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Wirecard-Prozess: Ex-Chef Markus Braun fordert Suche nach verschwundenen Milliarden

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Von: Robert Wallenhauer

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Ex-Wirecard-Chef Markus Braun stellt vor Gericht Forderungen an die Justiz: Sie solle „sauber ermitteln“ und nach den 1,9 Milliarden Euro suchen, die Wirecard in die Insolvenz getrieben haben.

München – Der wegen mutmaßlichen Milliardenbetrugs angeklagte frühere Wirecard-Vorstandschef Markus Braun fordert von der Justiz die Suche nach den seit 2020 vermissten gut zwei Milliarden Euro. „Man müsste einmal sauber ermitteln, wie viel ist davon wieder holbar“, verlangte Braun am Donnerstag vor dem Landgericht München I.

Bei dem Geld handelt es sich um angeblich auf südostasiatischen Treuhandkonten verbuchte Erlöse, die bei der Bilanzprüfung im Jahr 2020 nicht auffindbar waren. Dies hatte dann zur Insolvenz des Dax-Konzerns geführt. „Ich bin der Überzeugung, dass das Geschäft existiert hat, aber in wesentlichen Teilen nicht auf das Treuhandkonto geflossen ist“, betonte Braun.

Ex-Wirecard-CEO Markus Braun vor Gericht in München: Die Justiz soll nach den Milliarden Euro suchen, die Wirecard ruinierten.
Ex-Wirecard-CEO Markus Braun vor Gericht in München: Die Justiz solle nach den Milliarden Euro suchen, die Wirecard ruinierten. © Angelika Warmuth/dpa

Wirecard-Milliarden: verschwunden oder erfunden?

Braun widersprach damit dem mitangeklagten Kronzeugen Oliver Bellenhaus, nach dessen Aussage diese Erlöse frei erfunden waren. Beide Manager sitzen seit über zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft und beschuldigen sich wechselseitig.

Oliver Bellenhaus behauptet, dass Braun ein alles dominierender Chef gewesen sei, der in den Milliardenbetrug voll eingebunden war. Braun argumentierte diese Woche in München hingegen, er hätte „keinerlei Kenntnisse von Fälschungen oder Veruntreuungen“ gehabt.

Markus Braun wollte Bellenhaus kündigen und Marsalek entmachten

Braun betonte, dass er Bellenhaus im Jahr 2020 kündigen wollte. Seine Anwälte bezeichneten ihn als „professionellen Lügner“. Den seit 2020 untergetauchten Vertriebsvorstand Jan Marsalek wollte Braun entmachten. Dazu war es nach der Insolvenz nicht mehr gekommen.

Der frühere Wirecard-Chef relativierte seine eigene Verantwortung für den Bilanzskandal und Kollaps des Dax-Konzerns. Der Vorsitzende Richter Markus Födisch hielt Braun eine Aussage aus einer seiner Vernehmungen durch die Staatsanwaltschaft vor. Damals hatte Braun eingeräumt, versagt zu haben. Vor Gericht sagte Braun dazu: „Ich würde das heute nicht mehr so formulieren.“ (dpa/rowa)

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