die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich auf ihrer Website, die dem Mars-Lander „InSight“ gewidmet ist. Die ETH hat ein Instrument, das an Bord des Mars-Landers ist, entwickelt und betreut es: das Seismometer. Nun haben ETH-Fachleute eine Methode eingesetzt, die auf der Erde entwickelt wurde, um mithilfe des Seismometers herauszufinden, wie der Boden unter „InSight“ beschaffen ist.
Nasa-Lander analysiert den Mars-Untergrund bis in 200 Meter Tiefe
Dazu nutzten sie Oberflächenwellen, die entstehen, wenn Wind auf Mars-Strukturen wie Krater oder Anhöhen trifft. Je nachdem, wie dicht das Material unter der Oberfläche ist, breiten sich die Wellen darin unterschiedlich aus – woraus auf das Material geschlossen werden kann. Bis in eine Tiefe von 200 Metern konnten die Forschenden so den Untergrund kartieren. Dabei stellten sie unterschiedliche Schichten fest:
- Erste Schicht: besteht aus Regolith, hauptsächlich sandigem Material – etwa drei Meter dick
- Zweite Schicht: besteht aus größeren Gesteinsbrocken – etwa 15 Meter dick
- Dritte Schicht: Lavaströme – etwa 150 Meter dick
- Inmitten der dritten Schicht: Sedimentschicht in einer Tiefe von 30 bis 75 Metern
Mars-Lander „InSight“: Gab es einen großen Meteoriteneinschlag?
Aus diesen verschiedenen Schichten können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mithilfe des Seismometers allerhand Informationen ableiten. Die zweite Schicht, bestehend aus größeren Gesteinsbrocken, soll demnach durch einen Meteoriteneinschlag auf dem Mars entstanden sein: Es handelt sich um Auswurf, der durch den Meteoriteneinschlag in die Luft geschleudert wurde und zurück zur Oberfläche gefallen ist. Unter den beiden ersten Schichten beginnt der erste getrocknete Lavastrom, der auf ein Alter von etwa 1,7 Milliarden Jahren datiert werden kann.
Eine etwa 40 Meter dicke Schicht von Sedimentgestein trennt den ersten von einem zweiten Lavastrom – diese feinkörnigen Ablagerungen könnten durch Wind oder Wasser entstanden sein, vermuten die Forschenden. Der tiefere Lavastrom sei vor etwa 3,6 Milliarden Jahren entstanden, zu einer Zeit, als es auf dem Mars große vulkanische Aktivität gab, heißt es in der Studie, die im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht wurde. „Das hilft uns herauszufinden, wie das Timing zwischen den verschiedenen Aktivitäten war“, erklärt Bruce Banerdt, Mitarbeiter beim Jet Propulsion Laboratory (JPL) der US-Raumfahrtorganisation Nasa* und ein Co-Autor der Studie, gegenüber dem Portal Inverse.
Mars-Forschung: Studie zeigt lange Pause der vulkanischen Aktivität
„Die Tatsache, dass sich diese Sedimentschicht zwischen den beiden vulkanischen Schichten befindet, zeigt, dass die vulkanische Aktivität eine Pause einlegte – eine ziemlich lange Pause, weil es lange dauert, bis sich die Sedimentgesteine gebildet haben.“ Geologen würden daraus ableiten, dass es „nicht nur eine einheitliche Geschichte des Vulkanismus gibt, sondern dass es vielleicht in mehreren Pulsen geschah“, so Banerdt weiter.
Warum der Mars so detailliert erforscht wird
Doch warum erforschen Menschen den Mars so genau? „Wir kennen die Struktur der Erde ziemlich gut, aber wir wissen nicht genau, wie sie so wurde, wie sie ist“, erklärt Banerdt. Auf dem Mars dagegen seien viele der frühen Prozesse, die den Mars geformt hätten, noch intakt, da es dort weniger geologische Aktivität als auf der Erde gebe. „Der Mars ist viel unberührter“, betont Banerdt und erläutert weiter: „Wir können uns die innere Struktur des Mars ansehen und weitgehend folgern, dass die Erde vor 4,5 Milliarden Jahren so ausgesehen haben könnte“. Man wolle so besser verstehen, wie die Erde entstanden ist.
Die Mission „InSight“ soll durch die Erforschung des Mars fundamentale Fragen über die Entstehung von Gesteinsplaneten beantworten. Denn alleine in unserem Sonnensystem gibt es vier von ihnen – die sich nach ihrer Bildung im heißen solaren Urnebel völlig unterschiedlich entwickelt haben: Während die Erde lebensfreundlich ist, gilt die Venus als Gluthölle, der Merkur hat gewaltige Temperaturschwankungen.
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Der Planet Mars ist kalt und unwirtlich, er besitzt so gut wie keine Atmosphäre und kein Magnetfeld, das die Oberfläche schützt. Trotzdem suchen dort auch immer wieder Missionen nach Leben – zuletzt hat der Mars-Rover „Perseverance“ eine wichtige Frage beantwortet*, ein Bild, das der Nasa-Rover zur Erde schickte*, sorgte für Aufsehen und ein Nasa-Video zeigt ein historisches Ereignis auf dem Mars*. (tab) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.