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Angriffe auf Belarus: Geheimdienst warnt vor russischen Attacken unter falscher Flagge

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Linus Prien, Bettina Menzel, Andreas Schmid, Franziska Schwarz

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In Russland setzt Putin offenbar die Mobilisierung für den Ukraine-Krieg fort. Derweil meldet die Internationale Atomenergiebehörde Explosionen am AKW in Saporischschja. Der News-Ticker.

Update vom 21. November, 06.40 Uhr: Der Militärnachrichtendienst der Ukraine (HUR) warnt vor Angriffen russischer Spezialkräfte unter falscher Flagge auf kritische Infrastruktureinrichtungen in Belarus. Das berichtet das Institute for the Study of War in seinem Lagebericht vom 20. November. Grund ist demnach, das belarussische Militär dazu zu veranlassen, auf der Seite Russlands in den Ukraine-Krieg einzutreten.

Ukraine-Krieg: Geheimdienst warnt vor Angriffen russischer Spezialtruppen auf Infrastruktur in Belarus

Allerdings kann dem ukrainischen Generalstab zufolge noch keine Bildung belarussischer Angriffsgruppen beobachtet werden. Das ISW geht weiterhin davon aus, dass es unwahrscheinlich ist, dass belarussische Streitkräfte in die Ukraine einmarschieren werden.

Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko besucht die Übung Union Resolve 2022
Russland will Belarus angeblich durch „False Flag“-Angriffe in den Ukraine-Krieg hineinziehen. Hier besucht der belarussische Präsident Lukaschenko die gemeinsam mit russischen Streitkräften durchgeführte Übung „Union Resolve 2022“. (17. Februar 2022) © Andrei Stasevich/imago

Ukraine-Krieg: Russische Soldaten klauen Autos, Motorräder und Fahrräder

Update vom 20. November, 21.40 Uhr: Nach ihrem Rückzug auf das Ostufer des Flusses Dnipro bei Cherson in der Südukraine bauen russische Soldaten dort nach Angaben aus Kiew neue Abwehrstellungen aus. Gleichzeitig seien sie etwa im Bezirk Kachowka vermehrt dazu übergegangen, Fortbewegungsmittel der Zivilbevölkerung zu stehlen, teilte der ukrainische Generalstab in Kiew am Sonntag mit. „Sie stehlen der Bevölkerung ihre Privatautos, Motorräder und sogar Fahrräder“, hieß es in der Mitteilung.

Derartige Raubzüge in besetzten Gebieten seien meist Vorboten weiterer Rückzüge der Truppen. Schon beim Abzug russischer Einheiten aus Isjum in der Region Charkiw im Osten der Ukraine hätten sich die Besatzer an den Fahrrädern der Bevölkerung „bedient“, da ihnen der Treibstoff für ihre Fahrzeuge ausgegangen sei, hieß es weiter.

Ukraine-Krieg: Selenskyj berichtet von anhaltenden Angriffen in der Ostukraine

Update vom 20. November, 21.36 Uhr: Die schweren Kämpfe im Donbass im Osten der Ukraine dauern nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj weiter an. Vor allem das Gebiet um Donezk sei schwer umkämpft, sagte Selenskyj am Sonntagabend in seiner täglichen Videoansprache. „Obwohl es wegen der Verschlechterung des Wetters weniger Angriffe gibt, bleibt die Zahl der russischen Artillerieüberfälle leider hoch.“ Auch aus dem Gebiet Luhansk gebe es Berichte von Gefechten. Allein am Sonntag seien dort von russischer Seite fast 400 Granaten abgefeuert worden, sagte Selenskyj.

Auch der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte hatte zuvor von fortgesetzten Zusammenstößen an verschiedenen Frontabschnitten im Osten des Landes berichtet. Bei Luhansk seien mehrere russische Vorstöße abgewehrt worden, hieß es.

Ukraine-News: Internationale Atomenergiebehörde meldet starke Explosionen am AKW Saporischschja

Update vom 20. November, 13.44 Uhr: Am AKW Saporischschja hat laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wieder mehrere starke Explosionen gegeben. IAEA-Experten vor Ort hätten von Dutzenden Einschlägen in der Nähe und auf dem Gelände der Nuklearanlage berichtet. Die IAEA-Experten sahen die Explosionen demnach teils von ihren Fenstern aus.

