Update vom 26. März, 14.00 Uhr: Die russische Invasion ist mit dem „Z“-Symbol verbunden, das auf zahlreichen russischen Panzern aufgemalt ist. Niedersachsen geht nun gegen das Symbol vor, das mittlerweile auch als Zeichen für die Unterstützung der russischen Armee im Ukraine-Krieg verwendet wird. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) erklärte, wer durch das „Z“-Symbol öffentlich Zustimmung zum Angriffskrieg von Russlands Präsident Wladimir Putin* auf die Ukraine zum Ausdruck bringe, der müsse in Niedersachsen mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. „Es ist mir absolut unverständlich, wie das stilisierte ‚Z‘ sogar bei uns dafür genutzt werden kann, um diese Verbrechen gutzuheißen.“
Das „Z“-Symbol tauche mittlerweile auf Gebäuden, an Autos oder an der Kleidung auf, um Zustimmung zum Krieg Russlands gegen die Ukraine zu zeigen, heißt es in der am Samstag (26. März) aktualisierten Mitteilung des Ministeriums. Auch in Niedersachsen habe es schon „entsprechende Beobachtungen“ gegeben. Das niedersächsische Innenministerium wies die Polizei am Freitag (25. März) an, dass die öffentliche Verwendung des Symbols auf Demonstrationen und die öffentliche Verbreitung Straftaten darstellen können.
Als Grundlage hierfür solle der Paragraf 140 Nummer zwei des Strafgesetzbuches dienen: Demnach wird ein Verhalten unter Strafe gestellt, das öffentlich zur Schau getragene Billigung von Angriffskriegen zu verstehen und geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören. Möglich sind bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe. In Russland taucht der lateinische Buchstabe an vielen Orten im öffentlichen Raum auf. Er ist als Symbol gut zu erkennen, da er im Russischen nicht existiert.
Update vom 26. März, 13.30 Uhr: Laut Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat Deutschland nicht nur Waffen, sondern auch große Mengen Treibstoff in die Ukraine geliefert. Den Treibstoff habe man in Polen gekauft, sagte die SPD-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Insgesamt gilt: Wir liefern, und wir liefern konsequent.“ Damit reagierte sie auf Vorwürfe schleppender Waffenlieferungen. Die Ungeduld der Ukraine könne sie allerdings nachvollziehen, sagte Lambrecht.
Am Freitagabend wurde bekannt gegeben, dass in der Ukraine weitere Waffen aus Deutschland für den Kampf gegen die russischen Truppen eingetroffen sind. Dabei handelt es sich nach Angaben aus ukrainischen Regierungskreisen um 1.500 Luftabwehrraketen vom Typ „Strela“ und 100 Maschinengewehre MG3. Auch 8 Millionen Schuss Munition für Handfeuerwaffen und andere Ausrüstung wurden geliefert.
Update vom 26. März, 12.00 Uhr: Laut eines Berichts der Welt am Sonntag kauft die ukrainische Regierung aufgrund der Verzögerung der deutschen Waffenlieferungen nun kurzerhand selbst Waffen ein. Es seien 2650 Panzerabwehrwaffen vom Typ RGW 90 in Deutschland gekauft worden. Dies bestätigte mehrere in den Vorgang eingebundene Personen.
Hergestellt werden die bestellten Waffen vom deutschen Konzern Dynamit Nobel Defence (DND) in Burbach. Sie sind ähnlich zu einer Panzerfaust, die von der Schulter aus rückstoßfrei abgefeuert werden können. Das Unternehmen stellte am 18. März den Exportantrag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Der Export wurde von diesem am Wochenende genehmigt. Die Waffen seien nun bereits auf dem Weg in die Ukraine.
Seit 28. Februar prüfe die Bundesregierung bereits, ob man Waffen deutscher Hersteller kaufen und an die Ukraine liefern soll. Nach Informationen aus Branchenkreisen hat sie dort bereits 280 deutschen Rüstungsfirmen angefragt, welche Waffen sie liefern können - bis heute wurde aber wohl nichts gekauft.
Update vom 26. März, 11.00 Uhr: CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen hält die Abhängigkeit Deutschland von russischen Energielieferungen für nicht tragbar. Gegenüber der Augsburger Allgemeinen sagte Röttgen: „Die deutsche Position, weiter Gas und Öl aus Russland zu kaufen, wird keinen Bestand haben.“ „Es wird mehr und mehr Tote und Flüchtende geben“, hob Röttgen hervor. „Wie soll Deutschland dann noch erklären, dass nicht alles getan wird, um das zu beenden?“ Die Position der Bundesregierung könne nicht lange weiterbestehen. „Und dann wird man zu Recht die Frage stellen, warum sie das nicht schon Wochen vorher getan hat, um den Krieg schneller zu beenden.“
Bisher begründet die Bundesregierung ihre Haltung mit wirtschaftlichen Problemen, die aus einem raschen Komplettverzicht auf russische Energielieferungen entstehen würden. Röttgen betont hingegen die Notwendigkeit von Sanktionen. Diese würden die wirtschaftliche Lage in Russland weiter verschärfen. Das Ziel sei Widerstand in der Bevölkerung zu erwecken: „Wenn die Bevölkerung spürt, dass sie für diesen Wahnsinn bezahlen muss, dann werden die Menschen in Russland irgendwann sagen: Es ist jetzt genug, Wladimir Putin. Das ist zumindest die Hoffnung, die wir haben.“
Erstmeldung vom 26. März: Berlin - Bundeskanzler Olaf Scholz sieht sich angesichts der eindringlichen Bitten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nicht unter starkem Handlungsdruck. Die Reden Selenskyjs seien „ein Ansporn, das was wir richtig finden zu tun“, betonte Scholz nach dem EU-Gipfel in Brüssel. Bei der Gelegenheit sprach er auch seine Respekt gegenüber der Politik Selenskyjs aus: „Ich finde, dass der ukrainische Präsident die Interessen seines Landes gut wahrnimmt, dass er das sehr entschieden und auch sehr entschlossen macht.“
Selenskyj hatte sich in den ersten Kriegswochen wiederholt in emotionalen Reden an verschiedene Parlamente westlicher Staaten gewandt und auch vor dem Bundestag geredet. Dort sprach er auch persönlich den Bundeskanzler an: „Lieber Herr Bundeskanzler Scholz, zerstören Sie diese Mauer. Geben Sie Deutschland die Führungsrolle, die Deutschland verdient.“
Am Donnerstag (24. März) und Freitag (25. März) war Selenskyj auch bei den Gipfeltreffen der Europäischen Union, der Nato und der G7 kurzzeitig per Video zugeschaltete. Von der Nato fordert er nach wie vor die Lieferung schwerer Waffen wie Panzer und Kampfflugzeuge und von der EU ein beschleunigtes Verfahren für einen Beitritt der Ukraine. Die Rolle Deutschlands in diesen Prozessen hob Selenskyj wiederholt hervor.
