Mega-Überraschung: Katar liefert jetzt doch Gas an Deutschland - über US-Konzern

Der katarische Energieriese Qatar Energy hat sich mit der Bundesregierung auf ein Gaslieferabkommen geeinigt. Der Zeitpunkt überrascht.
Berlin/Doha – Deutschland und Katar haben sich nach zähen Verhandlungen auf die Lieferung von Flüssiggas geeinigt. Die ersten Tanker sollen 2026 an der deutschen Küste anlegen. Pro Jahr will der staatliche Energieriese Qatar Energy bis zu zwei Millionen Tonnen liefern, sagte Katars Energieminister Saad Scharida al-Kaabi am Dienstag. Dazu solle das Gas an das US-Unternehmen Conoco Phillips verkauft werden und dann nach Brunsbüttel geliefert werden. Der Deal ist auf mindestens 15 Jahre angelegt.
Zudem sei Qatar Energy mit deutschen Unternehmen über weitere Gaslieferungen im Gespräch, erklärte Al-Kaabi. „Wir haben gute Beziehungen zu deutschen Unternehmen und zur deutschen Regierung“, sagte er. Erst in der vergangenen Woche hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD erklärt, der Kauf von verflüssigtem Erdgas (LNG) in Katar sei nicht vom Tisch. „Deutsche Unternehmen sind in sehr konkreten Gesprächen, über die ich Ihnen mehr erzählen könnte, als ich werde“, sagte Scholz dem Focus.
Flüssiggas: Katar sitzt auf einem Milliarden-Schatz
Katar ist einer der weltweit größten Exporteure von Flüssiggas. Das reiche Emirat verfügt nach Russland und dem Iran über die drittgrößten Gasreserven weltweit. Katar teilt sich mit dem Iran das weltweit größte Gasfeld, das vor der Küste des Landes liegt. Der allergrößte Teil des Exports geht nach Asien, bislang vor allem nach Japan, Südkorea und Indien.
Die Anlagen zur Verflüssigung von Erdgas sind extrem teuer. Daher drängt Katar auf langfristige Abkommen. Erst vor wenigen Wochen hatte mit einem Mega-Deal mit China für Schlagzeilen gesorgt. Danach will Qatar Energy insgesamt 108 Millionen Tonnen Flüssiggas liefern. Der Vertrag ist auf 27Jahre angelegt. Es handele sich um den längsten Gasliefervertrag in der Geschichte der Flüssiggasindustrie, hatte Minister Al-Kaabi erklärt.
Unser kostenloser Wirtschafts-Newsletter versorgt Sie regelmäßig mit allen relevanten News aus der Wirtschaft. Hier geht es zur Anmeldung.
Flüssiggas: Habeck sieht zentralen Baustein für Energieversorgung
Bundeswirtschaftsminister Rober Habeck (Grüne) treibt die Pläne zur Nutzung von von LNG voran. Die entsprechenden Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Vor gut einer Woche kam mit der „Neptune“ das erste Spezialschiff zur Umwandlung von LNG in den gasförmigen Zustand in Deutschland an. Auch die ersten deutschen LNG-Terminals stehen kurz vor Betriebsbeginn. Zwar sind die Gasspeicher inzwischen voll, bis Dienstag erreichte ihr Füllstand laut Branchendaten 100 Prozent. Doch verflüssigtes Erdgas soll einen zusätzlichen Beitrag leisten, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) spricht von einem „zentralen Baustein für die Sicherung unserer Energieversorgung im kommenden Winter“.
Bisher erhalten Deutschland und andere europäische Länder das über die Niederlande, Belgien oder Frankreich aufgenommene LNG vor allem aus den USA. Habeck bemühte sich auf einer Reise im Frühjahr um Lieferbeziehungen mir Katar. Weitere wichtige LNG-Ausfuhrländer sind Australien, Malaysia und Nigeria. (dpa/utz)