Das Management der Anlage habe Schäden an einigen Gebäuden, Systemen und Geräten gemeldet. Die Schäden beeinträchtigten aber bislang nicht die nukleare Sicherheit. Es habe keine Verletzten gegeben. Die Vorfälle am Wochenende hätten eine Periode relativer Ruhe in der von Russland besetzten Anlage abrupt beendet, sagte Generaldirektor Rafael Grossi laut Mitteilung. „Wer auch immer dahintersteckt: Es muss umgehend aufhören“, verlangte er. „Wie ich schon oft gesagt habe: Ihr spielt mit dem Feuer!“

Ukraine-Krieg - AKW Saporischschja.
Laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) hat es am AKW Saporischschja wieder mehrere starke Explosionen gegeben. © Leo Correa/dpa

Moskau beschuldigte die ukrainischen Streitkräfte des jüngsten Beschusses. Russland kontrolliert faktisch seit Anfang März. Das größte AKW Europas ist in den vergangenen Monaten bei schweren Kämpfen mehrfach unter Beschuss geraten. Die Ukraine und Russland geben sich gegenseitig die Schuld.

Ukrainische Ermittler: Mehr als 8300 Zivilisten im Krieg mit Russland getötet

Update vom 20. November, 12.02 Uhr: Seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine sind mehr als 8300 Zivilisten getötet worden. Unter ihnen seien 437 Kinder, teilte der ukrainische Generalstaatsanwalt Andrij Kostin laut dem Portal Unian nun weiter mit. Unabhängig prüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht.

Mehr als 11.000 Menschen seien außerdem in dem Krieg verletzt worden. Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte Kostin zufolge aber höher liegen, da ukrainische Behörden zu einigen von Russland besetzten Gebieten noch keinen Zugang hätten.

Die ukrainischen Behörden registrierten den Angaben zufolge mehr als 45.000 Kriegsverbrechen. Sie melden aus den befreiten Gebieten rund um Cherson, Charkiw und Donezk immer mehr Beweise für Gräueltaten der russischen Besatzer.

Geheimdienst zu Putins Soldaten: „Vertuschungs-Kultur“ im russischen Militär

Update vom 20. November, 10.52 Uhr: Die russischen Streitkräfte ziehen sich zwar relativ geordnet aus Cherson zurück, sind aber dennoch von „Führungsschwäche und einer Kultur der Vertuschung“ geprägt. Das geht aus dem jüngsten Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums hervor. Demnach mangelt es auf mittlerer und unterer Befehlsebene an militärischer Führung, schätzen Geheimdienstexperten.

Während des Rückzugs aus Cherson hätten die Russen zwar eher wenige Fahrzeuge verloren und einen Großteil der zurückgelassenen Ausrüstung erfolgreich zerstört, damit sie nicht in die Hände der Ukrainer falle. Dies sei wahrscheinlich zum Teil auf ein effektives Kommando unter dem Befehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine, General Sergej Surowikin, zurückzuführen. Moskau hatte ihn Anfang Oktober nach zahlreichen Niederlagen eingesetzt.

Auf unterer und mittlerer Führungsebene sehe es anders aus: „So sind beispielsweise in den letzten Monaten zwei dem östlichen Militärbezirk unterstellte Kompanien geflohen, nachdem ihr Kommandeur getötet worden war“, hieß es in dem Bericht der Briten. „Andere Offiziere haben wahrscheinlich gelogen, um den Vorfall zu vertuschen.“

Ukraine-Krieg: Zwei russische Soldaten trainieren im November 2022 in der russischen Region Tscheljabinsk
Aufnahme vom 19. November: Zwei russische Rekruten im Training in der russischen Region Tscheljabinsk © Pavel Lisitsyn/Imago

Ukraine-News: Moskau verlegt laut Kiew Einheiten in die Ostukraine

Update vom 20. November, 10.24 Uhr: Putins Streitkräfte verlegen ihre aus Cherson abgezogenen Einheiten nach Luhansk und auch nach Donezk. In Luhansk richteten die russischen Besatzer zusätzliche Kontrollpunkte ein, um Deserteure zu identifizieren und festzunehmen, teilte der ukrainische Generalstab nun mit. Unabhängig verifzieren ließen sich die Angaben zunächst nicht.

