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„Man hat sich massiv Gelder gegönnt“ – Wirecard-CEO Braun beschuldigt Kronzeugen der Veruntreuung

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Von: Robert Wallenhauer

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Ex-Wirecard-CEO Markus Braun legt dem Richter in München Kontoauszüge vor. Sie sollen beweisen, dass Kronzeuge Bellenhaus massiv Gelder veruntreut hat. Und Braun unschuldig sei.

München – Im Wirecard-Prozess will Ex-Vorstandschef Markus Braun mithilfe von Kontoauszügen seine Unschuld beweisen. Der österreichische Manager präsentierte dem Gericht am Donnerstag eine detaillierte Auswertung von Überweisungen. Sie sollen zeigen, dass der mitangeklagte Kronzeuge Oliver Bellenhaus Firmengelder in großem Stil abgezweigt haben soll. „Man hat sich ab 2013 massiv Gelder gegönnt“, sagte Braun. Geflossen sei das Geld vor allem an „einige wenige Veruntreuungsgesellschaften“.

Oliver Bellenhaus arbeitete als Wirecard-Manager in Dubai. Nach seiner Aussage war Braun an der Erfindung von Scheingeschäften in Milliardenhöhe aktiv beteiligt. Nach Darstellung Brauns hingegen gab es keine Scheingeschäfte, sondern nur Veruntreuung durch eine Betrüger-Bande um Bellenhaus. Teil dieser Bande soll auch der bis jetzt untergetauchte Jan Marsalek gewesen sein.

Ex-Wirecard-Chef Markus Braun: Manager Bellenhaus habe sich „massiv Gelder gegönnt.“
Ex-Wirecard-Chef Markus Braun: Manager Bellenhaus habe sich „massiv Gelder gegönnt.“ © Peter Kneffel/dpa

Richter in München: Markus Brauns Kontoauszüge werfen Fragen auf

Der Vorsitzende Richter Markus Födisch sagte einer Überprüfung zu, ließ jedoch Skepsis durchblicken. Er fragte Braun mehrfach, warum die Täter den Umweg über Scheinbuchungen hätten nehmen sollen, wenn sie auch mühelos Geld aus echten Geschäften hätten abzweigen können: „Warum soll sich das jemand antun, wenn es auch viel leichter geht?“ Mit Brauns anschließenden Erklärungen war der Richter nicht zufrieden: „Verstehen Sie, was ich sage, oder verstehen Sie nicht einmal, was ich meine?“

Richter Födisch konfrontierte Braun zudem mit Zeugenaussagen ehemaliger Mitarbeiter. Sie sagten, dass es große Lücken zwischen dem tatsächlichen Geschäft des Dax-Unternehmens und den von Braun geforderten ehrgeizigen Umsatz- und Gewinnzielen gab. Braun bestritt das. „An diese Aussage kann ich mich definitiv nicht erinnern“, sagte der seit bald drei Jahren in Untersuchungshaft sitzende Manager.

Braun, Bellenhaus und der ehemalige Wirecard-Chefbuchhalter sind wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs angeklagt. Sie sollen seit 2015 die Wirecard-Bilanzen gefälscht und kreditgebende Banken um 3,1 Milliarden Euro geprellt haben. Der Finanzdienstleister Wirecard brach 2020 zusammen. (dpa/rowa)

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