Enger Vertrauter

Lukaschenkos Außenminister vor Lawrow-Treffen „plötzlich“ gestorben – Machthaber wechselt die Köche

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Belarus Außenminister Wladimir Makej ist gestorben. In zwei Tagen hätte er sich mit seinem russischen Amtskollegen Lawrow treffen sollen.
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Der Außenminister von Belarus, Wladimir Makej, ist im Alter von 64 Jahren gestorben. Ukrainischer Offizieller vermutet Vergiftung. Lukaschenko zeigt Reaktion.

Update vom 29. November, 16.55 Uhr: Nach dem plötzlichen Tod des belarussischen Außenministers Wladimir Makej hat sich Alexander Lukaschenko wohl zu einem auf den ersten Blick etwas paranoid anmutenden Schritt entschieden. „Er wechselt seine Köche“, um einer möglichen Vergiftung zu entgehen. Diese brisante Behauptung stellt der Ex-Oligarch Leonid Nevzlin jedenfalls via Twitter in den Raum.

Dabei soll sich die mögliche Vergiftung, für die es bisher keine offizielle Bestätigung gibt, laut Nevzlin eine Drohung an Lukaschenko sei, um beim Eintritt in den Ukraine-Krieg vonseiten Russlands Druck auf den Machthaber aus Belarus auszuüben.

Außenminister von Belarus tot: Spekulationen über einen Attentat machen die Runde

Update vom 27. November, 15.25 Uhr: Nach dem unerwarteten Tod des belarussischen Außenministers Wladimir Makej gibt es erste Spekulationen, ob es sich um ein Attentat gehandelt haben könnte. Anton Gerashchenko, Berater des ukrainischen Innenministers, hat seine Einschätzung zur Situation via Twitter geteilt: „Es gibt Gerüchte, dass er vergiftet worden sein könnte. Makej wurde als möglicher Nachfolger von Lukaschenko gehandelt. Er war einer der wenigen, die nicht unter russischem Einfluss standen.“ 

Unerwarteter Tod von Wladimir Makej: Russland teilt Beileidsbekundungen

Update vom 27. November, 9.09 Uhr: Aus Russland gibt es zahlreiche Beileidsbekundungen zum Tod von Wladimir Makej. „Wir sind erschüttert von den Meldungen über den Tod des Außenministers von Belarus“, sagte etwa die Außenamts-Sprecherin Maria Sacharowa. Machthaber Lukaschenko kondolierte laut dem der staatlichen Nachrichtenagenturl Belta Makejs Familie.

Laut der Washington Post ließ das belarussische Außenministerium eine Anfrage zu Makejs Tod zunächst unbeantwortet. Belarus hat sich im Ukraine-Krieg bislang auf die Seite des Kremls unter Wladimir Putin gestellt. Die US-Zeitung erinnerte nun daran, dass das Nachbarland russische Truppen beherbergt und „hunderte“ Luftschläge von seinem Boden aus gegen die Ukraine ermöglicht habe. Noch im September habe Makej vor der UN-Vollversammlung erklärt, dass der Westen „die volle Verantwortung für das Blutvergießen in der Ukraine“ übernehmen müsse, da er es „unausweichlich“ gemacht habe.

Kurz vor Treffen mit Lawrow: Lukaschenkos Außenminister „plötzlich“ gestorben

Erstmeldung vom 26. November: Minsk - Auch während des seit Februar anhaltenden Ukraine-Kriegs gilt Belarus als einer der engsten Verbündeten Russlands. Kurz vor einem Treffen mit Außenminister Lawrow ist nun sein belarussischer Amtskollege, Wladimir Makej, im Alter von 64 Jahren gestorben.

Enger Vertrauter Lukaschenkos: Belarussischer Außenminister Makej gestorben

Die staatliche Nachrichtenagentur Belta berichtet am Samstag von einem „plötzlichen Tod“, ohne nähere Einzelheiten zu nennen. Auch über eine etwaige Krankheit war im Vorfeld nichts bekannt. Demnach sei Makej, der seit 2012 Außenminister in Belarus war, völlig unerwartet gestorben, so ein Sprecher seines Ministeriums. Ob er am Samstag oder bereits zuvor gestorben ist, ist nicht bekannt.

Makej galt als einer der engsten Vertrauten von Langzeit-Machthaber Alexander Lukaschenko. Vor seiner Zeit als Minister war er Chef von dessen Präsidialadministration. Zeitweise wurde Makej sogar als möglicher Nachfolger Lukaschenkos gehandelt.

Belarus: Außenminister Makej zwei Tage vor Treffen mit Lawrow gestorben – Todesursache unbekannt

Aus Russland gibt es bereits erste Beileidsbekundungen. „Wir sind erschüttert von den Meldungen über den Tod des Außenministers von Belarus“, so die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa. Laut der Nachrichtenagentur Reuters hätte er kommenden Montag auf seinen russischen Amtskollegen Sergei Lawrow treffen sollen.

Noch wenige Tage vor seinem Tod nahm er außerdem an einem Gipfeltreffen der von Moskau angeführten Organisation des Vertrags für kollektive Sicherheit (OVKS) in Armenien teil. Dort anwesend war auch der russische Präsident Wladimir Putin, der von seinem armenischen Verbündeten bloßgestellt wurde.