Die russische Armee greife die Gebiete zwar massiv mit Raketen an, es sei aber wahrscheinlich noch zu früh, von einer neuen Großoffensive zu sprechen, sagte der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, dem Internetportal Ukrajinska Prawda zufolge im ukrainischen Fernsehen. Das ukrainische Militär zählte rund 60 russische Attacken mit Raketenwerfern.

US-Bericht zu „Kamikaze“-Drohnen aus dem Iran: Russland will sie nun selbst bauen

Update vom 20. November, 9.49 Uhr: Russland hat laut einem US-Medienbericht ein Abkommen mit dem Iran geschlossen, um iranische Angriffsdrohnen für den Ukraine-Krieg im eigenen Land herzustellen. Derzeit werde daran gearbeitet, die Produktion binnen Monaten in Gang zu bringen, schrieb die Washington Post am 19. November unter Berufung auf Geheimdienstinformationen. Die Vereinbarung sei Anfang November im Iran ausgehandelt worden.

Russland setzte im Angriffskrieg gegen die Ukraine bereits hunderte sogenannte Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Schahed-136 ein. Aktuell sei die iranische Seite dabei, Konstruktionsunterlagen und Schlüsselkomponenten für die Produktion zu übergeben, schrieb die Washington Post. Sie bezog sich auf drei Regierungsbeamte. Sie seien mit Geheimdienst-Erkenntnissen vertraut, die amerikanischen und anderen westlichen Geheimdiensten vorlägen.

Eine russische Militärdrohne. (Archivfoto)
Eine russische Militärdrohne (Archivfoto) © Aleksandr Gusev/Imago

Getötete Zivilisten im Ukraine-Krieg: Laut ukrainischer Seite „praktisch in fast jedem Dorf“

Update vom 20. November, 8.43 Uhr: Mehr als 700 Leichen sind in den vergangenen acht Wochen in den von den russischen Besatzern befreiten Gebieten entdeckt worden – größtenteils Zivilisten. Das sagte Generalstaatsanwalt Andrij Kostin am Samstagabend (19. November) im ukrainischen Staatsfernsehen. In rund 90 Prozent der Fälle habe es sich um Zivilisten gehandelt. 

„Wir haben praktisch in fast jedem Dorf in der Region Charkiw Stellen gefunden, an denen sie friedliche Zivilisten getötet haben“, so Kostin. Ähnliche Funde würden die Ermittler jetzt in der Region Cherson in der Südukraine machen. Auch seien etwa 20 Orte entdeckt worden, an denen Zivilisten verhört und in Gefangenschaft gehalten wurden. „Und jeden Tag erhalten wir neue Informationen“, sagte Kostin. Derartige Angaben der Kriegsparteien lassen sich kaum unabhängig überprüfen.

Ukraine-Krieg: Ein ukrainischer Kampfpanzer nähert sich der Frontlinie in Cherson
Aufnahme vom 18. November: Ein ukrainischer Kampfpanzer nähert sich der Frontlinie in Cherson © Bulent Kilic/AFP

News zum Ukraine-Krieg: Russland erhöht laut Kiew Truppenpräsenz in Luhansk

Update vom 19. November, 20.23 Uhr: Die russischen Streitkräfte erhöhen nach Erkenntnissen des ukrainischen Generalstabs ihre Truppenpräsenz im Gebiet Luhansk. Um die vielen Soldaten unterzubringen, werde ein Teil der Zivilbevölkerung zwangsumgesiedelt, erklärte der Generalstab in Kiew am Samstag. Die Menschen würden in anderen Orten untergebracht, hieß es. Die ostukrainische Region Luhansk grenzt an Russland.

Unterdessen setzten russische und ukrainische Truppen an einer Vielzahl von Brennpunkten ihre Kämpfe fort. Dabei seien Panzer, Rohr- und Raketenartillerie sowie Granatwerfer eingesetzt worden, hieß es weiter. Nach Darstellung des ukrainischen Militärs seien dabei allein in der Region Mychajlowka in der Region Saporischschja bis zu 60 russische Soldaten getötet oder verwundet worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Update vom 19. November, 13.47 Uhr: Der stellvertretende ukrainische Verteidigungsminister Wolodymyr Gawrilow geht offenbar davon aus, dass die ukrainischen Streitkräfte bis Ende Dezember auf die Krim zurückkehren können. Das berichtete die Onlinezeitung Pravda am Samstag und berief sich dabei auf ein Interview des Ministers mit Sky News. Der Ukraine-Krieg werde Ende des Frühjahrs enden, glaubt Gawrilow.

