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Macht Milch krank? Die großen Ernährungsmythen auf dem Prüfstand

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Von: Sarah Neumeyer

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Kühe auf einer Weide.
Wie gesund oder ungesund ist Milch? Die wichtigsten Mythen im Check. © Oliver Berg/dpa

Gehört Milch zu einer gesunden Ernährung dazu oder macht der Verzehr krank? Wir nennen Fakten und Vorurteile rund um das umstrittene Nahrungsmittel.

Frankfurt - Bei wenigen Lebensmitteln scheiden sich die Geister so stark wie bei Milch. Nachdem das Lebensmittel lange als wichtiger Bestandteil der Ernährung galt, hat sich das positive Bild nach und nach verschlechtert.

Milch macht krank, könnte das Krebsrisiko erhöhen und ist schlecht für Tiere und Umwelt. Berichte über negative Auswirkungen von Milch häufen sich. Immer mehr Menschen in Deutschland steigen auf pflanzliche Alternativen um. Doch was ist eigentlich dran an der Kritik? Macht Milch wirklich krank oder ist das Lebensmittel doch gesund?

Gesunde Ernährung: Empfehlung für Milch und Milchprodukte

Ob im Müsli, im Kaffee oder in Backwaren, für viele Menschen gehört Milch auch weiterhin zur täglichen Ernährung dazu. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Milch ist in den vergangenen Jahren zwar gesunken, 2019 lag er jedoch immer noch bei fast einem Liter pro Woche. Allerdings sank der pro-Kopf-Konsum 2019 um 3,9 Prozent und damit erstmals auf unter 50 Kilogramm pro Jahr, so die Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

Insgesamt 49,5 Kilogramm Milch hat jede:r Deutsche 2019 konsumiert. Hinzu kommen weitere Molkereiprodukte wie Butter, Käse und Magermilchpulver. Der Milchkonsum in Deutschland liegt damit unter der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Diese empfiehlt etwa 250 Milliliter Milch, Joghurt, Kefir oder Buttermilch und 50 bis 60 g Käse (entsprechend 1 - 2 Scheiben) pro Tag. Wissenschaftler:innen der Harvard Universität empfehlen den Konsum von Milch und Milchprodukten auf ein bis zwei Portionen pro Tag zu beschränken.

Inhaltsstoffe von Milch (3,5 Prozent)Pro 100 Gramm
Energie65 kcal
Protein3,4 g
Fett3,6 g
Kohlenhydrate4,7 g
Cholesterol4 mg
Calcium120 mg
Quelle: Max-Ruber-Institut

Ernährungsmythen auf dem Prüfstand: Wie gesund ist Milch?

„Milch macht stark“, diese Aussage ist oft in Werbung für Milch enthalten. Doch ist das so? Mit der Frage, ob Kuhmilch wirklich gesund für den Körper ist*, hat sich auch „24garten.de“ beschäftigt. Milch enthält Calcium, der Hauptbestandteil unserer Knochen. Die Vermutung liegt daher nahe, dass Milchkonsum unsere Knochen stärkt und deswegen gesund ist. Doch das stimmt nicht ganz. Damit das Calcium in den Knochenaufbau einfließen kann, benötigt der Körper Vitamin D. „Milchtrinken alleine reicht für den Knochenaufbau deshalb nicht aus“, so die Einschätzung der Experten von Öko-Test. Für Kinder in Wachstumsphasen habe Milch einen gesundheitlichen Vorteil, betont die Wissenschaftlerin und „mailab“-Moderatorin Mai Thi Nguyen-Kim. Es gibt jedoch auch Studien, die nahelegen, dass Milch das Risiko für Knochenbrüche erhöht.

Eine Studie aus Schweden kommt zu dem Ergebnis, dass Frauen, die drei oder mehr Gläser Milch pro Tag tranken, ein erhöhtes Risiko für osteoporotische Frakturen im Alter haben könnten. Zudem wurde bei Männern und Frauen ein erhöhtes Sterberisiko im Alter festgestellt, berichtet aerzteblatt.de. Bewiesen sei ein schädlicher Einfluss von Milch damit noch nicht, sagt auch der Autor der Studie Karl Michaëlsson. Andere Studien sehen keinen Zusammenhang zwischen Milchkonsum und Osteoporoserisiko und auch die mailab-Moderatorin Mai Thi Nguyen-Kim weist darauf hin, dass es bislang keine wissenschaftlichen Beweise dafür gibt, dass Milch die Ursache für ein erhöhtes Osteoporoserisiko ist.

Macht Milch krank? Erhöhtes Krebsrisiko nur bei einer Krebsart

Immer wieder wird Milch auch in Zusammenhang mit einem erhöhten Krebsrisiko gebracht. Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Konsum eines einzelnen Lebensmittels und einem erhöhten Krebsrisiko ist nur schwer nachzuweisen. Das Max-Rubner-Institut (MRI) hat zahlreiche Studien ausgewertet und kommt zu dem Ergebnis, dass es nur für eine Krebsart Hinweise auf einen Zusammenhang gibt

Laut der Studienauswertung des MRI ist es „möglich“ dass der Verzehr von Milch und Milchprodukten das Prostatakrebsrisiko erhöht, auch eine erhöhte Calcium-Zufuhr erhöht „wahrscheinlich“ das Prostatakrebsrisiko, so das MRI. In Studien nachgewiesene Korrelationen sind laut Mai Thi Nguyen-Kim nur bedingt aussagekräftig. „Aber bei Krebsverdacht sollte man mögliche Risikofaktoren durchaus ernst nehmen“, sagt die „mailab“-Moderatorin. Das Risiko für Dickdarmkrebs wird durch einen erhöhten Milchkonsum wahrscheinlich sogar verringert. Für Brustkrebs sowie für alle anderen Krebsarten gibt es laut dem Max-Ruber-Institut keinen Hinweis auf eine Risikoerhöhung. 

Ist Milch gesund oder ungesund? Positiver Zusammenhang mit Diabetes Typ 2

Auch für andere Krankheiten gibt es eher Hinweise auf einen positiven Zusammenhang zum Konsum von Milch und Milchprodukten. Aktuelle Erkenntnisse legen nahe, dass der tägliche Verzehr von einer Portion fermentierter Milchprodukte wie Joghurt, Kefir oder Buttermilch das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 senken könnte, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Das bestätigt auch die Analyse des MRI.

Die Wissenschafter:innen des MRI sehen auch eine positive Wirkung von Milch auf kardiovaskuläre Erkrankungen und Bluthochdruck. Nicht jede:r verträgt Milch jedoch gleich gut. Wer nach dem Milchkonsum unter Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall leidet, sollte sich auf eine Laktoseintoleranz testen lassen. Grund für die gesundheitlichen Probleme ist ein fehlendes Enzym im menschlichen Körper, das den Milchzucker spaltet. Etwa jede:r fünfte Deutsche leidet laut Öko-Test unter einer Laktoseintoleranz. Für eine gute Haut sollte man nur wenig Milch und Milchprodukte konsumieren. (Sarah Neumeyer) *24garten.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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