Wladimir Putin: Die politische Karriere des russischen Staatschefs in Bildern

Wladimir Putin ist seit dem 24. Februar 2022 auch Kriegsherr – auch wenn in Russland nach offizieller Lesart nur von einer militärischen „Spezialoperation“ in der Ukraine gesprochen wird.
Wladimir Putin ist seit dem 24. Februar 2022 auch Kriegsherr – auch wenn in Russland nach offizieller Lesart nur von einer militärischen „Spezialoperation“ in der Ukraine gesprochen wird. © Mikhail Klimentyev/Imago
Wladimir Putin und Olaf Scholz am Tisch im Kreml.
So pflegt Putin inzwischen seine Gäste zu empfangen – vor allem die aus dem Westen. Am 15. Februar 2022 reiste Kanzler Olaf Scholz nach Moskau. Damals hatte der Ukraine-Krieg noch nicht begonnen. Putin ließ sich von Scholz aber nicht beeindrucken. © Kremlin Pool/Imago
Wladmir Putin mit Flottenchef Kurojedow
Von 1975 bis 1982 war der am 7. Oktober 1952 geborene Putin KGB-Offizier, von 1984 bis 1985 besuchte er die KGB-Hochschule in Moskau. Ab 1985 war er in der DDR tätig, hauptsächlich in Dresden. Danach ging es wieder zurück nach St. Petersburg. Vom 25. Juli 1998 bis August 1999 war Putin Direktor des Inlandsgeheimdienstes FSB. In dieser Eigenschaft traf er sich im November 1998 mit Flottenchef Wladmir Kurojedow (rechts). © Stringer/dpa
Wladimir Putin mit Boris Jelzin im Kreml.
Im Jahr 1999 übernahm Putin zum ersten Mal das Amt des Ministerpräsidenten – mit Option auf die Nachfolge von Präsident Boris Jelzin (links). Als Jelzin am 31. Dezember 1999 sein Amt niederlegte, übernahm Putin kommissarisch auch die Amtsgeschäfte des Präsidenten. Im Mai 2000 wurde Putin dann regulär zum Präsidenten Russlands gewählt. © dpa
Am 7. Mai 2000 legte Putin seinen Amtseid ab.
Am 7. Mai 2000 legte Putin unter den Augen von Boris Jelzin seinen Amtseid ab. Mit einer Ausnahme einer Zeit als Regierungschef von 2008 bis 2012 hat Putin seither das Amt des Präsidenten der Russischen Föderation inne.  © Imago
Wladimir Putin und Bill Clinton bei der Unterzeichnung eines Vertrages in New York.
Im September 2000 führte Putin der Weg in die USA. Bill Clinton (rechts) war der erste US-Präsident, mit dem er es in den kommenden Jahren zu tun bekam. in seiner Mit dem damals noch amtierenden US-Präsidenten B © Imago
Mit einer Umarmung begrüßen sich Gerhard Schröder und Wladmir Putin im Foyer des Taschenbergpalais in Dresden.
Als Russlands Präsident reiste Putin im September 2001 zu einem dreitägigen Staatsbesuch nach Deutschland. Im Foyer des Taschenbergpalais in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden begrüßte ihn auch der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (links). Die beiden verstanden sich offensichtlich schon damals ausnehmend gut. Die Freundschaft hat auch heute noch Bestand. © Jan-Peter Kasper/dpa
Der schwarze Labrador von Wladimir Putin läuft beim Treffen seines Herrchens mit Angela Merkel durchs Zimmer.
Putin spielt gerne psychologische Spielchen – so auch 2007 mit Kanzlerin Angela Merkel. Bei ihrem Treffen in Sotschi am Schwarzen Meer ließ Putin während einer gemeinsamen Pressekonferenz eine Labradorhündin ohne Leine herumlaufen. Merkel, einst in ihrer Jugend von einem Hund gebissen worden, fühlte sich sichtlich unwohl.  © Dmitry Astakhov/dpa
George Bush und Wladimir Putin spazieren auf dem Gelände von Putins Sommerresidenz Bocharov Ruchei.
George W. Bush (rechts) war der zweite US-Präsident, mit dem es Putin zu tun bekam. Im April 2008 trafen sich beiden Staatschefs auf dem Gelände von Putins Sommerresidenz Bocharov Ruchei. © Imago
Wladimir Putin neuer russischer Regierungschef.
Am 7. Mai 2008 löste Dmitri Medwedew nach zwei Amtszeiten Putin im Amt des russischen Präsidenten ab. Einen Tag danach wählte die Duma Putin auf Vorschlag des neuen Präsidenten zum neuen Regierungschef. Putin blieb auch in dieser Position der starke Mann. © dpa
Putin und Obama stoßen miteinander an.
Am 7. Mai 2012 wurde Putin erneut zum Präsidenten gewählt. Sein Verhältnis zu US-Präsident Barack Obama war von Distanz geprägt. Das war auch im September 2015 bei einer Veranstaltung der Vereinten Nationen in New York der Fall.  © Amanda Voisard/dpa
Putin trifft Trump beim Apec-Gipfel in Vietnam.
Als Donald Trump die US-Wahl 2016 gegen Hillary Clinton gewann, hatte Russland wohl seine Hände mit im Spiel. Putin hatte sicher seinen Grund. Mit Donald Trump kam er jedenfalls gut zurecht. Im November 2017 begrüßten sie sich Familienfoto im Rahmen des Gipfeltreffens der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) in Da Nang (Vietnam) herzlich.  © Mikhail Klimentyev/dpa
Der chinesische Präsident Xi Jinping (r) und der russische Präsident Wladimir Putin (l) geben sich am 04.07.2017 im Kreml in Moskau (Russland) bei einem Gespräch die Hände
Unter Putin sind sich Russland und China zuletzt immer nähergekommen. Ein wichtiger Termin war der 4. Juli 2017, als der chinesische Präsident Xi Jiping im Kreml in Moskau zu Besuch war. Damals wurden mehrere Verträge und Wirtschaftsabkommen unterzeichnet. © Sergei Ilnitsky/dpa
Wladimir Putin im Kreml.
Putin forcierte in seiner dritten Amtszeit die kriegerischen Auseinandersetzungen. Seit dem 21. März 2014 betrachtet Russland die Krim als Teil des eigenen Staatsgebiets, seit September 2015 unterstützt die russische Luftwaffe im Militäreinsatz in Syrien den syrischen Präsidenten Assad im dortigen Bürgerkrieg.  © Sergei Ilnitsky/dpa
Wladimir Putin (links) und Joe Biden schütteln sich bei ihrem Treffen in der „Villa la Grange“ die Hand.
Anlässlich der Genfer Gipfelkonferenz traf sich Putin am 16. Juni 2021 mit US-Präsident Joe Biden zu einem Gespräch. Schon damals waren die russischen Truppenaufmärsche an der Grenze zur Ukraine ein Thema. © Denis Balibouse/dpa
Wladimir Putin lacht in Genf.
Genutzt hat das Gipfelgespräch wenig. Am 24. Februar 2022 begann mit dem Einmarsch der russischen Truppen ins Nachbarland der Ukraine-Krieg. Putin wusste es wohl schon in Genf.  © Denis Balibouse/dpa