Zahl der Häftlinge in russischen Gefängnissen sinkt in zwei Monaten um 23.000

Update vom 19. November, 13.19 Uhr: Die Zahl der Häftlinge in russischen Gefängnissen sank innerhalb von zwei Monaten um 23.000. Das geht aus einem Bericht des unabhängigen russischen Onlinemediums Mediazona vom Freitag hervor. Diese drastische Reduzierung der Häftlingszahlen im September und Oktober dieses Jahres sei wahrscheinlich auf die Rekrutierung von Gefangenen durch die vom Kreml unterstützte Söldnertruppe Gruppe-Wagner im Ukraine-Krieg zurückzuführen, hieß es weiter. Seit 2010 ist dies Mediazona zufolge die größte Veränderung von Gefangenenzahlen.

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Soldaten, die im Rahmen der Teilmobilisierung mobilisiert wurden, bei einer militärischen Übung auf einem Schießplatz in Russland (18. November 2022, Symbolbild). © IMAGO/Yevgeny Yepanchintsev / ITAR-TASS

Russlands „nationale Verteidigungsausgaben“ steigen im kommenden Jahr um 40 Prozent

Update vom 19. November, 11.10 Uhr: Am Mittwoch führte Russland seine bisher größte Anleiheemission an einem einzigen Tag durch und nahm 820 Milliarden Rubel (etwa 13,6 Mrd. Euro) auf, wie aus einem Bericht des britischen Verteidigungsministeriums vom Samstag hervorging. Die Emission von Schuldtiteln ist ein wichtiger Mechanismus zur Aufrechterhaltung der Verteidigungsausgaben. Russland legte dem Bericht zufolge seine „nationalen Verteidigungsausgaben“ für kommendes Jahr auf etwa 5 Billionen Rubel (84 Milliarden Euro) fest, eine Steigerung von mehr als 40 Prozent gegenüber dem 2021 angekündigten vorläufigen Budget für 2023, was wohl auch unmittelbar im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg steht.

Ukraine-Krieg: Videos von toten Soldaten in sozialen Medien: Hintergründe und Ablauf unklar

Update vom 19. November, 9.15 Uhr: In den sozialen Medien kursierten am Freitag Videos aus Makijiwka in der Oblast Luhansk, die zeigen, wie ein russischer Soldat das Feuer auf Ukrainer eröffnet, während sich andere russische Soldaten ergeben. Im Anschluss zeigte Drohnenmaterial die Leichen der russischen Soldaten.

Auch die US-Kriegsexperten des Institute for the Study of War (ISW) berichteten am Freitag über den Vorfall, betonten in ihrem Bericht allerdings, dass der russische Soldat als erster das Feuer eröffnete, aber es unklar sei, wer die russischen Gefangenen tötete, wann und unter welchen Umständen. Dabei beriefen sich die ISW-Experten auf Angaben von Open-Source-Analysten.

Mobilisierung in Russland geht offenbar verdeckt weiter

Update vom 19. November, 8.45 Uhr: Obwohl der russische Präsident Wladimir Putin am 31. Oktober offiziell das Ende der Teilmobilisierung für den Ukraine-Krieg verkündet hatte, geht die Mobilisierung offenbar verdeckt weiter. Das geht aus dem aktuellen Bericht der US-Kriegsforscher des Institute for the Study of War (ISW) vom Freitag hervor.

Ukraine-Krieg: Mobilisierung in Russland geht offenbar verdeckt weiter

Russische Beamte würden sich demnach auf weitere verdeckte Mobilisierungsmaßnahmen vorbereiten, was den ohnehin schon überlasteten russischen Apparat weiter überfordern könnte, so die ISW-Experten. Nationalistische Militärblogger hätten zudem behauptet, dass die allgemeine Mobilisierung im Dezember oder Januar beginnen werde, hieß es.

