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Gaspreis gesunken: Anbieterwechsel kann sich für Verbraucher lohnen

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Von: Dennis Fischer

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Gasherd
Gaspreise sinken - jetzt könnte sich ein Anbieterwechsel lohnen. © Sven Hoppe/dpa

Der Gaspreis ist zuletzt gesunken. Nun kann sich ein Anbieterwechsel für Verbraucher lohnen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband klärt auf.

Berlin – Der Gaspreis für Privatkunden ist innerhalb eines Jahres im Durchschnitt um 87 Prozent gesunken. Das zeigte eine Analyse des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV) für den Hessischen Rundfunk (HR). Auch zuletzt gab der Gaspreis nach. Während die Preise in der Grundversorgung in Düsseldorf von Januar 2022 bis Januar 2023 um 26 Prozent stiegen, wurde Gas in München um 175 Prozent teurer. Der Verband analysierte Preise in den vierzehn bevölkerungsreichsten Städten Deutschlands.

Anbieterwechsel: Vergleich nicht immer einfach

Die Auswertung zeigt, dass es sich für Privatkunden lohnen kann, den Gaslieferanten zu wechseln. „In der Mehrzahl der untersuchten Städte haben die Preise in der Grundversorgung wieder deutlich über den Preisen der Sonderverträge gelegen“, sagte Sabine Lund vom VZBV dem HR.

Wer auf einen günstigen Gaspreis setzt, kann sich bei Vergleichsportalen informieren. Doch der Vergleich ist nicht immer einfach, denn es ist nicht ausgemacht, dass immer die billigsten Anbieter aufgeführt werden. So heißt es denn auch vom VZBV, dass die Portale wie Makler funktionierten: „Sie listen manchmal nur ausgewählte Unternehmen und kassieren für jeden vermittelten Vertragsabschluss eine Provision“. Die Plattformen handelten demnach nicht uneigennützig, teilweise auch nicht neutral. Hinzu kommt, dass Zusatzbedingungen wie Wechselboni, Gutschriften und gestaffelte Preise den Vergleich erschweren.

Für welche Gaskunden sich ein Anbieterwechsel lohnt

Haushaltskunden, denen in diesen Wochen noch Erhöhungen angekündigt werden, können laut dem Energieexperten der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Udo Sieverding, einen Tarif- oder Anbieterwechsel in Erwägung ziehen. Er verweist auf die Vergleichsportale, in denen jetzt auch wieder Preise zu finden seien, die unterhalb der zeitweise günstigeren Grundversorgungstarife lägen. „Der Blick in die Portale kann sich lohnen“, sagt er.

Allerdings sei zu beobachten, dass viele Kunden nach plötzlichen Kündigungen durch Energie-Discounter zunächst bei ihren Stadtwerken oder anderen Grundversorgern bleiben wollten, die sie damals aufgenommen hätten. Sieverding nennt dies „sehr nachvollziehbar“: Im Wissen um die Gaspreisbremse, die 80 Prozent des bisherigen Verbrauchs auf 12 Cent deckele, würden diese Kunden oft bei ihren bisherigen Anbietern bleiben.

Warum sind die Preise zuletzt gesunken?

Der Gasmarktexperte Fabian Huneke vom Beratungsunternehmen Energy Brainpool sieht die Gründe für die gesunkenen Preise in einer Kombination aus mildem Winter und höheren Gaseinsparungen als erwartet. Dies habe gezeigt: „Es geht auch ohne russisches Gas“. In der Folge seien die europäischen Gasspeicher voller als sonst zu dieser Zeit. „Das Schreckensgespenst der Gasmangellage hat seinen Schrecken verloren.“

Laut Branchenverband BDEW lag der durchschnittliche Erdgaspreis für Haushalte in Mehrfamilienhäusern im vierten Quartal 2022 bei 19,8 Cent je Kilowattstunde, für Einfamilienhäuser bei 20,0 Cent. Laut dem Vergleichsportal Verivox kostet eine Kilowattstunde Gas für Neukunden aktuell im Schnitt 11,8 Cent.

Die Energiewirtschaft betont, dass sich die Großhandelspreise wegen der langfristigen Beschaffungsstrategien nicht unmittelbar auf die Endkundenpreise auswirken. „Die Kunden haben vergangenes Jahr von dieser langfristigen Beschaffung profitiert“, sagt die Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Kerstin Andreae. Die Strategie der Versorger glätte die Entwicklungen an den Energiebörsen und schütze die Kunden vor starken Preissprüngen. „Dies bedeutet aber auch, dass sich nun der temporär gesunkene Einkaufspreis erst später auf die Endkundenpreise auswirkt.“

Gaspreise und Gasverbrauch: Prognose für 2023

„Wie es dieses Jahr weitergeht, hängt in erster Linie vom Wetter im Rest der Heizsaison ab“, sagt Gasmarktexperte Huneke. „Wenn der Rest des Winters es zulässt, dass wir das gerade gespeicherte Gas nicht doch noch zum großen Teil brauchen, könnte es ein Sommerloch bei den Preisen geben.“ Für den nächsten Winter müsse man aber wieder gewappnet sein: Einen Gasverbrauch wie in einem sehr kalten Winter könne man sich in Europa auch im nächsten Winter noch nicht leisten. Das Risiko einer teuren Gasmangellage im nächsten Winter sei noch da, aber gewaltig gesunken. Einen eindeutig fallenden Preistrend sieht
Huneke erst ab 2025. (df/dpa)

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