„Wir töten niemanden“

Lässt Lukaschenko Putin fallen? Belarus-Machthaber erteilt Moskau klares Nein

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Wackeliges Bündnis? Belarus-Machthaber Alexander Lukaschenko (li.) und der russische Präsident Wladimir Putin.
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War das ein Machtwort? Alexander Lukaschenko will die belarussische Armee eigenen Angaben nach auf keinen Fall in den Ukraine-Krieg schicken. Er begründet sein Nein an Wladimir Putin deutlich.

München/Minsk - Es läuft überhaupt nicht mehr militärisch für die Armee Moskaus im Ukraine-Krieg. Russland geht die Munition für seine Artillerie aus, berichtet das US-Magazin Foreign Policy. Und: Russische Soldatenmütter sollen Kreml-Chef Wladimir Putin wegen ihrer Söhne um Gnade anflehen, schreibt der Moskauer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.).

Alexander Lukaschenko: Lässt Belarus-Machthaber Wladimir Putin im Stich?

Damit nicht genug: Lässt jetzt auch noch Alexander Lukaschenko „Kumpel“ Putin im Stich? Denn: Der autoritäre belarussische Staatschef schließt einen direkten Einsatz seiner Armee im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine aus. „Wenn wir uns unmittelbar mit den Streitkräften, mit Soldaten in diesen Konflikt einmischen, tragen wir nichts bei, wir machen es nur noch schlimmer“, sagte Lukaschenko laut der Agentur Belta in Minsk auf Fragen russischer Journalisten.

Die seinen Angaben nach 35.000 bis 40.000 Mann starke belarussische Armee werde für Russland das Problem dieses Feldzugs nicht lösen. „Wir mischen uns nicht ein, wir töten niemanden, wir schicken keine Soldaten dorthin, weil es nicht nötig ist“, sagte Lukaschenko. Belarus unterstütze Russland, seine Rolle sei aber eine andere.

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Lukaschenko hat sein stark von Moskau abhängiges Land als Aufmarschgebiet für russische Truppen zur Verfügung gestellt. Russische Luftangriffe auf die Ukraine werden von dort aus geflogen. Nach Materialverlusten der russischen Armee stellt Belarus Panzer und andere Waffen zur Verfügung. Die Ukraine betrachtet das Nachbarland deshalb als Kriegspartei und hält auch Truppen in Reserve für den Fall, einen direkten Angriff aus Belarus abwehren zu müssen.

Ukraine-Krieg: Alexander Lukaschenko rückt offenbar von Wladimir Putin ab

Lukaschenko trat für Friedensgespräche zwischen Moskau und Kiew ein. Er behauptete aber, Polen und die USA hinderten die Ukraine an Verhandlungen. Derweil rückte Lukaschenko offenbar auch beim Gipfel der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (ODKB) in Eriwan von Putin ab. Das Treffen mit dem russischen Präsidenten sowie den Staatschefs Armeniens, Kasachstans, Kirgisistans und Tadschikistans begann am Donnerstag (24. November).

Wir mischen uns nicht ein, wir töten niemanden, wir schicken keine Soldaten nach dort, weil es nicht nötig ist.

Belarus-Machthaber Alexander Lukaschenko über den Ukraine-Krieg

In jüngster Zeit verbreiteten „Massenmedien die These, Leben und Schicksal der ODKB hingen von der Operation der Russischen Föderation in der Ukraine ab: ‚Wenn Russland siegt, wird die ODKB leben. Wenn es, Gott bewahre, nicht siegt, wird die ODKB nicht existieren.‘ Auch in unseren Ländern haben viele Hitzköpfe begonnen, über dieses Problem zu sprechen“, sagte Lukaschenko laut F.A.Z. in Armenien: „Ich spüre, dass wir zu der einheitlichen Meinung gekommen sind, dass, wenn - Gott bewahre - Russland zusammenbricht, unser Platz unter diesen Trümmern ist.“ (dpa/pm)

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