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Mobilisierte russische Rekruten am 11. November beim Militärtraining in der Region Kaliningrad in Russland (Archivbild). © IMAGO/Vitaly Nevar/SNA

Hunderte Ukrainer waren in Cherson festgenommen worden - viele von ihnen verschwunden

Update vom 19. November, 8.08 Uhr: Während der russischen Besatzung der südukrainischen Stadt Cherson sind hunderte Ukrainer festgenommen worden und viele von ihnen verschwunden. Dies geht aus einer am Freitag veröffentlichten Studie der US-Universität Yale hervor. Die Forschungsgruppe Conflict Observatory, deren Arbeit vom US-Außenministerium unterstützt wird, zählte 226 rechtswidrige Festnahmen und Fälle gewaltsamen Verschwindenlassens. Etwa ein Viertel der Menschen wurde mutmaßlich gefoltert, vier von ihnen starben in Gefangenschaft.

Hinter den meisten Fällen steckten dem Bericht zufolge das russische Militär und der russische Geheimdienst FSB. Bei den Betroffenen handelte es sich demnach um Männer im wehrfähigen Alter, darunter Beamte, Lehrer, Strafverfolgungsbeamte und Journalisten.

Bürger aus Cherson hatten nach dem Abzug der russischen Truppen von der Besatzung erzählt.

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Ein russischer Beamter mit einem nach Angaben des russischen Sicherheitsdienstes FSB festgenommenen angeblichen Mitglied einer ukrainischen Sabotagegruppe (8. November 2022). © IMAGO / SNA

Ukraine-Krieg: Schwere Kämpfe im ostukrainischen Gebiet Donezk dauern an

Update vom 19. November, 6.48 Uhr: Die schweren Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Truppen im ostukrainischen Gebiet Donezk dauern nach Angaben von Wolodymyr Selenskyj an. Es gebe „weder eine Entspannung noch eine Atempause“, sagte der ukrainische Präsident am Freitagabend in seiner täglichen Videoansprache. Etwa 100 russische Angriffe seien am Vortag in der Region Donezk abgewehrt worden.

Die ukrainischen Truppen würden durch Grenzschutzeinheiten aus Charkiw und Sumy unterstützt. Eine Brigade der Nationalgarde kämpfe in Bachmut. „Wir werden dem Feind in keinem der Frontgebiete nachgeben“, sagte Selenskyj. „Wir reagieren überall, wir halten unsere Positionen überall.“

Trotz der heftigen Gefechte im Donbass verändert sich der Frontverlauf derzeit kaum, wie aus den militärischen Lageberichten beider Seiten hervorging. In den fast neun Monaten seit dem russischen Einmarsch am 24. Februar haben die russischen Kräfte dort nur geringe Geländegewinne erzielt. Einige der durch den Abzug aus Cherson frei gewordenen Kräfte verlegte Russland nach ukrainischen Angaben in die Ostukraine, um dort die Angriffe zu verstärken.

Update vom 18. November, 21.50 Uhr: Rund 30 Prozent des Territoriums der Ukraine sind infolge des russischen Angriffskrieges nach Kiewer Angaben vermint. Das entspreche etwa der doppelten Größe Österreichs, teilte der Staatliche Notfalldienst am Freitag auf seiner Homepage mit. Die Fläche und die Zahl der Minen auf ukrainischem Territorium habe sich im Vergleich zur Zeit vor dem Krieg verzehnfacht.

In den Regionen Cherson und Mykolajiw werde die Räumung von Sprengkörpern fortgesetzt, hieß es weiter. Mehr als 8000 Quadratkilometer sollen entmint werden. Der Gouverneur von Kharkiv, Oleh Sinehubow, gab laut der ukrainischen Agentur Ukrinform an, russische Truppen hätten sogar Betten in Kindergärten vermint.

Ukraine-Krieg: Moskau wirft Kiew Hinrichtung von Kriegsgefangenen vor

Update vom 18. November, 19.05 Uhr: Russland hat Kiew am Freitag vorgeworfen, mehrere sich ergebende Soldaten hingerichtet zu haben. Das russische Verteidigungsministerium sprach in einer Mitteilung von dem „vorsätzlichen und methodischen Mord an mehr als zehn gefesselten russischen Soldaten“, denen „in den Kopf geschossen“ worden sei.

Die Ausführungen beziehen sich auf zwei jeweils 30 Sekunden lange Videos in Online-Netzwerken, die vorgeben, die Leichen von russischen Soldaten zu zeigen, die sich ukrainischen Soldaten ergeben hätten und dann getötet worden seien. Ein Video zeigt Soldaten, die sich offenbar mehreren Männern in Tarnkleidung und gelben Armbinden ergeben. Die Soldaten legen sich auf den Boden. Das Video stoppt abrupt, als Schüsse zu hören sind. Ein weiteres Video zeigt aus der Vogelperspektive die Leichen von etwa zehn Menschen, umgeben von Blutlachen.

Das russische Verteidigungsministerium machte keine Angaben dazu, wann die Videos aufgenommen wurden. Es ließ sich zunächst nicht klären, wann, von wem und unter welchen Umständen die Videos aufgenommen wurden. Die Ukraine und Russland beschuldigen sich gegenseitig der Misshandlung von Kriegsgefangenen. Die UNO veröffentlichte in dieser Woche einen Bericht, wonach Kriegsgefangene auf beiden Seiten Folter und Misshandlungen ausgesetzt sind.

Ukraine-Krieg: Pro-russische Behörden behaupten ukrainisches Geheimdienstnetz enthüllt zu haben

Update vom 18. November, 17.20 Uhr: Pro-russische Besatzungsbehörden in der ukrainischen Region Luhansk behaupten, ein „umfassendes Informationsnetzwerk des ukrainischen Geheimdienstes“ enthüllt zu haben. Unter anderem habe die Festnahme des angeblichen ukrainischen Agenten Wladislaw Romenskji zum Aufdecken des gesamten Netzwerks geführt, berichtete die russische Staatsagentur Tass unter Berufung auf Behörden. Romenskji wurde dabei vorgeworfen, die Tötung von vier Bürgermeistern in der Region geplant zu haben.

Weiterhin hieß es, das ukrainische Netzwerk habe vor dem Referendum zur Eingliederung von Luhansk in die Russische Föderation „Terroranschläge“ vorbereitet. Das Vorhaben sei jedoch von Sicherheitskräften verhindert worden. Russland hielt im September Scheinreferenden ab und annektierte schließlich die ukrainischen Regionen Cherson, Saporischschja, Donetsk und Luhansk.

Ukraine-Krieg: Offenbar Probleme mit deutschen Waffen der ukrainischen Armee

Update vom 18. November, 14.25 Uhr: Deutschland unterstützt die Ukraine im Krieg gegen Russland mit Waffenlieferungen. Nicht alle davon sollen jedoch einwandfrei funktionieren. Wie der Spiegel berichtet, gibt es einen „eklatanten Mangel an Ersatzteilen“ bei deutschen Panzerhaubitzen. Diese Fehler gefährdeten sogar die Einsatzbereitschaft in der Ukraine.

Die Ukraine verschieße derzeit rund 300 Granaten täglich, schreibt das Nachrichtenmagazin unter Berufung auf Bundeswehrkreise. Das nutze die deutschen Geschütze stark ab. Das Bundesverteidigungsministerium um SPD-Ministerin Christine Lambrecht habe es versäumt, rechtzeitig umfangreiche Ersatzteilpakete für die regelmäßige Instandsetzung zu bestellen.

Ukraine-Krieg: Fehlende Ersatzteile verzögern Reparatur deutscher Panzerhaubitzen in Litauen

Dass Ersatzteile fehlen, sei dem Beschaffungsamt der Bundeswehr bekannt. Schon im Sommer habe die Bundeswehr das auch dem Ministerium mitgeteilt. Verbessert habe sich die Lage allerdings nicht. Daher seien sechs Panzerhaubitzen aktuell außer Gefecht. Sie sollten in Litauen repariert werden, was aufgrund der fehlenden Ersatzteile jedoch nicht gelang. Nun stünden sie im Baltikum statt an der Front.

