Beim Deutschlandticket drohen regionale Sonderregeln - Wo gilt was?
Am 1. Mai soll das bundesweite Deutschlandticket starten. Dabei wird es wohl nicht einheitlich geregelt sein: In welchem Bundesland zählt welche Sonderregel?
München/Berlin - Mit dem dritten Entlastungspaket hat die Bundesregierung die Einführung des Deutschlandtickets für 49 Euro beschlossen. Wie auch sein Vorreiter, das 9-Euro-Ticket, soll das Deutschlandticket den ÖPNV attraktiver machen und Reisenden und Pendlern die Möglichkeit geben, über Landes- und Tarifgrenzen zu fahren, ohne sich durch den Dschungel verschiedener Nahverkehrstarife kämpfen zu müssen.
49-Euro-Ticket: Ein Flickenteppich an Sonderregeln folgt
Das neue 49-Euro-Ticket sollte demnach eigentlich so unkompliziert und einheitlich werden wie zuvor das 9-Euro-Ticket. Doch scheint dies bereits am Preis zu scheitern. Viele Schüler, Studenten, Auszubildende und Senioren werden weniger als 49 Euro für das geplante Deutschlandticket zahlen müssen - allerdings nur, wenn sie in bestimmten Bundesländern leben.

Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) unter den Landesverkehrsministerien und einigen Verkehrsverbünden ergab, planen einige, aber nicht alle Länder, das Ticket für bestimmte Personengruppen günstiger anzubieten und die Differenz aus eigenen Mitteln zu finanzieren.
Bundesländer, in denen das Deutschlandticket weniger kosten kann oder ähnliche preiswerte Alternativen geplant sind:
- Baden-Württemberg: Laut Verkehrsministerium ist eine Kopplung mit dem Jugendticket für 365 Euro im Jahr möglich. Derzeit gebe es jedoch noch zu viele ungeklärte Faktoren um dies zu beschließen.
- Bayern: Das Verkehrsministerium plant eine vergünstigte Version des Deutschlandtickets im Freistaat für Studierende und Auszubildende für 29 Euro.
- Berlin: Möglicherweise bleibt das 29-Euro-Ticket für den Innenstadtbereich auch über das bisherige Enddatum 30. April hinaus erhalten, gilt dann jedoch weiterhin nur landesweit.
- Hessen: Ab 1. Mai soll es ein Sozialticket für Empfänger von Bürgergeld, Wohngeld und Sozialhilfe für 31 Euro geben.
- Mecklenburg-Vorpommern: Die Landesregierung denkt über einen ermäßigten Preis für Auszubildende und Senioren nach.
- Niedersachsen: Die Landesregierung erwägt ein geplantes landesweites 29-Euro-Ticket für Schüler, Azubis und Freiwilligendienstler als vergünstigtes Deutschlandticket einzuführen.
- Saarland: Geplantes Junge-Leute-Ticket für Schülerinnen und Schüler, Azubis und Freiwilligendienstleistende mit Wohnsitz im Saarland, welches 30,40 Euro kosten soll.
- Thüringen: Das Deutschlandticket soll junge Menschen mit Ausbildungs- und Wohnort im Freistaat 28 Euro kosten. Ein Beschluss dazu wurde noch nicht gefasst.
49-Euro-Ticket: Unterschiedliche Ideen für Mitnahmeregelungen und regionale Upgrades
Auch bei den Mitnahmeregelungen besteht bislang keine einheitliche Lösung. Wie auch beim Preis werden wohl auch in diesem Punkt abhängig vom Bundesland unterschiedliche Regeln entwickeln. So wird in den Ländern Nordrhein-Westfalen, Berlin oder Brandenburg beispielsweise die Hundemitnahme mit dem Deutschlandticket problemlos möglich sein. In anderen Ländern wird dagegen über passende Zusatzfahrscheine zum Deutschlandticket entschieden, so dpa.
Das Deutschlandticket sieht eigentlich keine Mitnahme von anderen Personen, Tieren oder Fahrrädern vor. Trotzdem wollen Verkehrsverbünde in einigen Regionen im Rahmen eines Pauschaltickets die Mitreise anderer Personen erlauben oder spezielle Zusatzfahrscheine anbieten.
Ursprünglich soll das Deutschlandticket zudem an eine Person gebunden und nicht übertragbar sein. Doch auch diese Regel könnte je nach Region wegfallen. So will der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) ein sogenanntes TicketPlus verkaufen, das im VVS-Bereich die Mitnahmeregelung und auch die Übertragbarkeit ermöglicht.
Deutschlandticket ab 1. Mai: Darin sind sich Bund und Länder einig
Abgesehen von den zahlreichen unterschiedlichen Ansätzen zu dem Deutschlandticket, gab es auch eine Vereinbarung zwischen dem Bund und allen Ländern: Wenn Arbeitgeber ihren Beschäftigten einen Zuschuss von mindestens 25 Prozent auf das 49-Euro-Ticket gewähren, können bis zum 31. Dezember 2024 zusätzlich fünf Prozent Übergangsabschlag gewährt werden. Das Ticket kostet dann also nur noch 34,30 Euro.
Außerdem wird aktuell darüber diskutiert, ob auch Flixbus Teil des Deutschlandtickets wird. Falls dies nicht der Fall sein sollte, droht das Unternehmen mit Streckenstreichungen. (dpa/rrm)