Makei hatte Anfang des Jahres Befürchtungen zurückgewiesen, dass Russland von Belarus aus Soldaten in die Ukraine entsenden könnte. Er erklärte im Februar, „kein einziger“ russischer Soldat werde nach gemeinsamen Manövern mit Russland an der Grenze zur Ukraine in Belarus bleiben - wenige Wochen vor Beginn der russischen Offensive.

Video: Lukaschenko gibt bizarres Interview - „Europa wird zittern“

Belarus: Außenminister Makej gestorben - zuvor unterstützte er Russlands Krieg in der Ukaine

Tatsächlich konnte der Kreml das belarusische Staatsgebiet für die Invasion der Ukraine nutzen. Präsident Selenskyjs Regierung wirft Moskau, das wohl vor dem Ukraine-Krieg noch Japan als Angriffsziel im Auge hatte, daher vor, Belarus als logistische Militärbasis zu nutzen und von dort aus den Angriff auf die Ukraine fortzuführen. Makej hatte sich im Vorfeld um bessere Beziehungen mit Europa bemüht.

Mit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine, der mittlerweile laut einem US-Strategen Phase IV erreicht habe, änderte sich seine Rhetorik allerdings. Laut Reuters soll er Anfang des Jahres behauptet haben, der Westen selbst habe den Krieg provoziert. Nun müsste die Ukraine einen Schritt auf Russland zugehen und etwaigen Friedensbedingungen zustimmen. Währenddessen muss sich Moskau allerdings dem Vorwurf einer Inszenierung stellen: Putins Soldatenmütter sollen regierungstreue Beamtinnen kurz vorm Muttertag in am Sonntag in Russland gewesen sein.

Tod von Lukaschenkos Außenminister: Oppositionsführerin brandmarkt Makey als Unterstützer der „Tyrannei“

Während aus Moskau und vor allem dem Außenministerium von Lawrow Trauer und Beileidsbekundungen zu hören waren, schließt sich die belarussische Oppositionsführerin der Trauer über den Tod von Lukaschenkos Außenminister nicht an. Stattdessen findet Swetlana Tichanowskaja drastische Worte auf Twitter für den verstorbenen Außenminister Makey.

„Im Jahr 2020 verriet Wladimir Makej das belarussische Volk und unterstützte die Tyrannei“, lässt sie dort verlauten. Makej hatte sich lange Zeit für eine Verbesserung der Beziehungen seines Landes zum Westen eingesetzt und auch den Verbündeten Russland kritisiert. Von diesem Kurs war er jedoch nach Massenprotesten der Bevölkerung gegen die Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 abgerückt. Er hatte die Proteste als Kampagne westlicher Agenten bezeichnet. Seither ist bei der Opposition in Ungnade gefallen, woran scheinbar auch sein plötzlicher Tod nichts zu verändern mag. (dpa/afp/mef)

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