Mit mehreren Panzerhaubitzen 2000 in Litauen: Die deutsche Bundeswehr hilft bei der Sicherung der Nato-Ostflanke.
Im Ukraine-Krieg sind auch deutsche Panzerhaubitzen im Einsatz (Das Symbolbild zeigt eine Panzerhaubitze 2000 im Einsatz in Litauen). © IMAGO / photothek

Russland rüstet sich offenbar für Ukraine-Rückschläge – sogar auf der Krim

Update vom 18. November, 12.47 Uhr: Nach dem Rückzug der russischen Truppen aus Teilen der ukrainischen Region Cherson baut Moskau seine Verteidigungsanlagen auf der angrenzenden Halbinsel Krim aus. Mit den Befestigungsarbeiten solle „die Sicherheit der Krim-Bewohner garantiert“ werden, sagte der von Moskau eingesetzte Verwaltungschef der 2014 annektierten ukrainischen Halbinsel, Sergej Aksjonow, laut der Nachrichtenagentur AFP. Zuvor war in Geheimdienstkreisen bereits über diese russische Kriegsstrategie spekuliert worden.

Heftige Gefechte im Donbass – doch der Frontverlauf ändert sich kaum

Update vom 18. November, 11.15 Uhr: Die Ukraine meldet heftige Gefechte im Donbass. In dem Kohle- und Stahlrevier bekämpfen sich ukrainische und russische Truppen, meldet der ukrainische Generalstab. Der Frontverlauf ändere sich kaum. Artillerie- und Panzerbeschuss gebe es auch rund um die Städte Kupjansk und Awdijiwka.

Weiterer Schwerpunkt der Gefechte ist laut Lagebericht des ukrainischen Generalstabs die Region um die Stadt Bachmut. Dort seien ukrainische Stellungen mit Panzern, Minenwerfern, Rohr- und Raketenartillerie beschossen worden. Auch hier ist der Frontverlauf seit Monaten praktisch unverändert. Die Kiewer Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar, deckten sich in diesem Fall aber mit Berichten russischer Militärblogger.

Update vom 18. November, 11.05 Uhr: Im Gebiet Saporischschja beschossen nach örtlichen Behördenangaben russische Truppen nachts ein Dorf mit den eigentlich zur Flugabwehr bestimmten Raketen des Systems S-300. Es sei ein Gebäude zerstört, Menschen aber nicht verletzt worden.

Russische Soldaten, die auf einem gepanzerten Fahrzeug auf einer Straße nahe der Grenze zwischen Russland und der Ukraine mitfahren.
Russische Soldaten, die auf einem gepanzerten Fahrzeug auf einer Straße nahe der Grenze zwischen Russland und der Ukraine mitfahren. © Anton Vergun/dpa

Putins Truppen sollen sich neu ordnen: Bereitet sich Russland auf weitere Rückschläge vor?

Erstmeldung vom 18. November, 10 Uhr: Moskau/London – Anfang November musste Russland im Ukraine-Krieg einen großen Rückschlag hinnehmen. Wladimir Putins Truppen zogen sich notgedrungen aus Cherson zurück, jener südukrainischen Region, in der Ende September eines von vier Referenden zur russischen Annexion stattfand. Das war vor der ukrainischen Gegenoffensive in der Region. Möglicherweise wird es nicht die letzte Rückwärtsbewegung bleiben.

Denn wie der britische Geheimdienst am Freitag meldet, bereitet sich der Kreml auf weitere Rückschläge in der Ukraine vor. Laut aktuellem Lagebericht aus London fokussieren sich die russischen Truppen in den meisten von ihnen besetzten Teilen der Ukraine darauf, sich neu zu ordnen. So sollen Vorkehrungen zur Verteidigung getroffen werden.

Konkret seien nahe der Grenze zur bereits seit 2014 russisch besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim und nahe des Flusses Siwerskyj Donez zwischen den Regionen Donezk und Luhansk neue Schützengräben ausgehoben worden.

Briten-Geheimdienst: „größere ukrainische Durchbrüche“ möglich

Der britische Geheimdienst schrieb dazu auf Twitter: „Die Standorte befinden sich teilweise bis zu 60 Kilometer hinter der aktuellen Frontlinie, was nahelegt, dass die russischen Planer Vorbereitungen treffen für den Fall weiterer größerer ukrainischer Durchbrüche.“

Es sei allerdings auch wahrscheinlich, dass Russland versuchen werde, einige der aus Cherson abgezogenen Truppen zur Verstärkung seiner Angriffe nahe der Stadt Bachmut in die Region Donezk zu verlegen. (as)

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