Scholz zufolge habe die EU bei ihrem letzten Gipfel im französischen Versailles bereits „sehr klare“ Beschlüsse gefasst. Die EU-Kommission prüft den Antrag der Ukraine auf Beitritt*. Dieser Prozess könne allerdings ein bis eineinhalb Jahre dauern. Auch die Lieferung der von der Ukraine geforderten schweren Waffen lehnt Deutschland bisher ab.
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hat derweil den Vorwurf schleppender deutscher Waffenlieferungen an die Ukraine zurückgewiesen. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland betonte sie, dass kontinuierlich geprüft werden würde, was geliefert werden könne. „Aber ich bin auch dafür verantwortlich, dass die Bundeswehr dadurch nicht geschwächt wird und ihre Einsatzbereitschaft gewährleistet bleibt“, ergänzte sie. Daher würden alle Möglichkeiten genutzt, abgegebene Waffen zügig zu ersetzen.
Darüber hinaus erklärte die Verteidigungsministerin, warum Deutschland nicht genau veröffentlicht, wann was geliefert wird. „Die Entscheidungen darüber werden im Bundessicherheitsrat getroffen und diese Entscheidungen sind geheim“, betonte Lambrecht. „Deshalb werde ich nichts dazu sagen, was wann wohin geliefert wird.“ Jede Lieferung könne nämlich von russischer Seite ausgespäht und zur Zielscheibe werden. „Und was die Strela-Raketen anbelangt: Bevor wir etwas liefern, schauen wir, ob es funktionstüchtig ist. Aber ich kann ihnen versichern: Nur weil wir schweigsam sind, heißt das nicht, dass nichts passiert - im Gegenteil.“
Das geplante Sondervermögen von 100 Milliarden Euro* fordert Lambrecht komplett für die Bundeswehr ein. Die zusätzlichen Gelder sollen möglichst schnell für eine verbesserte Ausstattung der Soldaten genutzt werden: „Mir ist es dabei besonders wichtig, dass wir sehr schnell Ausrüstung beschaffen, die bei den Soldatinnen und Soldaten unmittelbar ankommt.“ Darüber hinaus sollen Großprojekte wie Tornado-Nachfolge und bewaffnete Drohnen mit dem Sondervermögen finanziert werden.
Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) hat sich zur Politik der Bundesregierung geäußert und einen Stopp russischer Lieferungen von Gas und Öl an Deutschland gefordert. Gegenüber der Welt am Sonntag sagte Schäuble, dass Deutschland schnellstmöglich auf russische Gas- und Öllieferungen verzichten müsse. Als Begründung führte er an, dass Deutschland „nicht immer der Bremser im westlichen Bündnis“ sein dürfe. „Wir dürfen nicht zurückzucken, wenn es für uns unangenehm wird.“ Russlands Präsident Wladimir Putin* müsse wissen: „Für unsere Art zu leben, für unsere Freiheit, sind wir bereit, auch substanzielle Opfer zu bringen.“
Die laut gewordene Kritik an der Russland-Politik der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel wies er derweil teilweise zurück. „Ich habe es zu meinen Lebzeiten nicht mehr für möglich gehalten, in eine derartige Krise mit Russland zu kommen“, sagte der 79-jährige CDU-Politiker. Schon seit den 70er Jahren sei das Bewusstsein für brenzlige Lagen geschwunden. „Deswegen ist es nicht ganz gerecht, Angela Merkels Rolle in der deutsch-russischen Energiepartnerschaft nun zu kritisieren.“ Als konkreten Fehler bezeichnete er jedoch, dass die Gaspipeline Nord Stream 2 nach der Besetzung der Krim durch Russland* im Jahr 2014 auf den Weg gebracht worden sei.
Die Vorwürfe des ukrainischen Präsidenten Selenskyj wies Schäuble dennoch teilweise zurück. Die Argumentation von Selenskyj sei seiner Meinung nach zu simpel. Bei den Deutschen habe nicht nur der Handel, sondern mindestens genauso die realpolitische Einsicht eine Rolle gespielt: „Russland ist der große Elefant im Raum. Selbst wenn wir nichts mit ihm zu tun haben wollen: Ignorieren oder gar aus Europa herausdrängen können wir ihn nicht.“ (dpa/afp/at) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA